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Jubiläum

Heute vor 104 Jahren: Ende der Monarchie und die Geburtsstunde Jugoslawiens

Jugoslawien nach Wiedervereinigung
(FOTO: YouTube-Screenshot)

Am heutigen Tag im Jahr 1919 wurde in Saint-Germain-en-Laye, nahe Paris, ein Friedensvertrag unterzeichnet, der das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie besiegelte und läutete die Geburt des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen ein. Dieser Vertrag veränderte die geopolitische Struktur Europas nachhaltig. Österreich und seinen Alliierten wurde die volle Kriegsverantwortung auferlegt.

In Saint-Germain-en-Laye, unweit von Paris, wurde am heutigen Tag vor über einem Jahrhundert ein Friedensvertrag unterzeichnet, der die Weltkarte neu zeichnen sollte. Der Vertrag von Saint-Germain-en-Laye markierte das formale Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie und die Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das später als Königreich Jugoslawien bekannt wurde.

Die Unterzeichnung dieses Vertrags war ein historischer Moment, der das Ende des Ersten Weltkriegs besiegelte und die geopolitische Struktur Europas nachhaltig veränderte.

In Österreich empfand man insbesondere die Neugestaltung der Grenzen als belastend, da man im Krieg an der Seite der Bewohner der nun neuen Nachbarstaaten gekämpft hatte. Angesichts des neu proklamierten „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ hatte man andere Regelungen für mehrsprachige Gebiete erwartet.

Stattdessen wurden drei Millionen hauptsächlich deutschsprachige Bürger Teil der neuen Tschechoslowakischen Republik, wobei das Territorium sogar über die alten Kronland-Grenzen hinausreichte. Der Vertrag bestimmte, dass Ungarn die westlichen Komitate als „Burgenland“ an Österreich übergeben sollte.

„Es lebe die serbische Armee! Es lebe Jugoslawien!“

Südtirol und das Kanaltal fielen an Italien, während die Untersteiermark dem neu gegründeten Staat der Serben, Kroaten und Slowenen zugesprochen wurde.

Besonders die Dalmatiner, die eine Besetzung durch Italien befürchteten, zeigten ein starkes Interesse an der Gründung einer gemeinsamen Nation. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten reagierte unterschiedlich auf die neuen politischen Realitäten. In Städten wie Split, Rijeka, Dubrovnik und Sibenik wurden serbische Einheiten mit Jubel empfangen.

„Es lebe die serbische Armee! Es lebe Jugoslawien!“, riefen zwanzigtausend Einwohner von Split und Fans von „Hajduk Split“, als sie die serbische Armee begrüßten.

Kroaten fürchteten Plünderungen

Doch nicht alle waren erfreut über die neuen Machtverhältnisse. Kroatische Vertreter äußerten ihre Sorge über die Rückkehr kroatischer Soldaten aus den Reihen der besiegten österreichisch-ungarischen Armee und befürchteten Plünderungen.

„In der ehemaligen Armee von Österreich-Ungarn herrscht Chaos und Zerfall. Der neu gegründete Staat aus Slowenen, Kroaten und Serben sieht sich der drohenden Gefahr gegenüber, von heimkehrenden Kampftruppen überrollt zu werden. Die Regierung des serbischen Staates wird dringend gebeten, rasch eigene Einheiten zu entsenden. Eine zügige Rückmeldung wird erwartet.“, schrieben sie in ihren Bitten.

Auswirkungen auf Österreich und Deutschland

Der Vertrag legte Österreich und seinen Alliierten die vollständige Kriegsschuld auf und beinhaltete strenge Klauseln. Die Bezeichnung „Deutschösterreich“ wurde untersagt, ebenso wie die Vereinigung mit Deutschland, analog zu den Bestimmungen des Versailler Vertrags. Weiterhin wurde die Größe des österreichischen Heeres auf 30.000 Berufssoldaten limitiert und Reparationsleistungen zur Kompensation der Kriegsschäden festgelegt.

Gemäß dem Friedensvertrag musste Deutschland Elsass und Lothringen an Frankreich zurückgeben. Deutschland musste auch die Annexion polnischer Gebiete an den neu gegründeten polnischen Staat akzeptieren und zulassen, dass dieser über einen Korridor Zugang zur Ostsee und zum Hafen von Danzig hat. Diese konfiszierten Gebiete machten 15 Prozent des gesamten deutschen Territoriums aus.

Beginn von Hitlers Aufstieg

Die Unterzeichnung des Vertrags von Saint-Germain-en-Laye und die daraus resultierenden politischen und territorialen Veränderungen prägten das 20. Jahrhundert und hatten weitreichende Auswirkungen auf die Geschichte Europas.

Sie führten zu einer dauerhaften Frustration in Deutschland, die Adolf Hitler nutzte, um an die Spitze des Staates zu kommen und den Zweiten Weltkrieg auszulösen.