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Entscheidung

Innenministerium: Polizei-Schulungen in Hitlers Geburtshaus

FOTO: zVg.

Hitlers Geburtshaus soll nun zu einem Schulungszentrum für die Polizei werden. Dort sollen nach dem Umbau hauptsächlich Menschenrechts-Schulungen stattfinden.

Die Pläne für den umfangreichen Umbau von Adolf Hitlers Geburtshaus in Braunau (Oberösterreich) sollen nun beschlossen worden sein. Nachdem im Jänner bekannt wurde, dass der Umbau voraussichtlich fast doppelt so viel kosten wird, als ursprünglich veranschlagt, soll nun die Polizei davon profitieren.

Der Preis für die Bauarbeiten ist auf bis zu 20 Millionen Euro gestiegen, 11 Millionen mehr als bislang geplant. Das teilte das österreichische Innenministerium im Jänner 2023 mit.

Menschenrechts-Schulungen

Die anfänglichen Pläne, Hitlers Geburtshaus in Braunau zu einer Mahnstätte umzufunktionieren klammerte die zuständige Expertenkommission gleich am Anfang aus. Auch der Abriss des Gebäudes kam nicht in Frage. Nun sind die konkreten Pläne des Innenministeriums bekannt geworden. Statt eines – wie vor einigen Jahren bekannt wurde – Asyl-, Obdachlosenlager soll nun eine Polizeistation dort eingerichtet werden. Zum Zweck von Menschenrechts-Schulungen.

Die Ergebnisse einer Umfrage des market-Instituts im März spiegeln eine gespaltene Meinung der Österreicher wider. 53 Prozent der Befragten unterstützen die Idee, im Hitler-Geburtshaus eine Einrichtung zur Auseinandersetzung mit Themen wie Nationalsozialismus, Gedenken, Antifaschismus, Toleranz und Frieden zu schaffen. Dagegen sprachen sich lediglich 23 Prozent für einen Abriss aus, während nur sechs Prozent eine polizeiliche Nutzung befürworteten.

Historiker und Mitglied der Kommission, Oliver Rathkolb, äußerte sich kritisch zu den Umfrageergebnissen. Er betonte, dass die Fragestellung nicht ausreichend auf die menschenrechtliche Nutzung des Hauses eingehe. Seiner Meinung nach wäre die Einrichtung einer Bildungseinrichtung zum Thema Nationalsozialismus im Geburtshaus ein „Spielen mit dem Mythos Hitler“. Er argumentiert, dass Adolf Hitler zwar eine zentrale Rolle spiele, der Nationalsozialismus jedoch nicht allein auf ihn reduziert werden könne. Die gesamtgesellschaftliche Verantwortung müsse berücksichtigt werden.

Leerstand seit 2011

Ein bereits 2016 erstellter Bericht der Expertenkommission zum Umgang mit dem Hitler-Geburtshaus empfiehlt eine sozial-karitative oder behördlich-administrative Nutzung des Gebäudes. Die Kommission setzte sich unter anderem aus ehemaligen Justizminister und Vizekanzler Clemens Jabloner und dem früheren Chef der Sektion IV, Hermann Feiner, zusammen, die auch an dem Gespräch beteiligt waren. Das Innenministerium betonte, dass es den breiten wissenschaftlichen Konsens zur geplanten Weiternutzung des Hauses vollständig unterstützt.

Seit dem Auszug der Lebenshilfe im Jahr 2011 steht das Gebäude leer. Da keine Einigung mit der langjährigen Eigentümerin erzielt werden konnte, wurde das Haus 2016 enteignet und gehört seitdem der Republik. Die Neugestaltung des Gebäudes verzögerte sich aufgrund der COVID-19-Pandemie. Die Gesamtkosten werden heute auf 20 Millionen Euro geschätzt.

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Peter Skorsch, der im Innenministerium für die operative Umsetzung der Vorhaben verantwortlich ist, erklärte, dass zu Beginn von geringeren Kosten – anfangs fünf Millionen Euro – die Rede war, da zu diesem Zeitpunkt noch kein konkretes Bauprojekt feststand und Nettoausgaben genannt wurden. Auch der Krieg in der Ukraine habe zu einer Erhöhung der Baukosten geführt.