Überfüllte Krisenzentren, Kindergartenkinder neben U-Haft-Entlassenen – Wiens Jugendbetreuung steht am Limit. Die Experten schlagen Alarm.
Die Überbelegung in den Krisenzentren für Kinder und Jugendliche in Wien hat ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Mehr als 2.200 Minderjährige befinden sich mittlerweile in Fremdunterbringung, wobei die vorhandenen Einrichtungen regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Peter Sato, der als Ombudsmann für Kinder und Jugendliche in diesen Einrichtungen tätig ist, beschreibt die Situation als äußerst angespannt: “Die Krisenzentren sind fast immer übervoll.” In Räumlichkeiten, die eigentlich für acht Personen konzipiert wurden, müssen häufig zehn bis zwölf Kinder und Jugendliche untergebracht werden.
Besonders problematisch gestaltet sich dabei die heterogene Zusammensetzung der Gruppen. Sato weist auf die Schwierigkeiten hin, die entstehen, wenn Kindergartenkinder mit Jugendlichen zusammenleben müssen, “die gerade aus der U-Haft (Untersuchungshaft) entlassen wurden”. Diese Konstellation überfordere das System und schaffe Probleme, die kaum zu bewältigen seien. Betroffene berichten immer wieder, dass sie sich in den Krisenzentren nicht sicher fühlen und ihnen angemessene Rückzugsmöglichkeiten fehlen.
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Strukturelle Defizite
Der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Ohner kritisiert in diesem Zusammenhang grundlegende strukturelle Defizite: “Damit wird ein fundamentales Kinderrecht nicht gewährleistet und Ungleichheit verschärft.” Er fordert konkrete Maßnahmen, um besonders von Armut bedrohte Kinder per Verordnung automatisch in die Krankenversicherung aufzunehmen – ähnlich wie es bei Geflüchteten aus der Ukraine praktiziert wurde. Diese Lücke im Sozialsystem müsse dringend geschlossen werden.
Schutzkonzepte gefordert
Darüber hinaus plädiert die Kinder- und Jugendanwaltschaft für eine verbindlichere Einhaltung von Kinderrechten und die Einführung verpflichtender Schutzkonzepte. Ohner betont dabei die Wichtigkeit, Kinder und Jugendliche selbst in die Entwicklung solcher Konzepte einzubeziehen, um deren Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen und ihre Partizipationsrechte zu stärken.
Diese Lücke im Sozialsystem müsse dringend geschlossen werden.
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