Start Aktuelles
Datenschutzurteil

Millionen-Klage: 1.000 Euro pro Datenleck auf Facebook – auch für Österreicher?

Meta Facebook
Symbolfoto. FOTO: iStock/panida wijitpanya

Ein Datenleck wird teuer: Facebook muss einem Nutzer 1.000 Euro zahlen – ohne dass dieser einen konkreten Missbrauch seiner Daten nachweisen musste.

Ein Urteil aus Deutschland könnte für Facebook-Nutzer zum finanziellen Glücksfall werden. Ein Mann aus Würzburg hat nach einer erfolgreichen Klage gegen den Social-Media-Giganten 1.000 Euro Schadenersatz zugesprochen bekommen. Das Oberlandesgericht Hamm begründete seine Entscheidung mit einem Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Besonders bemerkenswert: Der Kläger musste nicht nachweisen, dass seine Daten tatsächlich missbraucht wurden – die bloße Tatsache, dass sie durch ein Datenleck öffentlich zugänglich waren, reichte für den Anspruch aus.

Der inzwischen als Meta firmierende Konzern hatte 2018 eingeräumt, dass persönliche Informationen von mehreren hundert Millionen Nutzern durch eine Sicherheitslücke abgegriffen werden konnten. Die sensiblen Daten, darunter Namen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Angaben zum Beziehungsstatus, wurden ein Jahr später auf einer Hacker-Plattform entdeckt.

⇢ Achtung bei ChatGPT: Diese 6 Dinge solltet ihr besser für euch behalten

Rechtlicher Durchbruch

„Das ist ein Durchbruch“, sagt Datenschutzexperte Max Schrems. „Damit ist erstmals ein deutsches Oberlandesgericht der Argumentation gefolgt, dass allein der Kontrollverlust über persönliche Daten einen Schaden darstellt.“ Schrems leitet die Datenschutz-NGO noyb (None of Your Business), die bereits 2020 eine Beschwerde gegen Facebook bei der irischen Datenschutzbehörde eingebracht hatte – bisher ohne Ergebnis.

Diese Rechtsauffassung erhielt mittlerweile weitere Bestätigung: Der Bundesgerichtshof hat im November 2024 grundsätzlich entschieden, dass bereits der bloße Kontrollverlust über persönliche Daten durch ein Datenleck einen ersatzfähigen Schaden nach der DSGVO darstellt – auch ohne nachweisbaren Missbrauch. Allerdings lag die zugesprochene Entschädigung in den meisten Fällen bei etwa 100 Euro pro Person, deutlich unter der in Einzelurteilen gewährten Summe von 1.000 Euro.

⇢ Daten-Skandal: Halbe Milliarde Euro-Strafe für TikTok

Österreichische Folgen

Das deutsche Urteil könnte nun auch in Österreich eine Klagewelle auslösen. Nach Schätzungen von noyb sind hierzulande etwa 1,2 Millionen Facebook-Nutzer vom Datenleck betroffen. „Das Urteil aus Deutschland ist eine Steilvorlage“, sagt Schrems.

„Es zeigt, dass man sich auch individuell gegen Datenschutzverstöße wehren kann – und dass es dafür auch Geld geben kann.“

Metas Reaktion

Der Konzern zeigt sich besorgt angesichts der rechtlichen Entwicklung. Meta verweist in aktuellen Stellungnahmen auf die Gefahr massenhafter Einzelklagen in ganz Europa, betont aber gleichzeitig, alle gesetzlichen Auflagen zu erfüllen. Das Unternehmen hat angekündigt, weiterhin Berufungsverfahren zu führen, um grundlegende Rechtsfragen vor europäischen Gerichten klären zu lassen. Datenschutzexperten rechnen dennoch mit einer deutlichen Zunahme von Klagen gegen Meta in den kommenden Monaten.