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INSTITUT FÜR VERMISSTE PERSONEN

Die Knochenjäger aus Bosnien – 465 Kinder aus Kriegsgräben exhumiert

Noch immer werden etwa 7.000 Personen in Bosnien-Herzegowina vermisst. (Foto: zVg.)

Das Institut für Vermisste Personen in Bosnien-Herzegowina hat bekannt gegeben, dass 465 Kinder unter 17 Jahre, die während des Krieges getötet wurden, aus Massengräbern exhumiert wurden. Darunter waren auch neun Kleinkinder.

Von den insgesamt 25.500 Menschen, die bislang aus den Massengräbern Bosnien-Herzegowinas, aufgefunden wurden, befanden sich auch Kinder. 456 Kinder unter 17 Jahren konnten nun exhumiert, wie Balkan Insight berichtet. Unter den Überresten waren auch neun Babys, die jünger als ein Jahr waren, als sie starben. Mit lediglich drei Monaten wurde Amila Dzaferagic als jüngstes Opfer exhumiert. Sie wurde gemeinsam mit ihrer Mutter Besima Dzaferagic, in der Nähe von der bosnischen Stadt Kljuc, aufgefunden. Des Weiteren wurde eine Frau gemeinsam mit ihrem Neugeborenen in einem Grab in Drvar exhumiert.

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Am Mittwoch hat das Institut für Vermisste Personen in Bosnien-Herzegowina bekannt gegeben, dass zwei neue Massengräber gefunden wurden. Die Überreste von 20 Opfern aus dem Krieg der 90er Jahre werden nun identifiziert.

 

Die Sprecherin des Instituts für vermisste Personen, Lejla Cengic, bestätigte Funde ganzer „Familien-Gräber“. So wurde auch ein Imam aufgefunden, der gemeinsam mit seiner Ehefrau und ihren vier Kindern, in der Gemeinde Vogosca exhumiert wurden. „Der älteste Sohn Muhamed war 13 Jahre alt, Meliha war neun, Ahmed vier und Amina einen Monat alt. Somit ist Amina das jüngste Opfer auf dem Territorium Sarajevo. Der Imam Hasib Ramic und seine Familie wurden 1993 getötet“, so Cengic. Lediglich ein Tag alt wurde ein Neugebores der Muhic Familie, dass im Srebrenica Memorial Zentrum in Potocari begraben wurde.

Harter Job mit gesundheitlichen Folgen

Die Mitarbeiter des Insituts für vermisste Personen seien auf weitere Funde gestoßen. So erzählte der Ermittler, Sadik Selimovic, dass er bereits die gesundheitlichen Folgen seiner Arbeit spüre. Insbesonder habe ihn das Massengrab im Gebiet Bratunac, wo 38 Menschen gefunden wurden, psychisch stark belastet. Dort wurden überwiegend Mütter mit ihren Kindern vorgefunden. „Wir fanden eine Mutter und ihre beiden Kinder in einer schwarzen Tasche. Unter den Toten war auch Frau Zekira Begic, die im neunten Monat der schwanger war“, so Selimovic. Dies blieb kein Einzefall, da man in weiteren Leibern von Frauen Knochen von Föten entdeckte. Noch immer werden etwa 7.000 Personen seit dem Krieg in Bosnien-Herzegowina vermisst.

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Auch ein Vierteljahrhundert nach dem Krieg in Bosnien-Herzegowina wird den Überlebenden sexueller Gewalt noch immer Gerechtigkeit verweigert. Ein Bericht von Amnesty International zeigt systematische Hindernisse und mangelnden politischen Konsens vergewaltigten Frauen gegenüber auf.