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MEGA-LEAK

„Pandora Papers“ am Balkan: Montenegrinischer Präsident und Vučićs Treuzeuge im Visier

(FOTOS: zVg.)

Vergangenen Sonntag wurden die sogenannten „Pandora Papers“ veröffentlicht, die die geheimen Reichtümer der politischen Elite der Welt offenlegten.

Das International Consortium of Investigative Journalist erhielt fast 12 Millionen Dateien von 14 Dienstleistern, darunter von Banken, Anwälten und Buchhaltern, und teilte diese mit Journalisten weltweit. In den Leaks wurden 35 hochrangige Politiker, zusammen mit 400 Beamten aus fast 100 Ländern erwähnt – darunter auch einige vom Balkan.

Auch wenn Geschäfte über sogenannte Offshore-Unternehmen legal sind, so wird bereits seit längerem gefordert, dass diese strengeren Überprüfungen unterzogen werden, vor allem wenn sie von Politikern und anderen Personen der Öffentlichkeit getätigt werden. Es ist oft schwer festzustellen, woher das Geld kommt. Nicht selten gibt es Vorwürfe der Korruption und fragwürdiger Geschäfte, was auch die „Pandora Papers“ beweisen.

Bosnisch-albanisch-kosovarischer Stromnetzbau
Wie BIRN herausgefunden hat, hat der bosnische Maschinenbaugigant Energoinvest, der unter anderem Stromleitungen zwischen Albanien und dem Kosovo gebaut hat, mehr als 3,6 Millionen Euro in ein kleines Beratungsunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Emiraten investiert. Geleitet wird dieses von einem albanischen Geschäftsmann, Vasil Kallupi. Ihm werden enge politische Verbindungen nachgesagt.

Der Ausbau des Stromnetzes ist sowohl für Albanien als auch den Kosovo von immenser Wichtigkeit, da sich Kosovo damit Energieunabhängig von Serbien machen kann. Finanziert durch ein Darlehen der staatlichen deutschen Förderbank KfW wurde 2011 das Ausschreibungsverfahren für den albanischen Abschnitt der Stromleitung gestartet.

Milo und Sohn überweisen Unsummen ins Ausland
Die montenegrinischen Behörden haben die Staatsanwaltschaft aufgefordert, die Ergebnisse der Pandora Papers zu untersuchen. Aus ihnen geht hervor, dass Präsident Milo Đukanović und sein Sohn Blažo über zwei Treuhändler Geld auf Offshore-Konten angelegt haben.

Premierminister Zdravko Krivokapić forderte die Staatsanwaltschaft auf, den Leak umgehend zu untersuchen, während der stellvertretende Premierminister Dritan Abazovic Đukanović aufforderte, als Präsident zurückzutreten. Der montenegrinische Präsident verteidigt sich damit, den Treuhandel zu jener Zeit gegründet zu haben, als er kein öffentliches Amt bekleidete.

Serbiens Minister gibt mehr aus als er verdient?
Das Serbische Netzwerk zur Ermittlung von Kriminalität und Korruption (KRIK) fand in den „Pandora Papers“ Informationen darüber, dass der serbische Finanzminister Siniša Mali 24 Luxuswohnungen an der bulgarischen Küste erwarb. Die Dokumente belegen, dass Mali als Eigentümer von zwei Offshore-Gesellschaften auf den Britischen Jungferninseln Immobilien im Gesamtwert von rund 5 Millionen Euro gekauft hat. Die Summe übersteigt das deklarierte Einkommen Malis um ein Vielfaches.

Mali beschuldigte die Medien jedoch wütend der Lüge und gab zu, nur eine Wohnung gekauft zu haben. Er behauptete, nicht hinter den beiden Offshore-Firmen zu stehen.

Ebenfalls in den Papers aufgetaucht, ist Nikola Petrović ist der ehemalige Chef des staatlichen serbischen Stromunternehmens und ehemaliger Trauzeuge des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić.

Er wurde Eigentümer einer Firma auf den Britischen Jungferninseln, die 2016 über die Schweizer Beratungsfirma Fidinam und Alcogal, eine panamaische Anwaltskanzlei, gegründet wurde. Die Agentur für Korruptionsprävention bestätigte der KRIK, dass Petrovic dieses Unternehmen nicht gemeldet hat, obwohl er laut Gesetz als Amtsträger verpflichtet ist. Er könnte deshalb strafrechtlich verfolgt werden.

Kroatischer Tourismusgigant im Visier
In Kroatien hat das Ermittlungsportal Ostro die wahren Eigentümer des in Losinj ansässigen Touristenriesen Jadranka enthüllt und wie dieser Millionen Euro aus Russland über Steueroasen überwiesen hat. Davon wurden 3,1 Millionen Dividenden des russischen Bauunternehmens Velesstroy nach Losinj überwiesen, um ein durch einen Brand zerstörtes Restaurant wieder aufzubauen.

Obwohl seit Jahren vermutet, konnte nie nachgewiesen werden, dass Mihajlo Perenčević, der kroatische Chef von Velesstroy, hinter der Übernahme von Jadranka im Jahr 2013 steckte. 2015 sagte Perenčević gegenüber Jutarnji list, dass sein Einfluss ein Faktor bei der Übernahme gewesen sei, aber nicht sein Geld.