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GRETA FERUŠIĆ WEINFELD

Einzige Auschwitz- und Sarajevo-Belagerung-Überlebende verstorben (VIDEO)

(FOTO: Wikimedia Commons/Dnalor 01, YouTube-Screenshot, zVg.)

Greta Ferušić Weinfeld überlebte sowohl das Vernichtungslager der Nazis als auch die fast vierjährige Belagerung während des Bosnienkrieges. Am Montag verstarb sie im Alter von 97 Jahren.

Nach Angaben von Vertretern der jüdischen Gemeinde Bosniens starb Greta Ferušić Weinfeld am vergangenen Montag. Ferušić Weinfeld kam 1924 in Novi Sad (Nordserbien) zur Welt und wurde 1944 zusammen mit einigen Familienmitgliedern nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Viele ihrer Angehörigen verloren im ehemaligen NS-Konzentrationslager, das sich im heutigen Polen befindet, ihr Leben. Einzig Ferušić Weinfeld überlebte die systematische Ermordung.

Rückkehr nach Jugoslawien
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte sie nach Serbien zurück, studierte Architektur in Belgrad und zog später in die bosnische Hauptstadt Sarajevo. Sie arbeitete als Professorin an der Architekturfakultät der Universität Sarajevo. Später wurde sie zur Dekanin ernannt.

Doch inmitten des gewaltsamen Zerfalls Jugoslawiens geriet Ferušić erneut ins Kreuzfeuer des Krieges. Während des Krieges in Bosnien von 1992 bis 1995 weigerte sich Ferušić, evakuiert zu werden, als serbische Truppen Sarajevo in einer jahrelangen Belagerung umzingelten, bei der schätzungsweise 11.000 Menschen, darunter 1.600 Kinder, getötet wurden.

„Während des Zweiten Weltkriegs war ganz Europa in Schwierigkeiten und Leid … während des Bosnienkriegs – nur 100 Kilometer Luftlinie entfernt lebten die Menschen ein normales Leben, unbeeinflusst von den Ereignissen und ohne zu bemerken, was hier geschah“, erzählte sie später über die Belagerung.

Bosnien-Krieg: „Ich werde meine Heimat nie wieder verlassen“
„Eine großartige Person ist gegangen … sie hat viele gute und schreckliche Dinge überlebt“, sagte Haris Pašović, der bei einem Dokumentarfilm über Ferušić Regie führte, auf Facebook.

Der Dokumentarfilm – „Greta“ – erzählt Ferušićs dramatische Lebensgeschichte und wurde nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1997 später auf mehreren internationalen Filmfestivals gezeigt.

In dem Film erklärte Ferušić ihre Entscheidung, inmitten der Belagerung in Sarajevo zu bleiben. „Ich war schon einmal in meinem Leben gezwungen, meine Heimat zu verlassen. Ich werde mein Zuhause nie wieder freiwillig verlassen“, sagte sie. 2004 wurde Ferušić mit dem Auschwitz-Kreuz ausgezeichnet – einer polnischen Auszeichnung, die Überlebende der Konzentrationslager der Nazis ehrt.