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Jugo-Love im Krankenhaus: Wenn der österreichische Patient zum „sin“ wird

Symbolbild (FOTOS: iStockphotos)

Im Spital liegen ist nie lustig, aber an den einen Aufenthalt erinnere ich mich gerne zurück, da mich eine bosnische Krankenschwester wie ihren Sohn aufgenommen und behandelt hat, weil ich als Österreicher B/K/S spreche.

Ich wurde vor einigen Jahren operiert und musste leider drei Tage im Krankenhaus verbringen. Jeder, der schon mal ein einige Zeit dort verbracht hat, weiß wie langweilig bzw. zermürbend die Zeit und wie unpersönlich das Personal oftmals ist. Allerdings gab es da eine Krankenschwester, bzw. Helferin, welche mir den Aufenthalt mehr als nur versüßt hat.

Die Dame war aus Bosnien und hatte es relativ schwer die Patienten in meinem Zimmer zu betreuen. Von vier Männern sprach nur ich Deutsch, alle anderen Englisch. Sie war eigentlich sehr engagiert und wollte allen den Krankenhausaufenthalt so schön wie möglich gestalten, wenn da nicht die Sprachbarriere mit den anderen Patienten wäre.

Extrabehandlung mit ganz viel Liebe
Ich versuchte ihr beim Übersetzen zu helfen, als ich aber auf ihrem Namensschild erkannte, dass sie „naša“ (unsere) ist, übersetzte ich natürlich gleich von Englisch auf Serbisch. Ihre Dankbarkeit war unglaublich groß und vor allem, als sie hörte, dass ich als Österreicher B/K/S studiere war sie hellauf begeistert. Auch wenn sie meinen Namen kannte wurde ich für den Rest meines Aufenthaltes nur mit „sine“ angesprochen.

Die Tage darauf bekam ich eine kleine bzw. vielleicht sogar etwas größere Extrabehandlung. Das Essen stand immer zuerst an meinem Bett, komme was wolle. Da ich an meiner rechten Schulter operiert wurde, fragte sie mich auch jedes Mal: „Da ti sečem meso u komade, sine?“ (Soll ich dir das Fleisch in Stücke schneiden, mein Sohn?). Selbstverständlich bekam ich auch immer zwei Portionen Nachspeise und sogar „domaću kafu“, welchen sie mir extra in der Personalküche zubereitete.

„Sin“, weil ich Jugo kann
Einmal hatten wir sogar Zeit uns etwas länger zu unterhalten und sie erzählte mir von ihrem Umzug nach Österreich und dem jetzigen Leben als doppelte Fremde –  Ausländerin hier und „Gastarbajterka“ in ihrem Heimatort. Aber noch viel angetaner als von ihrer persönlichen Geschichte, war ich von ihrer Faszination bzw. innigen Freude darüber, dass sich jemand ohne Wurzeln in Jugoslawien für die MigrantInnen aus dieser Region interessiert.

Ich kannte das „sine“ bzw. die Herzlichkeit und Gastfreundschaft natürlich von den Verwandten meiner Freunde, allerdings war es für mich schön zu erleben, dass eine ältere fremde Dame mich sofort in ihr Herz schloss, „nur“ weil ich als Österreicher ihre Muttersprache spreche und Interesse an ihrer Herkunft zeige.