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Erdogans AK-Partei gestürzt: Opposition jubelt zu Jugo-Hits

TUERKEI
(FOTO: EPA/Erdem Sahin)

Istanbul erlebte einen historischen Moment für die türkische Demokratie: In einer Nacht voller Emotionen strömten zahlreiche Bürger am Sonntagabend auf die Straßen, um die spektakuläre Niederlage der AK-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den lokalen Wahlen zu feiern. Nach einem Jahrzehnt unangefochtener Dominanz musste die Regierungspartei ihre Hochburgen Istanbul und Ankara an die Opposition übergeben. Die Niederlage wird als politisches Erdbeben gewertet und könnte landesweite Auswirkungen haben.

Im Stadtteil Bayrampasa von Istanbul herrschte Feststimmung. Die Menschen schwenkten türkische Flaggen und füllten die Straßen mit einem Meer aus roten Sternen und Halbmonden. Inmitten der ausgelassenen Stimmung waren auch die Klänge des serbischen Liedes „Jutro je“ von Nada Topcagic zu hören, das lautstark von der Menge gesungen und gefeiert wurde.

Der amtierende Bürgermeister von Istanbul und Kandidat der wichtigsten türkischen Oppositionspartei, der Republikanischen Volkspartei (CHP), Ekrem Imamoglu, verkündete seinen Sieg bei den Bürgermeisterwahlen. Mit einer eindrucksvollen Differenz von über einer Million Stimmen distanzierte er sich nach Auszählung von 96 Prozent der Wahlzettel von seinem Kontrahenten. Imamoglu betonte die Bedeutung des Vertrauens, das die Bürger Istanbuls ihm entgegengebracht hatten, und zeigte sich über das vorläufige Ergebnis hocherfreut.

Gleichermaßen konnte auch der CHP-Kandidat Mansur Yavas in Ankara einen klaren Triumph für sich verbuchen. Schon drei Stunden nach Schließung der Wahllokale und basierend auf den ersten Ergebnissen lag er mit einem Vorsprung von nahezu 20 Prozent vor seinem Gegner der AKP.

Nach nichtamtlichen Ergebnissen, die auf dem Auszählen von 90 Prozent der Stimmen beruhen, geht die CHP mit 37,32 Prozent als stärkste Kraft aus den lokalen Wahlen hervor. Die AKP unter Präsident Erdogan erreicht demgegenüber 35,78 Prozent. Das Nachrichtenportal Anadolu berichtet, dass die CHP erstmals seit 35 Jahren an der Spitze nach Stimmenzahl steht und den Sieg in den Bürgermeisterwahlen sowohl in Ankara als auch Istanbul für sich beansprucht. Neben diesen beiden Metropolen sieht es für die CHP auch in anderen wichtigen Städten wie Izmir, Bursa, Antalya und Adana sehr gut aus.

Erdogan akzeptiert Ergebnisse

Erdogan selbst betonte, dass die lokalen Wahlen vom 31. März zwar abgeschlossen seien, dies jedoch nicht das Ende, sondern vielmehr eine Wende markiere. In einer Ansprache in Ankara lobte er die demokratische Reife der Türkei, die einmal mehr unter Beweis gestellt worden sei. Es habe keine Vorfälle gegeben, die einen Schatten auf das Wahlgeschehen hätten werfen können. Die Stimme der Nation manifestiere sich in den Wahlzetteln, und die Bürger hätten ihre Botschaft an die Politiker übermittelt.

Die Wahlresultate zeigen einen deutlichen Wandel in der türkischen politischen Landschaft und könnten ein Vorbote für umfassendere Veränderungen in der politischen Stimmung des Landes sein.