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Ungesundes Essverhalten

Gibt es sowas wie ein Nasch-Gen? – Forscher sagen ja!

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Wiener Forscher weisen nach, dass die Neigung zu „Snacking“ und Co. teilweise vererbt wird. Daher tun sich vorbelastete Menschen oftmals schwerer, ihr Gewicht zu halten.

Viele kennen es: Man kann die Finger einfach nicht von der Keksdose lassen, schaut ständig, was es Neues in der Naschlade gibt und kann einfach nicht aufhören Schokolade zu essen. Die Erklärung für dieses Verhalten lautet oft: Du kannst dich einfach nur nicht kontrollieren. Aber was wäre, wenn man gar nichts dafür kann? Wenn das Naschen einfach in den Genen liegt?

Die Untersuchung tausender Zwillingspaaren hat gezeigt, dass derartiges Essverhalten, das zu Übergewicht führen kann, bei manchen in den Genen liegen könnte. Gerade das unkontrollierte Naschen zwischen den Mahlzeiten ist ein Verhaltensmuster, das sich als teilweise erblich erwiesen hat, berichten Wissenschafter der MedUni Wien.

Zwillingsforschung als Ausgangspunkt


Seien es regelmäßigen nächtliche Kühlschrankplünderungen oder der automatische Griff im Vorbeigehen in die Süßigkeitenlade: Unsere individuellen Essgewohnheiten haben einen entscheidenden Einfluss auf unseren Körperumfang. Ob es sich dabei um erlerntes Verhalten handelt oder die genetische Veranlagung eine Rolle spielt, untersuchte nun ein Team der MedUni Wien in der Abteilung für Epidemiologie.

Dafür zogen die Forscher Datenmaterial heran, das in einer finnischen Zwillingsstudie mit insgesamt 4.036 Zwillingen im Alter von 31 bis 37 Jahren gesammelt wurde. Konkret wurden die Zwillingspaare hinsichtlich ihrer genetischen Veranlagung, ihrem Essverhalten, ihrem Body-Mass-Index und Taillenumfang untersucht.

Von „Snacking“ und emotionalem Essverhalten


Die durchgeführte Studie identifizierte vier Verhaltensmuster: „Snacking“, „unregelmäßiges und ungesundes Essen“, „restriktives Essen“ sowie das „emotionale Essverhalten“, die alle teilweise ererbt sein dürften. Deutlich wird dies am wesentlich ähnlicheren Essverhalten zwischen eineiigen Zwillingen im Vergleich zu jenem von zweieiigen Zwillingspaaren.

Im Weiteren stellte sich heraus, dass genetische Risikofaktoren das Gewicht beeinflussen, indem sie das Essverhalten steuern. Das gilt insbesondere für das Verhaltensmuster „Snacking“, das sich durch ein „Überessen“ bzw. „nicht aufhören können“ charakterisiert, sowie dem Naschen zwischen den Mahlzeiten und auch abends.

Den Genen gegensteuern


Doch Achtung: Auch wenn es für manche die willkommene Erklärung dafür sein mag, warum sie es einfach nicht schaffen, die Finger von Süßem zu lassen, heißt die genetische Veranlagung zum „Snacking“ nicht automatisch, dass man gar nichts dagegen tun kann. Im Gegenteil, Diese Ergebnisse liefern auch Hinweise darauf, wo man beim Abnehmen am besten den Hebel ansetzt: „Unsere Gene haben sich über Generationen hinweg kaum bis gar nicht verändert, und dennoch gibt es in Europa immer mehr Menschen mit Übergewicht und Adipositas. Mit einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Bewegung sowie mit ausreichend Schlaf kann man gegen die Genetik ankämpfen“, so Ernährungsepidemiologin Leonie-Helen Bogl, Leiterin des Forschungsteams der MedUni Wien. Auch würden Studien zeigen, dass Schlafmangel zu hormonellen Veränderungen führt, die den Appetit anregen.

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