Die Idylle am Gardasee bröckelt: In Sirmione blockieren Touristenmassen sogar Rettungswege. Nun plant die Stadt drastische Einschränkungen für Besucher.
Der Massentourismus in Sirmione am Gardasee hat einen kritischen Punkt erreicht. Nach einem beispiellosen Besucheransturm am 1. Mai-Wochenende erwägt die Stadtverwaltung nun konkrete Maßnahmen zur Regulierung der Touristenströme. Eine Tagesgebühr nach venezianischem Vorbild steht dabei im Mittelpunkt der Überlegungen.
Die Situation im historischen Zentrum eskalierte zuletzt dramatisch. Virale Aufnahmen dokumentieren die Überfüllung der Altstadt, deren Zugangswege vollständig blockiert waren. Besonders alarmierend: Rettungsfahrzeuge konnten die verstopften Gassen nicht mehr passieren, was erhebliche Sicherheitsbedenken aufwarf.
Konkrete Lösungsansätze
Die lokale Hotellerie drängt inzwischen auf Sofortmaßnahmen. „Wir fordern, dass die Zahl der ankommenden Personen eine bestimmte, von Experten festzulegende Zahl nicht überschreitet“, erklärt Marco Merlo, Vorsitzender des Hotelierverbands. Er hat bereits ein Gespräch mit den Stadtverantwortlichen beantragt, um Lösungsansätze zu diskutieren.
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Zu den Vorschlägen zählen ein verpflichtendes Reservierungssystem für den Altstadtzugang an Spitzentagen sowie Eintrittstickets für Tagesgäste. Auch die Sicherstellung von Rettungswegen steht auf der Agenda.
Bereits 2018 hat Sirmione einen ersten Schritt zur Entlastung unternommen und ein Fahrverbot für Autos und Fahrräder im Stadtzentrum erlassen – mit Ausnahmen nur für Anwohner, Hotelgäste und Personen mit Arbeitsplatz im Zentrum. Ab 2025 soll zudem eine Touristensteuer von 2,70 Euro pro Person und Nacht eingeführt werden, die vor Ort zu entrichten ist.
Touristische Belastung
Massimo Padovan, Sicherheitsbeauftragter Sirmiones, betont die Balance zwischen Gastfreundschaft und Nachhaltigkeit: „Sirmione ist eine Perle, die wir weiterhin für Touristen offen halten wollen, allerdings mit Ausgewogenheit und Respekt für die Einwohner.“ Er plädiert nachdrücklich für ein verbindliches Buchungssystem, um einen Kollaps durch Übertourismus zu verhindern.
Die am Südufer des Gardasees gelegene Gemeinde hat sich zum Brennpunkt des regionalen Tourismusbooms entwickelt. In den engen Gassen der historischen Altstadt herrscht während der Sommermonate regelmäßig dichtes Gedränge. Das Missverhältnis zwischen den 8.000 Einwohnern und 1,36 Millionen jährlichen Übernachtungen macht Sirmione zu einem der meistfrequentierten Orte der gesamten Gardaseeregion. Die Beliebtheit spiegelt sich auch in Umfragen wider: 86 Prozent der deutschen Touristen – einer der wichtigsten Besuchergruppen am Gardasee – äußern sogar den Wunsch, dort permanent zu leben.
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