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KOMMENTAR

Die 1000 Corona-Experten: Wieviel Wahnsinn geht noch?

Foto: iStockPhoto

Das Coronavirus ist zweifellos eine Bedrohung, mit der man keineswegs spaßen sollte. Da sind sich wohl Politik, Medizin und die ganze Welt einig.

Doch, Experten gibt es in der heutigen Zeiten viele – vor allem diejenigen, die sich selbst zu Insidern ernannt haben. Es ist ähnlich wie nach einem verlorenen Fußballmatch: Jeder weiß plötzlich, wie es denn besser gegangen wäre. Täglich werden, teilweise auch von seriösen Quellen, Fake-News, Verschwörungstheorien und die irsinnigsten Hypothesen wiedergegeben. Bei all der notwendigen Ernsthaftigkeit und Verantwortung, mit der man mit dieser Epidemie umgehen sollte: Manche Leute haben den Bogen so überspannt oder betreiben ihre Panikmache und ihr teilweise auch selbstverliebtes „Krisenmanagement“ so weit, dass es eigentlich nur tragikomisch ist. Diese Leute hätten wohl eher einen Platz im Theater verdient als denjenigen, an dem sie sich selbst sehen – als angeblich kompetente Manager einer tatsächlich ernst zu nehmenden Krise.

Und überall gibt es sie mittlerweile: Die Experten, die schon vorher alles gewusst haben. Die, die schon 1979 den Keller vollgeräumt haben, als die ersten Spekulationen über ein mögliches weltweites Virus auftauchten. Die, die die jemanden kennen, der jemanden kennt, der im Ministerium sitzt… Wir haben versucht einige Typen von diesen selbsternannten Experten herauszuarbeiten.

1.) Der Hamsterkauf-Panikmache-Dirigent

Er ist derjenige, der gleich zu Beginn der Krise den Großtransporter von Freunden ausborgte, damit unzählige Runden vom Supermarkt und wieder nach Hause fuhr und dabei seine Ersparnisse für Tonnen an Klopapier, Thunfisch-Dosen und italienische Nudeln aufgebraucht hat. Als noch nicht mal die Rede von Ausgangssperren oder Einschränkungen war, war für ihn bereits klar: „Jetzt oder nie“. Er hat unzählige Bücher über den Weltuntergang gelesen, fast alle MacGyver-Serien angesehen und hat die Hälfte aller politisch-esoterischen Channels auf Youtube abonniert. Er ist derjenige, der problemlos die bosnischen Pyramiden mit den Vorgängen von Wuhan gleich in Verbindung setzen konnte. Er traut aber keinem Politiker, keiner Regierung und hält sich für den kompetentesten Krisenmanager überhaupt. Er glaubt noch immer unbeirrt daran, dass morgen alle Supermärkte zusperren werden. Nur wer vorsichtig und überdurchschnittlich gut vorbereitet ist, wird laut ihm die Krise überleben.

2.) Der James-Bond-Saunameister

Er hat an seine Whatsapp-Konakte gleich zu Beginn der Krise eine Message nach der anderen rausgehaut: „Leute, die Stadt wird Montag abgesperrt. Kauft alles leer, was nur geht. Vertraut mir“. Das Vertrauen, welches er von seinem „Publikum“ haben mag, basiert natürlich auf anderen „stillen Insidern“, die zumeist in „Ministerien arbeiten“, „direkten Zugang zum Krisenstab haben“ und alles sowieso und überhaupt zwei Wochen früher wissen als der Rest der Normalsterblichen. Er will nicht nur „Gutes“ tun und die Leute „zeitgerecht informieren“, wie er es selber suggeriert in seinen Nachrichten. Ganz nebenbei möchte er sich als jemand präsentieren, der „Zugang zu denen da oben hat“ und der an der direkten Quelle sitzt. Ein bißchen fühlt er sich schon wie James Bond. Einen Tag vor der Krise langweilte er sich noch als Saunameister in den Wiener Bädern. Nun, da die Krise jetzt da ist, fühlt er sich als sei seine Zeit gekommen. Jetzt wird er endlich selber zum Protagonisten…

3.) General Vučić Junior: Vater-der-Nation-Typ

Er schläft nur einige Stunden in der Nacht, seine Frau kommuniziert mehr mit dem Nachbarshund als mit ihm und ein Privatleben hat er seit dem Aufkommen des Virus eigentlich aufgegeben… Er lebt nur noch für die Krise und deren Bewältigung. Er hat sich selber zum Vater der Nation ernannt und geht wie ein Zeuge Jehovas von Haus zu Haus, um die Leute von der Ernsthaftigkeit der Lage zu überzeugen. Er ist nicht nur der verantwortlichste Krisenmanager überhaupt, der alles – auch das nötige und auch das unnötige – unternommen hat, um seine MitbürgerInnen, NachbarInnen, FreundInnen zu retten. Er ist mittlerweile zu einer Art Missionar für billige chinesische Masken mutiert, die er – na, logo! – gleich als erster, noch zeitgerechter als alle anderen, bestellt hat. Er weiß alles über Corona und verbringt den halben Tag im Lesemodus. Zwischendurch gibt er gerne Tipps, Analysen und Prognosen. Er hat schon jetzt sein T-Shirt gedruckt: „2020, ich war dabei“. An vorderster Front, eh klar.