Der Lazarus-Samstag mit seinen orthodoxen Bräuchen bewahrt jahrhundertealte Traditionen. Von Weidenzweigen um die Hüfte bis zu Blumenkränzen für Kinder zelebrieren Gläubige Jesu Wundertat der Totenerweckung.
Am Samstag, dem 12. April, begehen die Anhänger der Serbisch-Orthodoxen Kirche den Lazarus-Samstag. Dieses religiöse Fest ehrt eine in der Überlieferung zentrale Wundertat Jesu Christi. Der Tradition nach soll der Erlöser seinen bereits verstorbenen Freund Lazarus aus Bethanien mit den knappen Worten „Steh auf, Lazarus“ ins Leben zurückgerufen haben – vier Tage nach dessen Tod. Die Feierlichkeiten umfassen diverse traditionelle Handlungen.
Das kirchliche Fest trägt auch den Namen „Vrbica“ (Weidenfest) und findet stets am Tag vor dem Palmsonntag statt. Seine Bezeichnung leitet sich von Lazarus aus Bethanien ab, einem Freund Jesu, der nach seinem Tod durch Christus wieder zum Leben erweckt wurde. Jesus soll dafür eigens von Jerusalem in Lazarus‘ Heimatort Bethanien gereist sein, weshalb orthodoxe Gläubige von Lazarus dem Viertägigen sprechen. Zur Würdigung dieser biblischen Begebenheit praktizieren orthodoxe Christen am Lazarus-Samstag zahlreiche Rituale, die seit Generationen überliefert werden.
Traditionelle Bräuche
Als wichtigste Tradition gilt das Tragen von Weidenzweigen um die Hüfte – eine Praktik, die sowohl Erwachsene als auch Kinder einschließt. Diese symbolische Handlung kündigt Christi Einzug in Jerusalem an. Ein weiterer Brauch besteht im morgendlichen Sammeln von Blumen, die anschließend bis zum Palmsonntag in einem wassergefüllten Gefäß im Hofbereich verbleiben müssen. Der Volksglauben warnt davor, am Lazarus-Samstag Blumen ins Hausinnere zu bringen – dies könnte bedeuten, dass den Familienmitgliedern bis zum nächsten Lazarus-Samstag nichts gelingen wird.
Besonders für Kinder stellt der Kirchgang ein Highlight dar. Nach überliefertem Brauch kleiden Eltern ihren Nachwuchs besonders festlich und hängen ihnen ein Glöckchen um den Hals. Dieses symbolisiert die Ankündigung des Einzugs Jesu in Jerusalem. Zusätzlich erhalten die Kinder Kränze aus Blumen und Weidenzweigen, die sie auf dem Kopf tragen. Die aus der Kirche mitgebrachten Weidenzweige finden traditionell ihren Platz neben der Ikone des Schutzheiligen des jeweiligen Hauses.
Die Vorfahren pflegten einen besonderen Brauch am frühen Morgen des Lazarus-Samstags: Sie begaben sich zum Fluss, um sich zu waschen. Anschließend nahmen sie einen Stein aus dem Gewässer, platzierten ihn auf ihrem Fuß und kickten ihn so weit wie möglich fort. Dabei sprachen sie: „So weit ich diesen Stein geworfen habe, so weit sollen die Schlangen von mir entfernt sein.“ In einigen Regionen Serbiens wird diese Tradition nach wie vor praktiziert.
Religiöse Vorschriften
Neben den Bräuchen, die an diesem Tag der Auferweckung des Lazarus durch Jesus Christus befolgt werden sollten, existieren auch Überzeugungen bezüglich unerwünschter Aktivitäten. Da der Lazarus-Samstag in die Fastenperiode vor Ostern fällt, gilt es, auf Gesang und Feierlichkeiten zu verzichten und verstärkt zu beten. Obwohl das Fest den Sieg des Lebens über den Tod verkündet, weil „alle, die sahen, wie Christus seinen Freund zum Leben erweckt hat, ihn als Gottes Sohn anerkannten“, widmet die orthodoxe Tradition den Samstag generell den Verstorbenen. Daher gilt es als unangemessen, Freudenbekundungen zu zeigen.
Eine weitere Vorschrift, an die sich orthodoxe Gläubige halten, betrifft das Fasten. Selbst jene, die ansonsten nicht fasten, sollten am Weidenfest ausschließlich pflanzliche, mit Öl zubereitete Speisen zu sich nehmen.
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