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HOCHZEIT

Hochzeitsbräuche auf dem Balkan

(Foto: iStock/santypan)

Die Völker dieser Welt haben viele Arten, ihre Traditionen und Kulturen zu pflegen. Häufig geschieht das in Form von Hochzeitsbräuchen. KOSMO stellt euch einige der interessantesten Hochzeitstraditionen des Balkan vor.

Bei Hochzeiten ändern sich die Trends sehr schnell und heute sucht man bei einer Hochzeit eher nach einer jungen, urbanen Atmosphäre. Dennoch werden oft noch verschiedene alte Bräuche in die Feier aufgenommen, die dem jungen Paar im Eheleben Glück und Wohlstand bringen sollen.

1. Die weiße Hochzeit

In den letzten Jahren liegen auch Hochzeiten ohne Hochzeitskleid im Trend. Noch immer aber überwiegen die weißen Hochzeiten und dieser Brauch stammt aus uralter Zeit. Die Braut trug Weiß, weil diese Farbe Tugend, Unschuld und Zartheit symbolisiert, und der Schleier vor dem Gesicht sollte die Braut vor Bösem bewahren. In einigen Teilen Serbiens wird dieser Schleier dann an einen Baum gehängt, denn Bäume symbolisieren neues Leben. In der Vojvodina (Serbien) herrscht auch der Brauch, dass die Frischvermählte nach Mitternacht ein rotes Kleid anzieht, denn Rot steht für die Liebe.

2. Die Braut wird über die Schwelle getragen

Dies ist einer der bekanntesten Hochzeitsbräuche. Aber was bedeutet er eigentlich? Angeblich geht er von dem Aberglauben aus, dass eine Person, die ein neues Heim betritt, der Familie negative Energie und Unglück bringen kann. Dabei meint man nicht, dass die Braut böse ist, sondern dass böse Teufelchen dieses unschuldige und unverdorbene Wesen benutzen, um sich in ein fremdes Haus einzuschleichen. Um das junge Paar vor solchem Übel zu bewahren, hat der Bräutigam die Braut über die Schwelle zu tragen und so vor dem Bösen zu schützen.

3. Mit Dukaten geschmückt

Das Beschenken der Braut mit Dukaten ist ein traditioneller Brauch auf Roma-Hochzeiten. Er wird in einigen Roma-Gemeinschaften gepflegt und symbolisiert den Wunsch nach Prosperität und Reichtum in der Ehe. Die Dukaten sind Goldmünzen, die als sehr wertvolles und luxuriöses Geschenk gelten. Dem Brauch nach bringen die Hochzeitsgäste die Dukaten mit und schenken sie der Braut zum Zeichen ihrer Achtung und als Glücksbringer für die Ehe. Oft wird gefordert, dass die Gäste zumindest einen Dukaten schenken, wobei manche auch mehr geben, und manchmal geben auch die Familien der Braut und des Bräutigams einige Dukaten als Zeichen ihres Willkommens und ihrer Großzügigkeit.

(Foto: iStock/Stefan Rotter)

Dieser Brauch hat seine Wurzeln tief in der Roma-Kultur und es ist traditionell verankert, dass Dukaten ein Symbol für Reichtum und Prosperität sind. Die Dukaten werden oft als Teil der Mitgift, die die Braut in die Ehe bringt, verwahrt, können aber auch wie Ersparnisse verwendet oder als Sicherheit für die Zukunft zurückgelegt werden. Außerdem kann das Schenken von Dukaten für die Gäste ein Weg sein, sich im besten Licht zu zeigen und dem Brautpaar und seiner Familie Respekt zu erweisen.

4. Das Apfelwerfen

Dieser Brauch besteht darin, dass der Bräutigam einen Apfel treffen muss, dein sein zukünftiger Schwiegervater, der Vater der Braut, auf dem höchsten Punkt vor ihrem Haus abgelegt hat. Wenn er es schafft, den Apfel auf die Erde zu stoßen und damit seine Fähigkeit unter Beweis zu stellen, seine zukünftige Familie zu beschützen, dann kann er die Braut bekommen.

Es gibt auch das Ritual, einen Apfel über das Hausdach zu werfen. Dabei muss die Braut den Apfel über das Dach werfen und er darf nicht zurückkommen (am Dach abprallen), sondern muss direkt auf der anderen Seite landen. Auf diese Weise zeigt die Braut, dass sie stark genug ist, um die Arbeiten im Haus und um das Haus herum zu verrichten. Die erfolgreiche Ausführung dieser Aufgabe ist ein Zeichen, dass die Braut nicht in ihr Elternhaus zurückkehren, sondern bei ihrem Bräutigam bleiben wird.

(Foto: iStock/Ekaterina Shcherbakova)

5. Das Reiswerfen nach der Kirche

In einigen Teilen Kroatiens werden nach dem Auszug aus der Kirche Reiskörner auf das Brautpaar geworfen. Diese Sitte symbolisiert die Fruchtbarkeit ihres künftigen Zusammenlebens. Die Herkunft dieses Brauchs muss man in der Tradition der ostasiatischen Völker suchen, für die Reis die Lebensgrundlage ist. Reis gilt in den Ländern des Fernen Ostens wie China und Japan als Gottesgabe. Der Produktionsmenge nach ist Reis hinter Mais und Weizen die dritthäufigste Kulturpflanze der Welt.

Reis ist ein Symbol für Wohlstand und Fruchtbarkeit und wird auch mit Vitalität, Gesundheit und Langlebigkeit verbunden. Als Alternative zum Reis dienen im Rahmen desselben Aberglaubens Blütenblätter, Weizen (als Zeichen von Großzügigkeit), Bohnen und Zuckermandeln, die mit ihrem süßen Geschmack die Süße des Ehelebens symbolisieren, sowie nicht weniger auffälliges Papierkonfetti.

6. Der Brautkauf

Im 19. Jahrhundert benötigte man eine erhebliche Summe Geldes oder Dukaten, um eine Braut zu kaufen. Erst 1846 erließ Fürst Aleksandar Karađorđević ein Gesetz, das diese Praxis untersagte. Die Verordnung lautete: „Das Betteln und das Geben von Geld und Gold für ein Mädchen wird als Brauch, der der menschlichen Würde widerspricht, beendet.“ Bis heute hat sich dieser Brauch jedoch gehalten, wenn auch mehr als Scherz. Der Bruder der Braut verkauft seine Schwester und der Bruder des Bräutigams kauft sie ihm ab.

(Foto: iStock/BalkansCat)

Der Bruder des Bräutigams, also der Schwager, hat die Aufgabe, im Spaß um den Preis für die Braut zu verhandeln und herauszufinden, was der Schwager mag, um ihn zu bestechen und das Mädchen für seinen Bruder zu gewinnen. Wenn der Schwager nicht genug für das Mädchen bietet, erhält er oft eine „falsche Braut“. Das ist dann meistens ein Mann oder eine ältere Frau, verkleidet als Braut. Bei diesem Brauch werden die Schwäger oft sehr erfinderisch und kreativ, bringen ganze Tragetaschen kleiner Münzen als Ablöse, mischen falsche oder alte Geldscheine unter richtige und bestechen den Bruder des Bräutigams mit einem Spielzeug, falls er noch sehr jung ist.

7. Das Werfen des Brautstraußes

Das Werfen des Brautstraußes ist eine der häufigsten Traditionen und über fast den ganzen Balkan verbreitet. Diese Tradition ist entstanden, um unverheiratete Mädchen am Glück der Braut teilhaben zu lassen. Früher rissen die Mädchen Teile des Brautkleides ab, heute wirft die Braut nur noch ihren Strauß. Sie wirft ihn den unverheirateten Mädchen zu, und dasjenige, das ihn fängt, wird als Nächstes heiraten.

8. Das Abreißen des Strumpfbands

Dieser Brauch stammt noch aus dem Mittelalter. Damals glaubte man, dass das Strumpfband der Braut Glück bringt, sowie auch alles andere, das die Braut am Hochzeitstag trägt. Das Strumpfband diente damals dazu, die Strümpfe der Braut zu halten. Der Brauch, dass der Bräutigam der Braut das Strumpfband vom Bein reißt, symbolisiert den Verlust der Reinheit und der Unschuld der Braut. Der Bräutigam muss das abgerissene Strumpfband den anderen Junggesellen auf der Hochzeit zuwerfen. Ähnlich wie auch beim Brautstrauß wird derjenige, der es fängt, der nächste Bräutigam werden.