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REPORTAGE

Öffnung der Gastronomie: Tesla Coffee & Concept

Tesla Coffee & Concept_Dejan Božić und Dragan Žujević (FOTO: iStock/Symbolfoto, KOSMO)

Eine Branche, von der wir alle überzeugt waren, dass sie zu den wenigen gehörte, die die Menschheit immer brauchen würde, war die Gastronomie, und gerade die erlebte in der Pandemie den vollständigen Zusammenbruch. KOSMO hat nachgefragt, wie die Gastronomen aus dieser mehrmonatigen Finsternis herauskommen und was sie erwartet…

Die größte Pandemie des 21. Jahrhunderts hat den gesamten Planeten nicht nur gesundheitlich, sondern auch wirtschaftlich und psychisch getroffen. Die Folgen sind unüberschaubar, und obwohl der Lockdown jetzt erst einmal zu Ende ist, kommt das Schlimmste erst noch: Wer durch die Pandemie wie sehr geschädigt wurde, wird man erst in den kommenden Monaten sehen. Wie Gastronomen die siebenmonatige Pause überlebt haben und wie sie nach der Öffnung zurechtkommen werden, haben wir Dejan Božić und Dragan Žujević, die Inhaber des Restaurants „Tesla Coffe & Concept” gefragt.

„Die größte Kritik war in den vergangenen sechs Monaten, dass die staatlichen Finanzhilfen zu spät gekommen sind und dass sie nicht dem jeweiligen Bedarf entsprochen haben. Uns ist klar, dass der Staat nicht für jeden eine Sonderbehandlung anbieten kann, aber für Steuerrückzahlungen hätte man die letzten paar Monate zugrunde legen sollen, nicht das ganze Jahr, denn nicht jedes Lokal hat gleich auf die Krise reagiert und sich gleich entwickelt. Wenn wir nicht so ein Team von Leuten gehabt hätten und wenn wir mit dem System nicht so gut vertraut wären, hätten wir das Geld, das uns zugestanden ist, nicht bekommen.

Wenn wir nicht so ein Team von Leuten gehabt hätten und wenn wir mit dem System nicht so gut vertraut wären, hätten wir das Geld, das uns zugestanden ist, nicht bekommen.

Dejan Božić und Dragan Žujević

Neben den finanziellen Schwierigkeiten, die viele Lokale in den Konkurs getrieben haben, war das größte Problem, die Stimmung und Motivation der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten. Die Unsicherheit im Team aufgrund der ganzen Ungewissheit, in der wir uns befanden, war deutlich zu spüren. Zu Beginn war das Problem, dass der Staat versprochen hatte, dass wir drei bis vier Wochen nach Beginn des Lockdowns wieder aufsperren könnten. Darauf hatten wir uns alle eingestellt und darum wollten wir in dieser Zeit keine neuen Konzepte wie z.B. Takeaway einführen, sondern haben uns dafür entschieden, abzuwarten und unserem Team Zeit zu geben, sich von der vergangenen Saison, die sehr anstrengend war, zu erholen. Dann begann sich alles zu verzögern und im Dezember waren wir nicht mehr sicher, wie wir weitermachen sollten und was uns noch erwartete. Die Mitarbeiter begannen, das Vertrauen in alles, was gesagt wurde, zu verlieren, denn die Regeln wurden ständig geändert.

Um einen positiven Geist im Team zu bewahren, begannen wir, neue Konzepte wie den Verkauf von Palatschinken, das Anrichten von Frühstücksund Abendessenplatten mit Spitzenzutaten und das Backen von Panini-Broten zu entwickeln. Auf diese Weise haben wir nicht nur überlebt, sondern auch die Beziehung zu unseren Gästen gepflegt, die bereit waren, unsere Kreationen auszuprobieren. Ende November haben wir Teslavizija gestartet. Das waren Live-Konzerte bzw. -Auftritte, die viele Leute über unsere sozialen Netzwerke verfolgen konnten. Die größte Überraschung war für uns, dass uns auf Teslavizija auch viele Menschen außerhalb der österreichischen Grenzen folgen, eigentlich in ganz Europa, die uns jetzt schreiben und es kaum erwarten können, nach Wien zu kommen und unser Lokal zu besuchen. Teslavizija ist aus dem Wunsch heraus entstanden, während des Lockdowns irgendwie die Beziehung zu den Gästen aufrechtzuerhalten und ihnen irgendeine Art von Unterhaltung und Musik anzubieten, die sie zu Hause genießen konnten. Wir wollten ein klares Signal senden, dass wir, obwohl das Lokal geschlossen war, doch weiterhin für unsere Gäste da waren. Dieses Konzept war auch für die Musiker sehr wichtig, die lange nicht vor Publikum gespielt hatten. Nun konnten sie endlich ihre Instrumente wieder in die Hand nehmen und vor Leuten spielen, wenn auch nur über Kameras. Jetzt arbeiten wir mit voller Kraft an der Neueröffnung des alten Tesla, aber auch eines neuen Tesla mit verschiedene Neuheiten, die sie genießen können.

Mit Teslavizija wollten wir ein klares Signal senden, dass wir, obwohl das Lokal geschlossen war, doch weiterhin für unsere Gäste da waren.

Dejan Božić und Dragan Žujević

Wir haben nur Angst vor den neuen Maßnahmen, denn die sind schwer in die Praxis umzusetzen. Die Gültigkeit der Tests zu überprüfen, ist zeit- und personalaufwändig, und die vorgeschriebene Distanz von zwei Metern hat nicht viel Sinn, wenn es außerhalb der Restaurants und Cafés viele andere Orte gibt, an denen die Menschen mit viel geringerer Distanz zusammenkommen können.

Im vergangenen Jahr haben wir jeden Tag aufs Neue versucht, etwas Besonderes, etwas Neues zu schaffen, was viel Zeit in Anspruch genommen hat. Zum Glück sind die Menschen dann auch gekommen. In diesem Jahr haben wir eine neue Herausforderung, aber wir glauben, dass wir auch die meistern werden. Wir sind froh, dass unsere Gäste tatsächlich kommen, dass sie unsere Qualität anerkennen und uns unterstützen. Mit unserem musikalischen und kulinarischen Programm haben wir ein Gesamtkonzept geschaffen.

Auch wir sind nicht froh, dass wir nicht so arbeiten können wie vor Corona, aber mit gegenseitigem Verständnis und Unterstützung können wir es uns trotzdem schön machen.

Dejan Božić und Dragan Žujević

Die Gäste sollten wissen, dass wir uns bemühen, es jedem recht zu machen, aber aufgrund der aktuellen Maßnahmen nicht immer alle bewirten können. Wir arbeiten nach dem System: ’first come, first serve’. Wir wollen uns nicht mit Reservierungen überfrachten, sondern laden die Menschen ein, zu kommen und zumindest auf einen Kaffee hereinzuschauen. Auf diese Weise wollen wir allen Gelegenheit geben, sich ein bisschen hinzusetzen und es sich gut gehen zu lassen. Auch wir sind nicht froh, dass wir nicht so arbeiten können wie vor Corona, aber mit gegenseitigem Verständnis und Unterstützung können wir es uns trotzdem schön machen. Wir sollten fröhlich sein und uns verhalten, als wäre alles ganz normal.”