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Gigantischer Kindesmissbrauchsfall: Ermittlungen gegen 30.000 Verdächtige

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Der Missbrauchsfall im Deutschen Bergisch Gladbach führte Ermittler auf die Spur von mehr als 30.000 Verdächtigen, so NRW-Justizminister Peter Biesenbach.

Deutsche Behörden sind gerade mit vollem Einsatz dabei, internationale pädökriminelle Netzwerke aus dem deutschen Raum auszuheben. Die Bandbreite der Straftaten zieht sich von Besitz und Verbreitung von Kinderpornographie bis hin zu schwerem Kindesmissbrauch. Ans Tageslicht kamen die Fälle 2019, als bei einer Hausdurchsuchung in Bergisch Gladbach belastendes Material festgestellt wurde.

Pädophile teilen „Vergewaltigungstipps“ im Netz
Tausende User versammeln sich in Gruppenchats, wo sie über ihre begangenen Missbräuche verherrlichen, einander aufstacheln und Tipps für sexuelle Straftaten geben. So wird unter anderem im Internet diskutiert, welches Beruhigungsmittel für die Betäubung von Kindern am besten wirke, um sich danach an ihnen zu vergehen.

„Wer zögert, wird von den anderen ermutigt und bedrängt, seine Absichten in die Tat umzusetzen“, erklärte Biesenbach, der hinzufügte, dass es sich um eine „neue Dimension des Tatgeschehens“ handle: „Wir müssen erkennen, dass Kindesmissbrauch im Netz weiter verbreitet ist, als wir bisher angenommen haben.“

Der NRW-Justizminister bezeichnete die Selbstverständlichkeit, mit welcher die Sexualstraftäter mit den Missbräuchen umgehend als „zutiefst verstörend“. Außerdem sei Biesenbach beim Anblick der Beweise aus dem Netz „speiübel“ geworden.

Teilweise eigene Kinder missbraucht
Im Komplex Bergisch Gladbach wurden deutschlandweit bisher 72 Verdächtige ausgeforscht. Zehn von ihnen befanden sich in Untersuchungshaft und gegen acht Personen wurde bereits Anklage erhoben.

Bis zu 350 Mitarbeiter arbeiten an der Aufklärung der Fälle. Beim Zusammentragen des Beweismaterials in Form von Foto und Video stellte sich heraus, dass Verdächtige sogar ihre eigenen Kinder missbraucht und Aufzeichnungen davon im Netz getauscht haben. Die Ermittlungen führen die deutschen Behörden in alle 16 Bundesländer.

Angst vor sinkender Hemmschwelle
Deutsche Behörden äußerten auch die Befürchtung, dass solche Räume im Internetz dazu führen könnten, dass die Hemmschwelle für Missbrauchstaten sinkt oder gar Sexualstraftaten begangen werden, da die User dieser Netzwerke von anderen dazu angetrieben wurden.

Am Mittwoch startet eine eigene Taskforce von Cyberermittlern mit ihrer Arbeit. Die ersten Fälle werden dann von sechs Staatsanwälten alsbald vor Gericht gebracht.