Österreich diskutiert heftig über die Erhöhung des Rentenalters. Ein Vorschlag der Nationalbank: einkommensabhängige Pension. Doch Kritik bleibt nicht aus.
Die aktuelle politische Debatte in Österreich wird von der Frage nach einer Reform des gesetzlichen Rentenalters dominiert. Die jüngsten Verhandlungen der Regierung konnten keine abschließende Lösung präsentieren, doch wurden Ziele formuliert, um das tatsächliche Rentenalter zu erhöhen. Sollte dies nicht gelingen, drohen weitere Maßnahmen. Markus Knell von der Österreichischen Nationalbank schlägt einkommensabhängige Ersatzraten als möglichen Ansatz vor, um soziale Ungleichheiten auszugleichen.
In vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Dänemark und Schweden hat die gestiegene Lebenserwartung bereits zu einer Erhöhung des Rentenalters geführt. Diese Reformen sind oft umstritten, wie die Proteste in Frankreich verdeutlichen. Auch in Österreich bleibt das Thema heikel und trug zum Scheitern eines Dreiparteien-Koalitionsversuchs bei.
Ungleiche Lebenserwartung
Ein zentrales Argument in der Debatte ist die ungleiche Verteilung der gestiegenen Lebenserwartung. Knell hebt hervor, dass es eine signifikante Korrelation zwischen Einkommen und Lebenserwartung gibt. Er schlägt vor, dass Besserverdienende später von ihrer Rente profitieren, während Geringverdiener früher in den Genuss der Ersatzrate kommen könnten. Dies könnte helfen, die Akzeptanz für ein höheres Rentenalter zu steigern.
Monika Köppl-Turyna vom EcoAustria-Institut bestätigt diese Korrelation, betont jedoch, dass die Ursache eher in der Bildung liegt, die das Einkommen beeinflusst. Laut Statistik Austria gibt es erhebliche Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungsniveau.
Knell argumentiert, dass das Lebenseinkommen ein geeigneter Maßstab sei, da es messbar ist. Es gibt jedoch Gegenstimmen, wie die von Köppl-Turyna, die darauf hinweist, dass das Pensionssystem nicht dafür gedacht sei, soziale Ungleichheiten zu berücksichtigen. Sie fragt, wie man mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen umgehen würde, wenn man diese Tür einmal öffnet.
Teilzeitarbeit und Anreize
Ein weiteres Problem in Knells Vorschlag ist die Teilzeitarbeit. Sein Modell könnte Anreize schaffen, weniger zu arbeiten, um früher in Rente zu gehen. Dies könnte durch die Einführung eines Mindestmaßes an Vollzeitarbeit für frühere Renteneintritte gelöst werden. Ausnahmen müssten für Erziehungs- und Pflegezeiten gelten. Knell selbst gesteht ein, dass es schwierig ist, ein vollkommen faires System zu entwickeln.
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