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QUALEN STATT ZUFLUCHT

„Hölle auf Erden“: 9.000 Kinder im Mutter-Kind-Heim gestorben

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(FOTO: iStock)

Wo Mütter und ihre Sprösslinge ursprünglich Hilfe suchten, wurden sie gequält und gedemütigt. Nun werden die Umstände in den Mutter-Kind-Heimen aufgeklärt.

Die Einrichtungen sind speziell für Frauen mit Nachkommen, die Schutz vor Gewalt und Misshandlung sowie Hilfe im Alltag suchen. Doch was, wenn gerade dort der Horror wartet?

So war es laut aktuellen Untersuchungsberichten im 20. Jahrhundert in Irland, wo Tausende Kinder und Säuglinge gestorben sind. Die Zustände wurden viele Jahre verschleiert, bis Kinder beim Spielen, zufällig ein Loch voller Kinderknochen gefunden haben.

„Rund 9.000 Kinder starben in den untersuchten Heimen – etwa 15 Prozent aller Kinder, die in den Heimen waren“, so laut dem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission. Das Dokument Der Bericht umfasst knapp 3.000 Seiten, die schreckliche Eindrücke der Mütter und Kinder schilderten, die die 18 unterschiedlichen Einrichtung zwischen 1922 und 1998 bewohnten. Im streng katholischen Irland wurden unverheiratete und Frauen ohne Ehemann von der Gesellschaft verstoßen und auch die Kinder wurden missachtet. „Meine Mutter kam, um das Baby zu sehen und eine der Nonnen fragte sie: ‚Warum wollen sie sich so etwas ansehen?'“, so eine Zeugin aus dem Bericht.

Mangelnde Aufklärung in Bezug auf Sexualität und die streng religiöse Erziehung sollen zu vielen ungewünschten Schwangerschaften geführt haben.
Auch in en Heimen fanden die Frauen keine Zuflucht. „Es war außerordentlich kalt und harsch für Frauen. Alle Frauen litten unter ernsthafter Diskriminierung“, so die Autoren. „Es war klar, dass wir dort waren, um zu leiden“, wird zitiert. Eine weitere Zeugin berichtete, dass sie zur Bestrafung ein Mal sechs Stunden lang in einen Raum mit einer Leiche eingesperrt wurde: „Man konnte fast die Tränen in den Wänden fühlen“.

„Eine Nonne sagte mir: ‚Gott will dich nicht… Du bist Dreck“, so eines der Kinder im Erwachsenenalter. Das soll sich auf die Psyche der Kinder ausgewirkt haben, was sie dazu veranlasst hat, Selbstzweifel zu entwickeln und irgendwann die bösen Worte mental zu manifestieren.

Nun möchte sich der irische Ministerpräsident Michael Martin offiziell entschuldigen und kündigt dies auch im Parlament an. „Wir hatten eine völlig gestörte Einstellung zur Sexualität und Intimität und junge Mütter sowie ihre Söhne und Töchter mussten für diese Störung einen furchtbaren Preis bezahlen“, so Martin. Laut ihm sei „die ganze Gesellschaft daran mitschuldig“ gewesen.