Mit Trommeln, Plakaten und Muschelhörnern machen die Kanaren ihrem Unmut Luft. Der Massentourismus treibt die Inselbewohner zu massiven Protesten auf die Straße.
Tausende Inselbewohner der Kanaren gingen heute in mehreren Städten, darunter auf Teneriffa, auf die Straßen, um gegen den Massentourismus zu demonstrieren. Mit Trommeln und Muschelhörnern machten die Protestierenden auf ihre Anliegen aufmerksam und trugen Plakate mit Botschaften wie „Mein Elend ist dein Paradies“ oder „Touristen schwimmen in Scheiße“ – eine Anspielung auf die Umweltbelastungen durch die Hotelindustrie.
Die aufgeheizte Atmosphäre verunsicherte zahlreiche Urlauber, die aus Sicherheitsbedenken ihre Unterkünfte nicht verließen. Wie die Daily Mail berichtet, äußerte ein Tourist, er sei „zu verängstigt“, um sein Airbnb-Apartment zu verlassen.
Forderungen der Einheimischen
Hinter den Protesten steht die Initiative „Canarias tiene un límite“ (sinngemäß: „Die Kanaren haben eine Grenze“), die auf die gravierenden Auswirkungen des Massentourismus hinweist: explodierende Mietpreise durch Kurzzeitvermietungen, verstopfte Verkehrswege, Umweltschäden und überbeanspruchte Ressourcen. Während die Inseln nur etwa 2,2 Millionen Einwohner zählen, besuchen jährlich rund 18 Millionen Touristen den Archipel.
Die Demonstranten verlangen konkrete Einschränkungen: einen Stopp weiterer Hotelprojekte, eine Umweltabgabe für Besucher und Beschränkungen beim Immobilienerwerb durch Ausländer. Viele Einheimische beklagen, sie könnten sich das Wohnen in ihrer Heimat nicht mehr leisten.
Gespräche abgelehnt
Als Reaktion auf rückläufige Buchungszahlen bot die Inselregierung Gespräche mit den Aktivisten an. Die Protestbewegung lehnte dieses Angebot jedoch ab und fordert stattdessen handfeste Maßnahmen. Sollten diese ausbleiben, kündigten die Organisatoren weitere Protestaktionen an.
Die Demonstrationen auf den Kanaren sind Teil einer wachsenden Tourismusskepsis in verschiedenen spanischen Regionen.
Wirtschaftliche Widersprüche
Die Proteste zeigen einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Widerspruch: Während die Kanaren von Januar bis März 2025 einen Anstieg der internationalen Besucherzahlen auf 17,1 Millionen verzeichneten – ein Plus von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – beklagen Tourismusverbände gleichzeitig einen deutlichen Rückgang der Neubuchungen für die kommende Hauptsaison. Experten führen dies direkt auf die Protestbewegung und die internationale Berichterstattung zurück.
Kein Einzelfall in Spanien
Die Kanaren stehen mit ihrem Unmut nicht allein. Auch in Barcelona und auf Mallorca formieren sich ähnliche Bewegungen gegen den Massentourismus. Die Klagen gleichen sich: steigende Mieten, Umweltverschmutzung und die zunehmende Unmöglichkeit für Einheimische, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die wachsende Tourismusskepsis in Spaniens beliebtesten Urlaubsregionen stellt die Behörden vor die Herausforderung, einen nachhaltigen Mittelweg zwischen wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Tourismus und den berechtigten Anliegen der lokalen Bevölkerung zu finden.
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