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Breaking Bad“-Ring gesprengt: Drogen-Boss gibt sich als Bus-Fahrer aus

Bus, Polizei
Symbolbild FOTO: iStock

Vom Lenkrad zum Labor: Ein Busfahrer aus St. Pölten führte ein Doppelleben als Crystal-Meth-Produzent. Sein Geschäftsmodell erinnert frappierend an die Kultserie „Breaking Bad“.

In Niederösterreich hat die Polizei eine Drogenbande zerschlagen, deren Geschäftsmodell stark an die US-Serie „Breaking Bad“ erinnert. Ein 40-jähriger Linienbus-Fahrer aus St. Pölten mit iranischen Wurzeln entpuppte sich als Kopf einer Crystal-Meth-Organisation. Während er tagsüber Passagiere beförderte, betrieb er im Verborgenen ein lukratives Drogengeschäft. Die Staatsanwaltschaft Wien erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn, seine Ehefrau und seinen Onkel.

Der Drogenhändler flog auf, als er einem verdeckten Ermittler zwei Kilogramm Crystal Meth zum Preis von 40.000 Euro anbot. Bei der nächtlichen Übergabe in Wien erfolgte der Zugriff. Die anschließende Hausdurchsuchung förderte erhebliche Bargeldbeträge, vermutlich aus Drogengeschäften, sowie Chemikalien, Substanzen und Anleitungen zur Herstellung von Crystal Meth zutage. Seine ebenfalls festgenommene Ehefrau soll in einer improvisierten Drogenküche für die Veredelung der Substanz verantwortlich gewesen sein.

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Florierendes Geschäft

Das Geschäft florierte offenbar seit etwa acht Jahren. Mit einem monatlichen Einkommen von 2.500 Euro als Busfahrer konnte sich der Hauptverdächtige dennoch einen leistungsstarken Ford Mustang mit über 400 PS leisten. Neben seiner Frau war auch sein Onkel in die kriminellen Aktivitäten verstrickt. Das eigentliche Drogenlabor soll sich jedoch im benachbarten Ausland befinden. Von dort transportierte der Busfahrer die Substanzen nach Österreich.

Gegenüber den Ermittlern räumte der 40-Jährige, der von Rechtsanwalt Dr. Manfred Arbacher-Stöger vertreten wird, ein, bei einer solchen Fahrt vier Kilogramm Crystal Meth eingeschmuggelt zu haben. „Bei dem bisher bekannten Sachverhalt kann ich mir solche Mengen nicht vorstellen. Die Ermittlungen werden Klarheit bringen.“ So kommentiert Strafverteidiger Dr. Manfred Arbacher-Stöger den Fall seines Mandanten, des dealenden Busfahrers.

Laut Aussage des Beschuldigten verkaufte er die Hälfte der geschmuggelten Ware an einen Abnehmer mit dem Decknamen „Perser“. Angesichts der beträchtlichen Menge bei nur einer Schmuggelfahrt vermuten die Ermittler, dass der Hauptverdächtige insgesamt mehrere Dutzend Kilogramm des als besonders gefährlich geltenden Methamphetamins nach Österreich gebracht hat.

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Der Fall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut Daten des Bundeskriminalamts wurden 2023 in Österreich 95 Crystal-Meth-Labore ausgehoben – ein Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders die Grenzregionen zu Tschechien und Ungarn gelten als Hotspots, wobei die Behörden einen Trend zu kleineren, mobileren Produktionsstätten beobachten.

Ähnliche Fälle

Ein vergleichbarer Fall erschütterte 2022 die oberösterreichische Drogenszene. In Linz wurde ein Netzwerk um einen ehemaligen Chemiestudenten zerschlagen, der mit tschechischen Komplizen monatlich bis zu sechs Kilogramm Crystal Meth herstellte und in ganz Österreich vertrieb. Die Ermittler sprechen von einer zunehmenden Professionalisierung der Methamphetamin-Produktion im Land.

Drogenkonsum Österreich

Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Gerichtliche Medizin in Innsbruck liefert Einblicke in den österreichischen Drogenkonsum. Forscher analysierten die Abwässer von 16 Kläranlagen in etwa 160 Gemeinden. Die Ergebnisse bestätigen Cannabis als meistkonsumierte illegale Substanz, zeigen aber auch einen rasanten Anstieg beim Kokainkonsum.

Besonders an Wochenenden steigt der Verbrauch von Kokain und Amphetaminen wie Speed und Ecstasy deutlich an – ein klarer Hinweis auf deren Verwendung im Partymilieu. Studienleiter Herbert Oberacher fasst zusammen: „Ein durchschnittlicher Einwohner konsumiert täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht etwa vier Zigaretten, nimmt 0,07 Joints zu sich und konsumiert 1,5 Milligramm stimulierende Substanzen.“

Besonders auffällig bleibt der überdurchschnittliche Kokainkonsum in Kufstein, der zweitgrößten Stadt Tirols, wo erneut die höchsten Werte gemessen wurden. „In den österreichischen Abwässern beobachten wir seit Jahren eine kontinuierliche Zunahme der Kokainrückstände“, erklärt Oberacher. In Graz wurden hingegen die höchsten Konzentrationen von Amphetamin nachgewiesen.

Auch beim Verbrauch von Methamphetamin, zu dem auch Crystal Meth zählt, führt die steirische Landeshauptstadt die Statistik an. Im europäischen Vergleich bewegt sich Österreich beim Drogenkonsum allerdings nur im Mittelfeld – keine der untersuchten Regionen zählt zu den konsumstärksten Gebieten Europas.