In einer wegweisenden Initiative zur Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern und zur Konzentration auf den Kern des Unterrichts haben die Bundesregierung und die Lehrergewerkschaft ein wegweisendes Paket vorgestellt.
Bildungsminister Martin Polaschek und Paul Kimberger, der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, enthüllten am Montag ein Zehn-Punkte-Programm, das auf eine umfangreiche Entlastung abzielt. Dabei steht die Freisetzung von Lehrkräften von bürokratischen Aufgaben im Mittelpunkt, sodass sie sich verstärkt ihrer eigentlichen Aufgabe – dem Unterrichten – widmen können. Gesetzesinitiativen zur Realisierung der meisten dieser Maßnahmen sollen in den anstehenden Wochen unter besonderer Priorität verhandelt werden, mit dem Ziel, noch vor der Sommerpause eine Verabschiedung im Nationalrat zu erreichen.
Neue Rollenverteilung
Eine Schlüsselinitiative ist die Einführung der Rolle einer „pädagogisch-administrativen Fachkraft“ an Grund-, Mittel-, Sonderschulen sowie an Polytechnischen Lehranstalten. Diese Neuerung beabsichtigt, den Mangel an administrativer Unterstützung in diesen Einrichtungen zu beheben. Lehrpersonen können nun, basierend auf einem Staffelmodell, das sich nach der Anzahl der Klassen richtet, administrative Aufgaben übernehmen oder diese an speziell geschulte Kollegen weitergeben.
Digital statt Papier
Mit dem Ausbau des Datenverbundes entfällt die manuelle Eingaben von Schülerdaten. Zudem wird der digitale Schülerausweis „edu.digicard“ eingeführt. Zeugnisse und Schulnachrichten werden künftig elektronisch zugestellt. „Damit schaffen wir die Grundlage für ein FinanzOnline für die Schulverwaltung“, erklärte Polaschek.
Entlastungen im Fokus
Ein zentraler Aspekt des Entlastungspakets ist die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen für Pflichtschulen, zu denen Volksschulen, Mittelschulen, Sonderschulen und Polytechnische Schulen zählen. Bisher wurde von den Schulleitungen erwartet, neben ihrer Führungsrolle auch organisatorische, administrative und koordinierende Aufgaben zu übernehmen. Um diesen Druck zu mildern, wird nun ein Pilotprojekt gestartet, das den Schulen bis 2026 insgesamt etwa 80 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung stellt.
Zuschuss für Deutschförderklassen
Eine weitere bedeutende Maßnahme ist die Einführung einer Zulage für Lehrkräfte, die in Volksschulen Deutschförderklassen unterrichten. Dies soll den erhöhten Verwaltungsaufwand anerkennen und angemessen entschädigen, der bisher finanziell nicht berücksichtigt wurde.
Vereinheitlichung der Sonderförderung
Geplant sind auch Vereinfachungen im Bereich der sonderpädagogischen Förderung. Ein vereinheitlichtes, gestrafftes Verfahren soll bundesweit eingeführt werden, um schneller Klarheit für Eltern, Kinder und Schulen zu schaffen. Besonders das bisher je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabte Verfahren soll angeglichen werden, um eine dauerhafte Beeinträchtigung festzustellen. Danach wird die nötige Förderung eingeleitet.
Mehr Autonomie für Schulen
Ein kontrovers diskutierter Punkt des Pakets ist die vorgesehene Möglichkeit für Schulen, über die Einführung von Kind-Eltern-Lehrer-Gesprächen. Volksschulen sollen selbst über ergänzende differenzierten Leistungsbeschreibung, neben den üblichen Ziffernnoten, entscheiden. Dies stellt einen Schritt hin zu mehr Autonomie und pädagogischer Freiheit dar.
Breite politische Reaktionen
Das Entlastungspaket wurde politisch unterschiedlich aufgenommen. Während die SPÖ das Paket lobt und als wesentliche Verbesserung ansieht, kritisiert die NEOS die Maßnahmen als unzureichend. Sie bemängeln die insgesamte Untätigkeit der Regierung im Bildungsbereich.
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