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Handelsdruck

Billig-Tsunami aus China – wird Österreich überschwemmt?

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(Foto: iStock)

Chinesische Waren könnten bald Europa und die Schweiz überschwemmen. Nach US-Strafzöllen sucht die Wirtschaftsmacht mit ihren massiven Überkapazitäten neue Absatzmärkte.

Die US-Strafzölle auf chinesische Waren könnten eine Welle günstiger Produkte nach Europa und in die Schweiz spülen. Mit einem Anteil von etwa 31 Prozent nimmt China weltweit die führende Position in der industriellen Produktion ein. Waren im Wert von 518 Milliarden Euro fanden 2024 ihren Weg aus China in die EU – mehr als aus jedem anderen Land der Welt. Gleichzeitig bezog die Schweiz chinesische Erzeugnisse im Umfang von 21,5 Milliarden Euro. Bereits seit 2014 profitieren die Handelsbeziehungen von einem bestehenden Freihandelsabkommen.

In einem Gespräch mit SRF äußert Jorg Wuttke, ehemaliger Präsident der EU-Handelskammer in China, seine Bedenken hinsichtlich steigender Exportvolumen aus dem Reich der Mitte: „Elektronik, Textilien, Chemie- und Pharmavorprodukte kommen jetzt auf Europa zu – fast über Nacht.“ Das Land stehe unter Druck, seine Überproduktion abzusetzen. „China hat ein riesengroßes Überkapazitäten-Problem“, so Wuttke. Er sagt: „Mit Solarpanels könnten sie zweieinhalbmal die ganze Welt beliefern.“ Insbesondere Unternehmen im Maschinenbausektor dürften rasch unter Zugzwang geraten.

Chinas Wettbewerbsvorteile

Die technologische Aufholjagd Chinas ist beachtlich, zudem kann das Land auf seinen immensen Binnenmarkt und seine Massenfertigung setzen. Diese Faktoren, kombiniert mit einer abwertenden Währung, verschaffen chinesischen Unternehmen enorme Wettbewerbsvorteile – sowohl technisch als auch bei den Preisen. Für Firmen aus Europa wird es dadurch zunehmend schwieriger, sich zu behaupten. Der Margendruck werde nicht nur in Europa, sondern auch auf Drittmärkten deutlich spürbar sein, so Wuttke.

Drohender Angebotsschock

Momentan erscheint die Situation noch kontrollierbar, doch könnte sich das Blatt schnell wenden. „Wir können keinen sogenannten ‚Supply Schock‘ (plötzliches Überangebot an Waren) überleben. Wir müssen sehen, dass das alles geordnete Wege findet“, erklärt der China-Experte weiter. Die EU habe Vorbereitungen getroffen, um bei Bedarf Gegenmaßnahmen einzuleiten. Auch die Schweiz verfüge über entsprechende Instrumente zur Regulierung von Importen.

Verbraucher könnten zunächst von dieser Entwicklung profitieren. „Wenn Schuhe, Handys oder Fernseher 30 Prozent günstiger werden, freut das die Kunden“, sagt Wuttke.

Auf lange Sicht drohen jedoch Preisverfall und neue Handelsbarrieren.