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BELGRAD VERÄRGERT

Europaabgeordnete: Serbien soll die „moderne Sklaverei“ beenden

Ein vietnamesischer Arbeiter in Zrenjanin. (FOTOS: N1 Serbia, iStockphoto)

Die Behörden in Belgrad sind verärgert. Eine Gruppe von Europaabgeordneten forderte Serbien dazu auf, die „moderne Sklaverei“ zu beenden.

Auslöser für die Debatte rund um „sklavenartige“ Arbeitsbedingungen in Serbien wurde war ein Bericht der serbischen NGO A-11 „Initiative für wirtschaftliche und soziale Rechte“. Demnach sollen im März, April und Mai dieses Jahres rund 500 Arbeitnehmer aus Vietnam in das serbische Zrenjanin gekommen sein. Diese sollen von chinesischen Unternehmen in Serbien beschäftigt worden sein – unter unmöglichen Arbeitsbedingungen. So klagten die Arbeitnehmer etwa über den Mangel an Arbeitsrechten und die Missachtung der lokalen Arbeitsgesetzte. Die dadurch entstandene Kritik an dem Balkanland wurde von der serbischen Regierung als persönlicher Angriff auf das Land gewertet.

Katastrophale Arbeitsbedingungen
Laut dem Bericht der NGO sollen die vietnamesischen Arbeitskräfte über eine Agentur nach Serbien gebracht worden sein. Den Arbeitern wurden jedoch für diese Dienste – inklusive Transport, Visabeschaffung und Unterkunft – zwischen 2.200 und 4.000 Dollar (1.955 und 3.554 Euro) in Rechnung gestellt. Danach wurden die Arbeitnehmer angeblich von der China Energy Engineering Group Tianjin Electric Power Construction Co. LTD eingestellt. Allerdings wurde kein Arbeitsbeginn vereinbart und die Zahlungen erfolgten ebenfalls „in bar“.

Die täglichen Arbeitszeiten sollen aus Neun-Stunden-Schichten bestanden haben. Die Kosten für die persönliche Schutzausrüstung wurde den Arbeitern vom Lohn abgezogen. Außerdem waren die Arbeiter dazu verpflichtet worden 26 Tage im Monat zu arbeiten; wer das nicht tat, dem wurde der gesamte Monatslohn gestrichen. Wer zu spät in die Arbeit kam, riskierte auch den Verlust seines gesamten Tageslohns. Die Arbeitnehmer mussten auch ihre Reisepässe abgeben.

Katastrophale Lebensbedingungen
Zudem kritisierte der Bericht der NGO auch die Unterbringung der vietnamesischen Arbeitskräfte. Sie seien in Baracken, in überfüllten Räumen mit Etagenbetten einquartiert worden. Die Betten hätten nicht einmal Matratzen gehabt, sondern hätten nur aus Holzbrettern bestanden, die mit einer dünnen Bettdecke bedeckt waren. Außerdem gab es für 500 Arbeiter nur zwei Toiletten, unzureichende Abwassersysteme, einen ständigen Gasgeruch und viele weggeworfene und ungesicherte Gasflaschen. Der NGO zufolge gab es auch keinen Strom und kein Trinkwasser, keine Heizung. Geduscht und Wäsche gewaschen musste mit kaltem Wasser werden.

Europaabgeordnete kritisieren „sklavenartige“ Arbeitsbedingungen
Mehrere Europaabgeordnete aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Kroatien, Slowenien sowie Österreich zeigten sich „entsetzt über die jüngsten Berichte über angeblichen Menschenhandel in Serbien“ und forderten „sofortige Maßnahmen der serbischen Behörden“. „Das Schweigen der serbischen Regierung zu dieser Zwangsarbeit bedeutet, dass sie sich mitschuldig an moderner Sklaverei macht“, schrieb etwa die Europaabgeordnete Viola Cramon-Taubadel.

Der serbische Außenminister Nikola Selaković reagierte umgehend wütend auf den Tweet und bewertete die Anschuldigungen von Viola von Cramon über „moderne Sklaverei“ und „Menschenhandel zur Ausbeutung von Arbeitnehmer“ als „weiteren Versuch, Serbien zu verteufeln“.

Die höchsten Staatsbeamten und zuständigen Behörden hätten „dringend reagiert, nachdem die Medienartikel über die Lage der vietnamesischen Arbeiter in einer der Fabriken in Serbien erschienen“. Doch wie sich herausgestellt habe, hätten „die Fakten wenig mit dem Image zu tun, das in dem geordneten und koordinierten politischen Propagandaangriff auf Serbien geschaffen wurde“, so Selaković weiter.

Quellen und Links: