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INTERVIEW

Janković: „Ich werde unsere erste Bezirksvorsteherin“ (GALERIE)

Silvia Janković im Gemeindebau im fünften Bezirk, in welchem sie aufgewachsen ist. (FOTO: Mario Ilić)

Silvia Janković (36) ist seit 2004 in der SPÖ aktiv und ist als langjährige Bezirkspolitikerin und Frauenvorsitzende ihrer Partei in Margareten ein bekannter Name. Doch, noch dieses Jahr könnte ihr Bekanntheitsgrad weit über die Bezirksgrenzen hinaus gehen. Denn bereits nach dem Sommer und nach der Wien-Wahl könnte Janković Geschichte schreiben: Die Wienerin mit serbischen Wurzeln, aufgewachsen als Kind von Hausbesorgern im Margaretner Gemeindebau, ist auf dem Weg erste Bezirksvorsteherin mit Migrationshintergrund aus unserer Community zu werden.

Sollte die SPÖ wie 2015 erneut stimmenstärkste Kraft im Bezirk werden, würde Janković direkt von der Spitze der SPÖ-KandidatInnenliste ins Amtshaus in der Schönbrunner Straße wandern. „Ein modernes, ein soziales und ein weltoffenes Margareten“ wünscht sich die 36-Jährige, die derzeit noch in der Institutsverwaltung der Universität Wien arbeitet.

Wir trafen uns mit der Sozialdemokratin und Mutter eines Sohnes und sprachen mit Janković über ihren politischen Werdegang und ihre Pläne in Margareten…

KOSMO: Wann fing dein politisches Engagement eigentlich an?
Silvia Janković: Ich habe Anfang der 2000er als Studentin mitbekommen, wie Schwarz-Blau mit dem Sozialabbau begonnen hat. Ich habe die ganze Protestbewegung gegen diese Regierung mitbekommen. Mit Anfang 20 dachte ich mir, dass ich dort hingehen will, wo man Rahmenbedinungen ändern und aktiv mitgestalten kann. 2004 trat ich der SPÖ Margareten bei, war zuerst in einer Sektion und landete dann in der Jungen Generation (JG). 2010 wurde ich Bezirksrätin, organisierte viele Jugend-Events im Bezirk und ging auch in die Parteischule. So ging alles Schritt für Schritt bis heute.

Du kommst aus einer klassischen Gastarbeiter-Familie. Noch dazu war deine Mutter Hausbesorgerin im Gemeindebau. Wie sehr hat dich das alles geprägt?
Ich bin im Gemeindebau am Gürtel aufgewachsen und nun schon 25 Jahre in Margareten. Dass meine Mutter Hausbesorgerin war, hat mein Leben definitiv geprägt. Unsere Familie war dadurch wie ein Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens im Haus. Ich konnte mitbekommen, wie man schon mit kleinen Handgriffen viel bewegen kann, wie man zwischen Menschen zugunsten der Gemeinschaft agiert – ob es jetzt nun um Kontakt zwischen BewohnerInnen, AnrainerInnen, TechnikerInnen, Wiener Wohnen oder um Konfliktlösungen im Haus geht. Das Miteinander war von kleinauf ein Thema. Meine Eltern waren sehr fleißige Menschen. Auch mein Vater, der bei der Stadt Wien in der MA48 gearbeitet hat.

Die Mehrheit der ArbeiterInnenkinder aus unserer Community landet weder auf der Unibank, noch in der aktiven österreichsichen Politik. Du hast zwei Studien (Wirtschaft mit Mag., öffentliche Verwaltung mit MA) abgeschlossen und wirst vielleicht dieses Jahr noch Bezirksvorsteherin. Wie kam es dazu, dass du einen anderen Weg eingeschlagen hast?
Ich glaube, es ist eine Kombination aus zwei Sachen, die mir diesen Weg geebnet und ermöglicht haben. Einerseits haben meine Eltern – gerade durch die vielen sozialen Kontakte als Hausbesorger-Familie – einen offenen Blickwinkel entwickelt und mich immer wieder motiviert, zu lernen, zu studieren und weiterzumachen. Andererseits ist es das rote Wien, welches auch Kindern und Jugendlichen aus anderen sozialen Schichten neue Wege und Perspektiven öffnet – unabhängig von Herkunft, Geldbörsel oder Geschlecht. Es ist eine Stadt der vielen Möglichkeiten, angefangen von Schulabschluss nachholen, Umschulungen machen oder die breiten Freizeitangebote. Ich bin stolz, dass mir meine Eltern, aber auch das sozialpolitische Klima in Wien, meinen bisherigen Weg ermöglicht haben. Auch deswegen will ich jetzt etwas der Gesellschaft zurückgeben.

„ALS HAUSBESORGERKIND LERNTE ICH, WIE MAN MIT WENIG HANDGRIFFEN VIEL BEWEGEN KANN. DAS WILL ICH AUCH IN DER POLITIK.“

Gemessen an der Zahl sind es aber noch immer nicht gerade viele Menschen aus unserer Community, die politische Funktionen haben oder auf KandidatInnen-Listen stehen. Willst Du das mit deinem Beispiel ändern?
Was die generelle politische Partizipation angeht, sehe ich auch noch viel Luft nach oben: sowohl bei den Parteien als auch bei dem Engagement unserer Leute. Wir sind sehr viele und es wäre für die Gesamtgesellschaft besser, wenn wir uns mehr einbringen würden. Aber es gibt in der SPÖ junge Leute, die nachkommen – z.B. unsere Bezirksrätin Arijana Šegalo, der Favoritner Bezirksrat Niko Poljak oder auch die junge Ve Maričić. In der SPÖ stehen uns die Türen offen. Das zeigt auch mein Beispiel, die ohne großen politischen und sonstigen Background, sondern aus einer ArbeiterInnen-Familie in die Partei kam.