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Vorurteil

Kind mit Down-Syndrom wird von Kindergartenaufführung „entfernt“

(FOTO: Instagram/stop_nasilju1)
(FOTO: Instagram/stop_nasilju1)

Weihnachten – die Zeit der Liebe, des Zusammenhaltes, der Geborgenheit und der Freude. Besonders für Kinder sollte diese Zeit eine ganz besondere sein, in der sie mit Freunden und Familie Spaß haben und sich auf Weihnachten freuen können. Doch immer wieder werden Kinder mit besonderen Bedürfnissen bewusst von Veranstaltungen ausgeschlossen, um „normale“ Kinder nicht zu stören.

Die Weihnachtsaufführung eines Kindergartens in Široki Brijeg (Bosnien und Herzegowina) sorge unlängst für Aufregung, nicht nur in den sozialen Medien. Die Mutter eines Jungen mit Down Syndrom stellte zwei Videos online, in denen sie darauf hinwies wie mit Ihrem Sohn im Kindergarten umgegangen wird. Besonders zu Weihnachten eine schmerzliche Erfahrung.

„Pa pusti ga“

Im Videos sieht man die Weihnachtsaufführung eines Kindergartens, in den auch der fünfjährige Jakov geht. Seine Schwester Rita, die das Down-Syndrom nicht hat, besucht den Kindergarten ebenfalls. Während seine Schwester an der Veranstaltung teilnimmt, will sich der kleine Bub zu seinen Freunden gesellen, wird aber kurzerhand von einer Kindergartentante ungewollt von der Bühne entfernt. Die Mutter beschwert sich mit den Worten „Pa pusti ga“ („Jetzt lassen Sie ihn doch“). Das Video endet hier. Die Mutter stellte ein zweites Video online, dass Jakov zeigt, wie er am Rand auf einer Bank sitzen muss solange die Vorführung weitergeht.

Im Interview mit Jabuka.tv erzählte die junge Mutter was sich vor dem Video zugetragen hatte. Denn eigentlich wusste sie gar nicht, dass Jakov nicht an der Vorführung teilnehmen darf. Sie hatte die Erzieherin bei den Vorbereitungen gefragt, weshalb Jakov nicht auf die Bühne geht – es wäre schon Zeit. Die Kindergartentante erwiderte nur „Neka ga na meni“ („Lassen Sie ihn hier sitzen“). Die überraschte Mutter wiederholte ihre Frage, als die Erzieherin geantwortet haben soll, dass es besser wäre, wenn Jakov nicht auf der Bühne steht.

Von Kindergartentante entfernt

Die Mutter hat sich ihren Sohn gleich geschnappt und im Arm gehalten, doch der kleine Junge zeigte immer wieder auf die Bühne und deutete, dass er gern zu seinen Freunden gehen würde. Als die Mutter ihren Sohn absetzte, kletterte er auf die Bühne um bei der Show mitzumachen. Er wurde zwei mal von den Kindergartentante entfernt und musste auf einer Bank neben der Bühne sitzen bleiben. Jakovs Schwester bekam das Szenario scheinbar mit und begann zu weinen. Die Mutter resignierte und machte ihre Kinder – vor Ablauf des Stückes – bereit für den Heimweg.

Als noch eine Erzieherin ins Spiel kam, spitzte sich die Angelegenheit weiter zu. Die Pädagogin hatte der Mutter gesagt, sie soll die Geschenke, die für die Kinder gedacht waren mitnehmen. Die sichtlich enttäuschte Mutter wollte allerdings nur wissen, weshalb ihr Sohn nicht an der Weihnachtsvorführung teilnehmen konnte. Die patzige Antwort der Erzieherin: „Gospođo, ako vam se ne sviđa ima i deset drugih vrtića.“ („Fräulein, wenn Ihnen das hier nicht gefällt, es gib hier noch zehn andere Kindergärten„).

Keine Vollzeitbetreuung möglich

Jakov besuchte den Kindergarten seit drei Jahren. Bislang gab es nie Probleme dieser Art, beteuert Jakovs Mutter. Er ging immer gerne in den Kindergarten und wurde immer von allen akzeptiert. Trotzdem gab es auch schon vorher einige Probleme. Denn Jakov sollte den Kindergarten täglich acht Stunden lang besuchen, damit die Mutter einer Vollzeittätigkeit nachgehen kann. Doch das wurde abgelehnt mit der Begründung, dass Kinder mit Entwicklungsschwierigkeiten nicht acht Stunden im Kindergarten bleiben können.

Mittlerweile haben Jakov und seine Schwester Rita den Kindergarten gewechselt.