Ein aktueller Bericht des Rechnungshofs wirft ein kritisches Licht auf die wirtschaftlichen Aktivitäten der Wiener Ärztekammer. Der Bericht bemängelt insbesondere das Fehlen eines effektiven Beteiligungsmanagements und die Nutzung externer Berater, die im Anschluss durch Geschäftsführerposten profitieren konnten.
Die Wiener Ärztekammer vernachlässigte den Aufbau eines eigenständigen Beteiligungsmanagements und zog stattdessen die Expertise externer Berater heran. Diese Vorgehensweise führte dazu, dass die Kurie nicht rechtzeitig auf Defizite in der Unternehmensstrategie reagieren konnte. Besonders betroffen war die ÄrzteEinkaufsService Equip4 Ordi GmbH, die im März des vergangenen Jahres aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihren Betrieb einstellen musste, wie die Salzburger Nachrichten schreiben.
Finanzielle Lage der Ärztekammern
Der Rechnungshof untersuchte auch die finanzielle Lage der Ärztekammern in Wien und Oberösterreich zwischen 2017 und 2022. In Wien stiegen die Ausgaben um 47 Prozent, während die Einnahmen nur um 35 Prozent zunahmen. In Oberösterreich gab es einen Ausgabenanstieg von 33 Prozent bei einem Einnahmenzuwachs von 19 Prozent. Diese Entwicklung ist vor allem auf Personalaufstockungen und Gehaltserhöhungen zurückzuführen. So erhöhte sich das durchschnittliche Bruttogehalt in Wien um 33 Prozent und in Oberösterreich sogar um über 35 Prozent, während der Verbraucherpreisindex lediglich um 17 Prozent stieg.
Geschlechterungleichheit und Vermögensverwaltung
Ein weiterer Kritikpunkt des Rechnungshofs betrifft die unzureichende Überprüfung von Nebentätigkeiten der Mitarbeiter beider Kammern. In Oberösterreich wurde zusätzlich ein lückenhaftes Dokumentationssystem festgestellt. Problematisch war auch ein Prämiensystem, das bis 2023 existierte und Boni für die Erfüllung alltäglicher Dienstpflichten vergab. Der Bericht hebt zudem eine deutliche Gehaltsdiskrepanz zwischen den Geschlechtern in der oberösterreichischen Kammer hervor, wobei das Durchschnittsgehalt weiblicher Angestellter um 60 Prozent niedriger war als das ihrer männlichen Kollegen. Dies liegt nicht nur an einer höheren Teilzeitquote bei den Frauen, sondern auch an einem geringeren Anteil weiblicher Führungskräfte von lediglich 35,5 Prozent.
In Bezug auf die Vermögensverwaltung zeigt der Bericht Unterschiede in der Herangehensweise der Kammern. Während die oberösterreichische Ärztekammer für ihre klaren Strategien bei der Verwaltung des Kammervermögens gelobt wird, wird die Wiener Kammer kritisiert. Trotz zahlreicher Beratungen wurden keine effektiven Konzepte eingeführt, was zu internen Spannungen und erheblichem Druck auf den Kammerpräsidenten Johannes Steinhart führte.
Die Situation um das Unternehmen Equip4 Ordi und die allgemeine Beteiligungsstrategie sind entscheidend für die zukünftige Handlungsfähigkeit der Wiener Ärztekammer. Der Rechnungshof betont die Notwendigkeit, interne Prozesse zu überdenken und ausreichend zu steuern, um den wirtschaftlichen Herausforderungen künftig besser begegnen zu können.
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