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STADT WIEN KRITISIERT

Feiern bis Mitternacht: Wiener regen sich wegen Ramadan-Lärm auf

RAMADAN_MEIDLING
(FOTO: iStock, Google-Maps-Screenshot)

In den letzten zwei Wochen herrscht in der Eichenstraße 2C in Meidling ein neues Nachtleben. Mit Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan treffen sich Gläubige zum gemeinsamen Fastenbrechen und verursachen erheblichen Lärm. Die Reaktionen der Stadt Wien auf die Beschwerden der Anwohner lösen gemischte Gefühle aus.

Nach Einbruch der Dunkelheit füllen sich die Wohnungen mit Leben und Lachen. Es ist Ramadan, eine Zeit des intensiven sozialen Austauschs für Muslime, doch dieses Beisammensein stößt nicht überall auf Verständnis. „Ich kann seit Wochen kein Auge zumachen, jeden Abend wird bis weit nach Mitternacht lautstark gefeiert. Das ist Ruhestörung“, klagt Anwohnerin Erna T., die sich nicht allein mit ihrem Unmut befindet. Andere Nachbarn schlossen sich ihr an und appellierten an die Stadtverwaltung, Maßnahmen zu ergreifen.

Aufklärung sorgt für Kontroversen

Die Stadt Wien reagierte prompt, aber anders als erwartet: Anstatt konkrete Schritte gegen die nächtliche Ruhestörung einzuleiten, verteilte sie ein Infoblatt, das über den Ramadan informiert. „Ich bin sehr verwundert, dass uns die Stadt Wien mit einem Schreiben auffordert, auf den Ramadan Rücksicht zu nehmen, anstatt der nächtlichen Ruhestörung ein Ende zu setzen“, zeigt sich Erna T. irritiert.

Die Stadt verteidigte ihre Aktion. Eine Sprecherin erklärt, dass die Informationsvermittlung zu den Feierlichkeiten dazu diene, Verständnis zu fördern und eventuelle Bedrohungsängste abzubauen. „Wien ist eine bunt durchmischte Stadt, jede Kultur hat andere Bräuche, wir suchen ja auch Ostereier“, so die Sprecherin als Vergleich.

Scharfe Kritik

Die Vorgehensweise der Stadt findet nicht nur bei den Bewohnern, sondern auch in der Politik Kritiker. Die ÖVP-Integrationssprecherin Caroline Hungerlander äußert sich skeptisch: „Dieses Schreiben ist ein Zeichen falsch verstandener Toleranz. Es fragt sich, wen Integrationsstadtrat Wiederkehr damit integrieren will.“ Ein deutliches Zeichen, dass das Thema Integration in Wien weiterhin eines bleibt, das für Diskussionen sorgt und eine Gratwanderung zwischen Kulturverständnis und Alltagsrealität darstellt.

Die Auseinandersetzung um die Ramadan-Festlichkeiten in Meidling offenbart, dass das interkulturelle Zusammenleben in der Großstadt nach wie vor eine Herausforderung ist. Während manche Bürger um Verständnis für religiöse Praktiken bitten, fordern andere die Einhaltung von Ruhezeiten ein. Eine Balance zu finden, die den Respekt vor religiösen Feiern wahrt und gleichzeitig das Bedürfnis nach Ruhe sicherstellt, bleibt eine Aufgabe für die Stadt Wien.