Start Aktuelle Ausgabe

Martin Eichtinger: „Wir alle profitieren von Ausbildungsinvestments”

(FOTO: zVg.)

INTERVIEW. Wir sprachen mit Dr. Martin Eichtinger, Landesrat für Wohnbau, Arbeit und internationale Beziehungen des Landes Niederösterreich über die Unterstützungen und Förderungen die das Land seinen Bürgerinnen und Bürgern bietet.

KOSMO: Welche Angebote werden in NÖ gesetzt, um die Arbeitslosigkeit so niedrig wie möglich zu halten?

Martin Eichtinger: Das Land Niederösterreich setzt einerseits auf Kompetenzorientierung, um Personen bei der Entwicklung in eine Richtung zu unterstützen, in der sie ihr volles Potential ausschöpfen können. Hier kommt der NÖ Kompetenzatlas zum Einsatz. Der Kompetenzatlas ist die Informationsdrehscheibe für Kompetenzorientierung und berufliche Weiterbildung. Unter www.noe-kompetenzatlas.at findet man alles zu den Themen berufliche Förderungen, Weiterbildungsangebote, Kompetenzerhebungsinstrumente und Beratungsangebote. Die Plattform ist für Jung und Alt, für Berufstätige und Arbeitslose. Wir unterstützen die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher dabei, ihre eigenen Stärken und Talente festzustellen. Mit dem NÖ Kompetenzatlas nimmt Niederösterreich eine Vorreiterrolle ein, denn so ein Projekt unter Einbindung aller Partner in Niederösterreich ist in Österreich einzigartig. Weiteres setzt das Land Niederösterreich auf individuelle Beratung, Betreuung und Förderung, dies geschieht mit der NÖ Bildungsberatung und Bildungsförderung. Mit der Lehrlingsoffensive und den Jobprojekten für Langzeitarbeitslose investieren wir außerdem, Menschen zum Arbeitsmarkt zurück zu führen, die zwischenzeitlich Unterstützung benötigen.


KOSMO: Fachkräfte gesucht: Wie wichtig ist Aus- und Weiterbildung?

Martin Eichtinger: Aus- und Weiterbildung sind das beste Investment für die Zukunft, ob betriebliche Weiterbildung oder die persönliche berufliche Weiterentwicklung. Die Chancen auf einen guten Job, den man mit Freude ausübt, werden erhöht und das Risiko arbeitslos zu werden gesenkt. Aus- und Weiterbildung sind aber auch wichtig um in schnelllebigen Zeiten wie diesen am Arbeitsmarkt auf dem Laufenden zu bleiben. Vom Ausbildungsinvestment in sich selbst, profitiert jede Arbeitnehmerin, jeder Arbeitnehmer, jeder Betrieb und letztlich die gesamte Wirtschaft. Im Bereich der Pflege ist die Koordinationsstelle für Pflegeberufe die Anlaufstelle für alle Landsleute, auf der Suche nach einer Karriere in der Pflege. Die Beratung, Betreuung und Unterstützung erfolgt kostenlos vom Erstgespräch bis hin zum Abschluss der Ausbildung. 416 Personen sind in Ausbildung und 400 Personen haben bereits ein Dienstverhältnis im Pflegebereich angenommen. Besonders gefragt sind Pflegeassistenz, Heimhilfe und diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege.


KOSMO: Wie unterstützt das Land NÖ beim Thema Karenz und Wiedereinstieg?

Martin Eichtinger: Das Interesse an Karenzmodellen, Wiedereinstieg und Vereinbarkeiten steigt. Sichtbar wird das vor allem in der NÖ Karenzberatung. Die NÖ Karenzberatung hat in den vergangenen beiden Jahren bereits 150 Unternehmen beraten und steht mittlerweile mit über 500 Betrieben in Kontakt. Ziel ist es, dass Betriebe ihr Arbeitskräftepotential halten können und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach einer Auszeit gerne wieder in den Heimatbetrieb zurückkehren. Die Beratungen erfolgen individuell sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Betriebe. Arbeit, Familie, Weiterbildung und Privatleben dürfen sich nicht gegenseitig ausschließen, die NÖ Karenzberatung zeigt wie es möglich ist, alles miteinander zu vereinbaren.


KOSMO: Warum ist der geförderte Wohnbau in Niederösterreich so wichtig?

Martin Eichtinger: Das Land Niederösterreich bleibt auch in herausfordernden Zeiten ein verlässlicher Partner in der Schaffung von Wohnraum. Insgesamt unterstützen wir jährlich rund 45.000 Familien und Haushalte mit den verschiedensten Maßnahmen der Wohnbauförderung. Unser Ziel ist, leistbaren Wohnraum in Niederösterreich zur Verfügung zu stellen. Durch das umfangreiche Angebot der NÖ Wohnbauförderung ist das auch möglich. In 9 von 10 Gemeinden stehen vom Land Niederösterreich geförderte Wohnungen. Erst vor Kurzem wurde der 3-Punkte-Plan für den gemeinnützigen Wohnbau in Niederösterreich vorgestellt. Dieser soll ein günstigeres Bauen unserer Genossenschaften ermöglichen und gleichzeitig auch die Mieten für unsere Landsleute leistbar halten. Ganz konkret setzen wir einen Impuls im Neubau und zwei Verbesserungen im Bereich der Sanierung. Im Neubau werden wir das Förderdarlehen um knapp 19 Prozent anheben, wodurch die gemeinnützigen Wohnbauträger für einen größeren Anteil ihrer Baukosten besonders gute Kreditkonditionen erhalten. Im Bereich der Sanierung werden wir den nichtrückzahlbaren Annuitätenzuschuss von 15 auf 20 Jahre ausdehnen. Die zweite Maßnahme im Bereich der Sanierung ist die Erhöhung der förderbaren Obergrenze von 1.000 Euro auf 1.200 Euro pro Quadratmeter.


KOSMO: Wie funktioniert das Modell „Junges Wohnen“?

Martin Eichtinger: Das Land Niederösterreich hat speziell für Jüngere seit 2013 ein eigenes Fördermodell entwickelt. Mit „Junges Wohnen“ rücken wir junge Landsleute in den Fokus und bauen Wohnungen für deren Bedürfnisse. Ziel ist, den Zugang zu leistbarem eigenen Wohnraum für die jüngere Generation zu erleichtern. Dieses Modell wird nun noch stärker umgesetzt, da die Nachfrage sehr hoch ist. Mit Ende Dezember 2021 waren 1.431 Wohneinheiten bezogen. In Summe wurden bereits 2.295 Wohnungen bewilligt, rund 860 Wohneinheiten befinden sich somit in Umsetzung. Diese Wohnform ist für junge Menschen bis 35 besonders attraktiv, aufgrund des geringen Eigenfinanzierungsbeitrages von max. 4000 Euro. Die Wohnungen haben eine maximale Größe von 60 Quadratmeter.

KOSMO: Welche ökologischen Maßnahmen setzt das Land NÖ im geförderten Wohnbau?

Martin Eichtinger: Die blau-gelbe Wohnbaustrategie setzt ganz besonders auf Nachhaltigkeit. Mit der regelmäßigen Förderung von Wohnbauforschungsvorhaben blicken wir auch bewusst in die Zukunft: Neue Wohnformen, ökologische Bauweisen und erneuerbare Energieformen sind nur einige Beispiele für wichtige Fragestellungen des Wohnbaus der Zukunft. Bei Neubauten wird versucht, den Anteil der Grünflächen hoch zu halten, so wird im gemeinnützigen Wohnbau bei Parkplätzen auf eine möglichst naturfreundliche Gestaltung geachtet, die sogenannten „Klimafitten Parkplätze”. Bestehendes soll genutzt und saniert werden, um Ressourcen zu sparen und dadurch die Umwelt zu schonen. Mit den Schwerpunkten „Gesamtsanierung” von Wohngebäuden und dem „Raus aus Öl-Bonus”geht Niederösterreich hier den richtigen Weg.