Traditionsreicher Fleischhersteller in der Krise: Allgäu Fresh Foods meldet Insolvenz an. Trotz Schutzverfahren könnten bald Änderungen im Supermarktregal spürbar werden.
Der bekannte Fleisch- und Delikatessenhersteller Allgäu Fresh Foods aus Kempten hat nach jahrelangen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen stellte am 22. April einen Antrag im Rahmen eines Schutzverfahrens, das die Fortführung des Geschäftsbetriebs ermöglicht und gleichzeitig Raum für eine umfassende Restrukturierung schafft. Wie die Fachzeitschrift Lebensmittelzeitung berichtet, kämpft der Hersteller seit geraumer Zeit mit Marktüberschüssen bei Schweinefleisch, steigenden Kosten und einem erheblichen Preisdruck in der Branche.
Zu den Abnehmern des Unternehmens zählen namhafte Handelsketten in ganz Deutschland – darunter Rewe, Aldi, Lidl, Edeka und Kaufland. Rund 60 Prozent der Produktion geht direkt an diese großen Einzelhändler. Für Konsumenten stellt sich nun die Frage nach den Auswirkungen auf das Warenangebot.
Auswirkungen für Kunden
Zunächst bleibt für Supermarktkunden alles beim Alten. Kleinere Sortimentsanpassungen oder Preisveränderungen bei regionalen Fleisch- und Delikatessenprodukten könnten allerdings folgen, sollte es zu Vertragsänderungen zwischen dem Hersteller und den Handelsketten kommen.
Die Insolvenz wirkt sich unmittelbar auf die Lieferketten der genannten Einzelhändler aus. Zwar behalten bestehende Liefervereinbarungen ihre Gültigkeit, doch könnte das Unternehmen im Zuge des Schutzverfahrens einzelne Verträge anpassen oder aufkündigen.
Zukunftsperspektiven
Der Betrieb läuft nach Unternehmensangaben unverändert weiter, Kündigungen sind nicht vorgesehen. Stephan Leibold, der neue Geschäftsführer, setzt auf frische Investitionen zur Rettung der Produktion. „Das Schutzverfahren verschafft uns den notwendigen zeitlichen Spielraum und die Handlungsfreiheit, um eine tragfähige Zukunftsperspektive zu entwickeln“, erklärte er in einer offiziellen Mitteilung.
Bemerkenswert ist, dass die knapp 400 Mitarbeiter des Unternehmens trotz der Insolvenz im April 2025 sogar eine Lohnerhöhung um fünf Prozent erhielten. Die Unternehmensführung plant, die Sanierung ohne Standortschließungen oder Entlassungen durchzuführen und ist überzeugt, mit ihrem Fokus auf Regionalität, Bio und Qualität auch zukünftig bestehen zu können.
Als Hauptproblem identifiziert Geschäftsführer Leibold die mangelnde Bereitschaft der Verbraucher, angemessene Preise für hochwertige Fleischprodukte zu zahlen – ein Problem, das die gesamte deutsche Fleischindustrie seit 2023 in eine strukturelle Krise geführt hat, bei der bereits mehrere namhafte Produzenten Insolvenz anmelden mussten.
Allgäu Fresh Foods entstand durch die Fusion mehrerer traditionsreicher Betriebe aus Bayern und Baden-Württemberg, darunter die Metzgerei Feneberg aus Kempten, die Metzgerei Hans Dietz sowie weitere regionale Produzenten. Das Sortiment umfasst Fleisch- und Wurstwaren, Delikatessen sowie Fertigprodukte wie Suppen, Nudeln, Hauptgerichte und Nachspeisen.
Zudem bietet das Unternehmen zahlreiche Bio-Artikel an. Die Produkte werden unter den Marken Dietz, Reiter und Bio Bühler vertrieben.
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