Ein schockierendes Geständnis im italienischen Fernsehen hat das Land in Aufruhr versetzt und eine Debatte über Medienethik entfacht. Am Montag erklärte Lorenzo Carbone, ein 50-jähriger Mann aus Spezzano di Fiorano in der Provinz Modena, dass er seine demenzkranke Mutter ermordet habe. Die Offenbarung erfolgte spontan während eines Interviews mit einem Reporter der Sendung „Pomeriggio5“, das vor seinem Haus aufgezeichnet wurde.
Hintergründe und Mord-Motiv
Carbones 80-jährige Mutter, Loretta Levrini, litt an Demenz und wiederholte sich ständig, was bei ihrem Sohn Wut auslöste. „Ich konnte es nicht länger ertragen“, erklärte der sichtlich verzweifelte Carbone. Seine Mutter habe ihn so wütend gemacht, dass er sie erwürgte. Nach der Tat floh er in die nahegelegene Stadt Pavullo, kehrte jedoch am nächsten Tag zum Haus seiner Mutter zurück.
Dort wurde er von einem TV-Team aufgegriffen und gestand vor laufender Kamera den Mord. „Ich habe sie erstickt, zuerst mit einem Kissen, dann nur mit dem Kissenbezug und schließlich mit Schnüren“, berichtete er.
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Diskussion über Medienethik
Nachdem die Leiche von Loretta Levrini von ihrer Tochter gefunden wurde, begann die Polizei sofort mit der Suche nach Lorenzo Carbone. Der Journalist informierte die Polizei unmittelbar nach dem Geständnis, dennoch wurde das Interview später vom Sender Mediaset ausgestrahlt. Dies hat eine hitzige Debatte über die ethischen Standards der Medien in Italien ausgelöst.
Gaia Tortora, stellvertretende Direktorin des Fernsehsenders TG La7, kritisierte die Ausstrahlung scharf. „Was heute auf Pomeriggio5 passiert ist, ist sehr ernst, das ist nicht unsere Aufgabe. Nachdem wir den Ethikkodex gebrochen haben, sind wir am Tiefpunkt angelangt“, schrieb sie auf der Plattform X (ehemals Twitter).
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Auch Ermes Antonucci, ein Journalist der Zeitung „Il Foglio“, äußerte sich kritisch: „War es nicht genug, die Polizei zu rufen, wie es glücklicherweise getan wurde, und dann zu erklären, was passiert ist, ohne das Video zu senden? Der Medienzirkus hat einen echten Tiefpunkt erreicht.“
Verteidigung durch den Sender
Die Moderatorin der Sendung, Myrta Merlino, verteidigte die Entscheidung, das Interview auszustrahlen. Gegenüber der „Corriere della Sera“ erklärte sie, dass sie das Interview als Journalistin für relevant hielt und keine ethischen Bedenken hatte. „Ich hatte wenig Zeit, mich zu entscheiden. Mir ist nur eines wichtig: dass es der Untersuchung nicht schadet. Der Mann wurde gesucht. Die Polizei wurde gerufen und hat mir die Erlaubnis erteilt, die Bilder des Interviews zu senden“, so Merlino.
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