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Vermögensverschiebung

Geheimflüge enthüllt: So schaffte Assad sein Gold aus dem Land

Baschar al-Assad Syrien
(FOTO: EPA-EFE/MOHAMMED AL-RIFAI)

Während Syrien im Chaos versinkt, enthüllt eine Reuters-Recherche die letzten Vermögenstransfers des Machthabers Assad – per Privatjet in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Mehr als zwei Jahrzehnte regierte Baschar al-Assad mit eiserner Hand über Syrien, während die Bevölkerung zunehmend in Armut versank und gleichzeitig das Vermögen des Machthabers und seiner Familie stetig wuchs. Schätzungen beziffern Assads persönliches Vermögen auf einen Betrag zwischen einer und fünf Milliarden US-Dollar, wobei das gesamte Familienvermögen möglicherweise sogar die Marke von zehn Milliarden überschreitet. In den letzten Tagen seiner Herrschaft gelang es dem syrischen Machthaber offenbar, erhebliche Mengen an Bargeld, bedeutsame Dokumente und kostbare Wertgegenstände außer Landes zu schaffen.

Eine aktuelle Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters beleuchtet nun die Methoden, mit denen Assad in den finalen Momenten seiner Herrschaft Vermögenswerte aus Syrien transferierte. Im Zentrum der Recherche steht ein Privatflugzeug vom Typ Embraer Legacy 600 mit der in Gambia registrierten Kennung C5-SKY. Dieses Flugzeug absolvierte innerhalb von nur 48 Stunden mehrere Flüge von Syrien zum Al Bateen Executive Airport in Abu Dhabi – einem exklusiven Flughafen für hochrangige Persönlichkeiten, der durch besonders strenge Datenschutzrichtlinien geschützt ist.

Assads Fluchtroute

Der vierte und letzte dieser Flüge startete am 8. Dezember vom russisch kontrollierten Militärstützpunkt Hmeimim nahe der syrischen Mittelmeerstadt Latakia. Von ebendieser Basis aus floh auch Assad selbst am gleichen Tag nach Russland. Die tatsächlichen Betreiber dieser Flüge bleiben jedoch im Dunkeln. Das Flugzeug wurde anscheinend im Rahmen eines sogenannten „Dry-Lease“-Arrangements (Mietvertrag für ein Flugzeug ohne Besatzung) genutzt, bei dem der Eigentümer das Luftfahrzeug ohne Besatzung, Piloten oder Versicherung zur Verfügung stellt.

Laut den Recherchen wurden bei diesen Flügen nicht nur Bargeld, Gemälde und kleinere Skulpturen transportiert, sondern auch Mitarbeiter des Präsidentenpalastes sowie Angehörige der Assad-Familie außer Landes gebracht.

Sanktionsumgehung und Vermögenssicherung

Obwohl seit 2011 umfangreiche Vermögenssperren durch die EU, die USA und weitere Staaten gegen Assad und sein Umfeld in Kraft sind, bieten die Vereinigten Arabischen Emirate offenbar einen sicheren Hafen für syrische Vermögenswerte. Dort wurden bislang keine öffentlich wirksamen Maßnahmen zur Einfrierung entsprechender Gelder bekannt, was das Land zu einem attraktiven Ziel für die Assad-Vermögen macht.

Recherchen internationaler Medien zeigen, dass Vertreter des syrischen Regimes und syrische Eliten ausgefeilte Methoden entwickelt haben, um internationale Sanktionen zu umgehen. Hierzu zählen komplexe Unternehmensgeflechte, Offshore-Konten und strategische Immobilienkäufe – besonders in Moskau und den Golfstaaten. Diese Strukturen dienen nicht nur der kurzfristigen Vermögensverlagerung, sondern auch der langfristigen Absicherung der Finanzen jenseits internationaler Kontrollmechanismen.