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Rudolfsheim-Fünfhaus

KOSMO exklusiv: Hausverwaltung lässt Mieter nach Brand im Stich (VIDEO)

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
(FOTO: Todorovic/Belanovic)

Am 21. November brannte der Keller eines Mehrparteienhauses in Rudolfsheim-Fünfhaus ab. Der Rauch legte sich in den Wohnungen ab. Es gibt, zwei Wochen nach dem Brand, noch immer keine Heizung und keinen Strom im Stiegenhaus. Die Hausverwaltung reagiert auf keine Anfrage. Die Mieter des Wohngebäudes in der Sechshauser Straße wurden sich selbst überlassen.

Todorovic Sinisa und Belanovic Mirjana leben mit ihren zwei Kindern seit etwa zwei Jahren in dem Mehrparteienhaus in der Sechshauser Straße im 15. Wiener Gemeindebezirk (vollständige Adresse der Reaktion bekannt). Am 21. November brannte gegen 09:00 Uhr Morgens der Keller im besagten Wohnhaus ab. Glücklicherweise waren viele Mieter schon bei der Arbeit, so dass der aufsteigende Rauch nur für wenige Personen eine Gefahr darstelle. „Ein paar Leute mussten dann schon mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus.“, erinnert sich Todorovic.

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
Sinisa und Mirjana kämpfen zusammen gegen die Ungerechtigkeit der Hausverwaltung. (FOTO: Todorovic/Belanovic)

Belanovic bestätigt: „Unser Hals kratzt jetzt noch. Aber uns hat es nicht so schlimm erwischt wie unsere Nachbarin. Sie ist vor Panik rausgerannt und hat ihre Wohnungstür offen stehen lassen. Der ganze Rauch ist in ihre Wohnung eingezogen. Sie hat es bis in den ersten Stock geschafft, dann hat es sie erwischt. Rauchvergiftung.

Ohne Heizung, ohne Strom zurückgelassen

An sich keine außergewöhnliche Situation. Wenn ein Brand in einem Wohnhaus entsteht, kümmert sich die Hausverwaltung in der Regel um die erneute Instandsetzung des Gebäudes. Doch in diesem Fall reagiert die Hausverwaltung „Immobilienverwaltung Dr. Kurt Hofer e.U.“ auf keine Anfrage oder Anrufe. Den Mietern, genauer gesagt Frau Belanovic, ist es nur einmal gelungen, die Hausverwaltung nach dem Brand zu erreichen: „Was mir gesagt wurde, als ich die Hausverwaltung das erste und einzige mal erreicht habe – die Firmen (Anmerkung der Redaktion: die, die Brandschäden beseitigen) wären schon beauftragt worden. Wann die kommen, wisse die Verwaltung selber nicht. Dann habe ich die Dame am Telefon darauf angesprochen, dass ich zwei Kinder habe und wie wir duschen und heizen sollen. Ihr Antwort war, ich solle schauen, dass wir derweil irgendwo anders unterkommen sollen. Aber man kann sehr wohl in der Wohnung mit zwei Kindern verbleiben. Als sie mir das gesagt hatte, war es bei mir aus. Das hat mich unglaublich geschockt. Die Gasleitungen sind zu. Man kann nicht mal heizen!„, erzählt Belanovic.

Denn die Gasleitungen wurden von den Einsatzkräften abgedreht, weil die Feuerschäden begutachtet werden müssen bevor das Gas für die Heizungen wieder fließen kann. Die Baupolizei kann in der Hinsicht auch nicht viel tun. Hier liegt es an der Hausverwaltung, die ersten Schritte einzuleiten. Dazu müsste allerdings mal Kontakt zu allen Parteien hergestellt werden. „Sie melden sich absichtlich nicht mehr, weil sie wissen, dass sie gerade einen großen Fehler machen.„, meint Frau Belanovic dazu.

Keine Auskunft über Beauftragungen

Um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, fragte Frau Belanovic noch bei dem Gespräch mit der Hausverwaltung an, für wann die Termine der Handwerker fixiert wurden. Die Gesprächspartnerin meinte: „Das kann ich ihnen auch noch nicht sagen. Das wissen wir selbst noch nicht.“ Welche Firmen überhaupt gebucht wurden, wollte die Damen am Telefon dann auch nicht verraten: Datenschutzgründe (Anmerkung der Redaktion: Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gilt nur in Bezug auf Daten von natürlichen Person. Beispiel: Name, Adresse, Telefonnummer, Bild, Stimme.).

Haustor: nicht existent

Allerdings ist der aktuelle Kellerbrand nicht das einzige, was zu unangenehmen Wohnsituationen in der Sechshauser Straße führt. Seit die vierköpfige Familie vor zwei Jahren eingezogen ist, gab es nie ein vernünftiges Haustor. Jeder kann das Stiegenhaus betreten wie und wann er will. Belanovic hat sich diesbezüglich schon immer ihre Gedanken gemacht: „Das Haustor ist immer offen. Da kommen sogar Junkies rein. Es müsste nur ein Schlosser bestellt werden, dann könnte man die Tür auch schließen. Es hat sich in den zwei Jahren aber keine darum gekümmert.

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
Eingangstor in der Sechshauser Straße. Niemals verschlossen. (FOTO: Todorovic/Belanovic)

 „In den Keller kommt auch jeder rein. Das ist genauso ungesichert. Jeder hätte den Brand legen können.„, ergänzt Todorovic.

Expertenmeinungen

Die Polizei hat in diesem Fall Ermittlungen aufgenommen. Denn es könnte sich um Brandstiftung handeln. „Die Polizei vermutet, dass das Feuer absichtlich gelegt worden ist. Aber das ist noch nicht offiziell.“, erklärt Todorovic. Der Brandherd befindet sich genau in dem Raum im Keller, aus denen alle Strom-, Gas- und Abwasserleitungen kommen. Handelt es sich hierbei wirklich um Brandstiftung, werden die Ermittlungen ausgeweitet. Denn wenn die Gasleitung bei dem Brand explodiert wäre, wären viel mehr Menschen erheblich schwerer zu Schaden gekommen.

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
Brandherd im Keller. (FOTO: Todorovic/Belanovic)

Schreiben der Hausverwaltung

Aber so ganz tatenlos war die Hausverwaltung dann doch nicht. Alle Mieter haben einen Tag nach dem Brand ein Schreiben in den Briefkasten gelegt bekommen (siehe Bild unten), in dem erklärt wird, dass man sich um eine rasche Wiederherstellung bemühen würde. Doch seit dem Brief gab es keinen Kontakt mehr. Nicht zu den Mietern. Nicht zur Baupolizei und vermutlich auch nicht zu externen Firmen, die die Instandhaltung übernehmen sollen.

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
(FOTO: Todorovic/Belanovic)

Nicht erreichbar

KOSMO versuchte am 24.11.2022 die Hausverwaltung mehrmals zu erreichen. Bis zum Redaktionsschluss am 02.12.2022 hat sich niemand gemeldet. Auch die Mieter befinden sich noch immer in derselben Situation wie Anfangs: kein Strom, kein Gas, kein warmes Wasser. Wann das Martyrium für die Bewohner der Sechshauser Straße ein Ende findet, ist nicht klar. KOSMO bleibt an diesem Fall dran.

UPDATE – Neues Schreiben

Nach Redaktionsschluss meldeten sich Todorovic und Belanovic erneut bei KOSMO. Es gibt ein neues Schreiben der Hausverwaltung an die Mieter (siehe Bild unten). In dem Schreiben wird darüber aufgeklärt, dass ein Sachverständiger drei Tage nach dem Brand beauftragt wurde. Wofür man, laut Aussagen der Hausverwaltung, zwei bis drei Wochen Zeit brauchen würde.

Die Mieter wurden ebenso darüber informiert, dass beinahe die kompletten Gas- und Elektroleitungen erneuert werden müssen. Ein riesiges Unterfangen, welches vermutlich weit über den Winter hinaus gehen wird. Für die angeschafften Heizgeräte, die gerade die einzige Möglichkeit für eine warme Wohnung sind, gaben Todorovic und Belanovic schon rund 1000 Euro aus. Ihre Kinder haben sie nach Linz zu Verwandten gebracht. Denn solche Bedingungen sind für Kinder untragbar.

Damit nicht genug. Die Hausverwaltung fordert in ihrem Schreiben auf, dass sich die Mieter derweil „diszipliniert zu verhalten“ hätten. „Eine Frechheit!„, kommentiert Belanovic. Sie führt die Aufforderung der Hausverwaltung auf die ständigen Kontaktversuche der Mieter zurück, die im Grunde nur aus der unerträglichen Situation herrührt, dass das Zuhause der Betroffen gerade unbewohnbar ist.

(FOTO: Todorovic/Belanovic)
Zweites Schreiben der Hausverwaltung an die Mieter. (FOTO: Todorovic/Belanovic)