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Gesundheitskrise

Pflegesektor schlägt Alarm: Versorgungskollaps droht

Koma, Krankenhaus
Symbolbild FOTO: iStock

Der Abbau von 300 Akutbetten in Waldviertler Kliniken sorgt für Unruhe beim medizinischen Personal. Eine anonyme Pflegekraft warnt vor dramatischen Versorgungslücken.

Der geplante Abbau von 300 Akutbetten in den Kliniken Gmünd und Waidhofen an der Thaya löst massive Beunruhigung aus – nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch beim medizinischen Fachpersonal. Eine langjährige Pflegekraft, die anonym bleiben möchte, schildert die bereits jetzt angespannte Situation im Pflegebereich. „Wie soll das denn funktionieren, wenn in Gmünd und Waidhofen an der Thaya 300 Akutbetten gestrichen werden und es keine Möglichkeit mehr gibt, über Nacht im Spital zu bleiben?“ Wer versorgt dann die Menschen medizinisch. Auch wir selbst sind betroffen“, gibt die Informantin die weitverbreiteten Bedenken ihrer Kolleginnen und Kollegen wieder, die keineswegs an eine gleichbleibende oder gar verbesserte Gesundheitsversorgung glauben.

Seitens der Landesgesundheitsagentur (LGA) wird versichert, dass die medizinische Kapazität in den Krankenhäusern Horn und Zwettl aufgestockt werde. Diese beiden Standorte sollen neben Krems im Waldviertel weiterhin als vollwertige Krankenhäuser fungieren. „Veränderungen werden erst dann getroffen, wenn bessere Varianten bereits bereitstehen. Der Gesundheitsplan sieht eine Bündelung der Leistungen vor. Dafür ist ein Ausbau geplant, von einer Umsetzung vor 2030 ist nicht auszugehen“, erläutert LGA-Vorständin Elisabeth Brautigam die langfristige Planung.

Probleme bei Notfällen

Die Landesgesundheitsagentur verweist regelmäßig darauf, dass Schlaganfallpatienten schnellstmöglich in eine der sieben Stroke Units des Landes – beispielsweise nach Horn – transportiert werden müssen, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten. Die befragte Pflegekraft berichtet jedoch von gegenteiligen Erfahrungen: „Immer wieder werden solche Patienten von uns aber in Horn abgelehnt. Man muss ein gewisses Alter und keine Vorerkrankungen haben.“ Was macht ein Patient, wenn es bei uns kein Bett mehr für ihn gibt?“ Brautigam erklärt dazu: „In der Stroke Unit werden oft Medikamente eingesetzt, die die Blutgerinsel, die den Schlaganfall ausgelöst haben, auflösen sollen.“ Aufgrund möglicher Nebenwirkungen würden diese Medikamente allerdings nur Patienten bis zu einem bestimmten Alter und ohne bestimmte Vorerkrankungen verabreicht. „Sonst erfolgt eine konservative Behandlung auf anderen Abteilungen.“

Kapazitätsengpässe

Die medizinische Fachkraft beschreibt weitere problematische Situationen: Schlaganfallpatienten würden trotz Spezialisierung der Stroke Units abgewiesen, und Herzpatienten nach kurzen Eingriffen sofort zurücktransportiert. Besonders kritisch sieht sie die Lage bei kardiologischen Notfällen: „Sie werden nach St. Pölten und drei Stunden später zurückgeflogen, weil sie dort keinen Platz haben.“ Ein Umstand, den die LGA-Vorständin mit dem Hinweis kontert, dass an sämtlichen Klinikstandorten Kapazitäten für die Nachbetreuung aus den Zentren geschaffen würden.

Die Landesgesundheitsagentur bemüht sich durchgehend um Beruhigung und Aufklärung der Bevölkerung.