Start Aktuelles
Emissionstest

Partikelfilter-Razzia: EU will Millionen Autos stilllegen

Detailansicht eines sauberen, modernen Automotors mit lebhaft gefärbten Komponenten und schlankem Design.
(Foto: Pexels)

Europa nimmt den Kampf gegen manipulierte Dieselpartikelfilter auf. Millionen von Dieselfahrzeugen mit defekten oder absichtlich deaktivierten Filtersystemen sollen künftig aus dem Verkehr gezogen werden, um die Luftqualität zu verbessern. In Deutschland wurden bereits rund 500.000 Dieselfahrzeuge wegen mangelhafter Partikelfilter zurückgerufen – ein Vorbote dessen, was auch in anderen EU-Ländern zu erwarten ist, wo Emissionstests verpflichtend sind.

Die zuverlässige Überprüfung der Partikelfilter stellt die Behörden allerdings vor technische Herausforderungen. Die EU-Kommission arbeitet an Methoden, nicht nur das bloße Vorhandensein, sondern auch die tatsächliche Funktionsfähigkeit der Filter nachzuweisen. Die bisher übliche Messung der Abgastrübung gilt mittlerweile als unzuverlässig und wird vom Europäischen Parlament kritisch gesehen, da sie zu falschen Ergebnissen führen kann.

⇢ So viel Vermögen hat ein durchschnittlicher Österreicher!

Präzisere Testverfahren

Für Euro-5-Dieselmotoren, bei denen der Partikelfilter seit 2009 Pflicht ist, soll künftig ein präziseres Verfahren zum Einsatz kommen: Ein Partikelzähler misst während einer 30-sekündigen Leerlaufphase die Anzahl der Partikel pro Kubikzentimeter im Abgas. Dieser Test soll zuverlässig aufdecken, ob der Filter entfernt, deaktiviert, verstopft oder durchgebrannt ist. Das Prüfverfahren wird bereits in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Deutschland angewendet – die Ausweitung auf weitere Länder ist nur eine Frage der Zeit.

Allerdings fehlen noch EU-weit einheitliche Grenzwerte, da diese derzeit regional unterschiedlich festgelegt sind. Die Behörden wollen zudem die Ursachen für besonders hohe Partikelwerte bei bestimmten Fahrzeugen genauer untersuchen.

Neben Umweltaspekten spielen auch technische Faktoren eine Rolle: Deaktivierte AGR-Systeme, fehlerhafte Kraftstoffeinspritzsysteme oder zu hoher Kraftstoffanteil im Motoröl können die Messwerte negativ beeinflussen.

Finanzielle Folgen

Die geplante Maßnahme wird zwar die Luftqualität verbessern, stellt aber viele Familien vor finanzielle Herausforderungen, da sie möglicherweise ein neues Fahrzeug anschaffen müssen. Während Hybrid- und Elektrofahrzeuge von den Regelungen nicht betroffen sind, müssen Dieselfahrzeuge die strengen Anforderungen erfüllen – oder Besitzer müssen auf Benzinfahrzeuge umsteigen. Doch auch hier zeichnet sich bereits der nächste Schritt ab: Die Niederlande testen bereits Verfahren, um die Partikelzählmethode auf Benzinfahrzeuge mit Direkteinspritzung auszuweiten, bei denen ebenfalls erhöhte Partikelemissionen vermutet werden.

Das Problem hat sich über Jahre entwickelt. Während ältere Dieselfahrzeuge zunächst als umweltfreundlich galten, begannen die Partikelfilter mit der Zeit Probleme zu verursachen.

Da der Austausch kostspielig ist, entschieden sich viele Besitzer für eine Manipulation – der Filter bleibt zwar eingebaut, ist aber nicht mehr funktionsfähig.

Kostenvergleich für Fahrzeugbesitzer

Wer von den Maßnahmen betroffen ist, steht vor einer wichtigen finanziellen Entscheidung: Reparatur oder Fahrzeugwechsel. Der Austausch eines Dieselpartikelfilters kostet bis zu 3.000 Euro, wobei neuere Euro-6-Modelle besonders betroffen sein können. Diese fallen mitunter bereits nach wenigen Jahren bei der Abgasuntersuchung durch.

Es gibt allerdings auch Entlastung für manche Fahrzeughalter: Bei einigen Herstellern laufen bereits Rückrufaktionen. Ford beispielsweise überprüft im Rahmen solcher Aktionen die Filter und ersetzt defekte Exemplare kostenfrei – vorausgesetzt, das Fahrzeug ist Teil der Rückrufaktion. Andernfalls bleiben die Kosten am Besitzer hängen.

Im Vergleich zur Reparatur stellt die Neuanschaffung eines regelkonformen Fahrzeugs in den meisten Fällen die deutlich teurere Alternative dar. Die Preise für Neufahrzeuge mit alternativen Antrieben oder Benzinmotoren liegen typischerweise im fünfstelligen Bereich, wodurch die Reparatur des bestehenden Partikelfilters für viele Autobesitzer die wirtschaftlich sinnvollere Option bleibt.