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VATIKAN PRÜFT VORFÄLLE

Missbrauch-Skandal in Kirche: Fast 300 Geistliche beschuldigt

(FOTO: iStockphoto)

Von Juli 2018 bis Ende 2020 wurden bei der katholischen Kirche in Polen insgesamt 368 Missbrauchsanzeigen gegen Kinder und Jugendliche eingereicht. 292 Priester und Ordensbrüder wurden der sexuellen Gewalt gegen Minderjährige beschuldigt.

Im März 2019 veröffentlichten die polnischen Bischöfe einen Bericht über das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs gegen Kinder und Jugendliche durch Geistliche. Bei der heurigen Bischofskonferenz wurden weitere Zahlen bekanntgegeben: Demnach soll es insgesamt 347 mutmaßliche Missbrauchsbetroffene der katholischen Kirche in Polen geben. Laut kirchlichen Akten sollen 382 Priester und Ordensmänner Minderjährige sexuell missbraucht haben. Die Anzeigen beziehen sich dabei auf den Zeitraum 1958 bis 2020.



Details zu Missbrauchsopfern
Von den insgesamt 347 mutmaßlichen Missbrauchsopfern war die Hälfte männlich und die andere weiblich. Je 47 Prozent waren unter 15 Jahre bzw. 15 bis 17 Jahre alt. Bei den übrigen Fällen wisse man kein genaues Alter. Fast die Hälfte der Opfer (48 Prozent) brachten den Missbrauch selbst zur Anzeige, 19 Prozent wurden durch andere Geistliche angezeigt.

Zwischen Juli 2018 und Ende 2020 wurden 65 Anzeigen bearbeitet: Bisher seien 39 Prozent der Vorwürfe bestätigt worden, 10 Prozent hingegen nicht. In den übrigen 51 Prozent dauern die Untersuchungen noch an.

Vatikan prüft Vorfälle
Der italienische Kardinal Angelo Bagnasco, Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), prüfte inzwischen im Auftrag des Vatikan zehn Tage lang in Polen Vorwürfe gegen Kardinal Stanislaw Dziwisz, den ehemaligen Privatsekretär von Papst Johannes Paul II.

Der Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski, der Missbrauchsbetroffene vertritt, sagte, Bagnasco habe ihn in Krakau zu Vorwürfen gegen Dziwisz befragt. Dziwisz hatte bisher stets Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen sich aber mehrfach für eine unabhängige Untersuchung ausgesprochen. Der 82-Jährige gehört zu den prominentesten Kirchenmännern Polens. Er war Privatsekretär Papst Johannes Pauls II. und anschließend bis 2016 Erzbischof im südpolnischen Krakau. Die Berichte zur Befragung sollen demnächst veröffentlicht werden.

Quellen und Links: