Start Politik
SCHOCK-AUSSAGE

„Russen sind Opfer im Ukraine-Krieg, genauso wie Serben im Jugoslawienkrieg“

SERBIEN_RUSSLAND
(FOTO: Youtube-Screenshot, iStock)

Der kroatische Journalist und Schriftsteller Boris Dezulovic zog in einem Interview für den Podcast Agelast zwischen dem Krieg in der Ukraine und den Jugoslawienkriegen einige Parallellen, die sich, wie er meint, „unwiderstehlich aufdrängen“.

Der bekannte kroatische Schriftsteller und Journalist Boris Dezulovic schockierte kürzlich die Öffentlichkeit mit seinen Aussagen über den Ukraine-Krieg. In seinem Youtube-Interview für den Podcast Agelast zog Dezulovic Parallelen zwischen dem aktuellen Krieg in der Urkaine und den jugoslawischen Kriegen der 90er Jahre.

Den Anstoß für die Erzählung gab ein Gespräch mit einem jungen Paar aus der Ukraine, in dem es um die Frage des Siegers und der Zukunft des Landes ging. Dezulovic erinnerte sich auch an den qualvollen Anblick eines gerade mal 19-jährigen serbischen Soldaten, der 1992 in Bosnien tot am Straßenrand lag.

Russen sind wie Serben, Ukrainer wie Kroaten

„Der Krieg in der Ukraine ist verführerisch ähnlich mit den Ereignissen während der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren. Natürlich handelt es sich um eine völlig andere Geschichte, doch oberflächlich betrachten gibt es so viele Ähnlichkeiten, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wie es in Kroatien so schön heißt: „Wer ist der Aggressor, und wer ist das Opfer?“. Die Russen sind der Aggressor, die Ukrainer sind das Opfer. Das ist aus der Sicht des Westens sonnenklar. In diesem Sinne sind die Russen mit den Serben und die Ukrainer mit den Kroaten vergleichbar„, meinte Dezulovic in dem Interview.

„Aus meiner Erfahrung während der 1990er Jahre weiß ich allerdings, dass diese klare Trennung unter der Oberfläche einiges an Facetten verbirgt. Die Kroaten sind nominal betrachtet das Opfer, aber wir wissen sehr wohl, was alles vor sich gegangen ist. Feral Tribune hatte 15 Jahre lang über die Ereignisse, die unter dem Deckmantel des Opfers stattfanden, berichtet“, so der erfahrene Journalist.

Die Vergleiche zwischen den Ereignissen in der Ukraine und den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren seien geradezu unvermeidbar. Zum Beispiel auch der Vorwurf des Faschismus.

„Die Ukrainer sind natürlich keine Faschisten, genauso wie Kroaten keine Faschisten sind. Es existieren keine faschistischen Nationen. Aber das Phänomen existiert sehr wohl. Ein gibt ein gewisses Ressentiment, eine ähnliche Geschichte mit Stepan Bandera und Ante Pavelic im „Unabhängigen Staat Kroatien“ im Zweiten Weltkrieg; das Asow-Regiment und die paramilitärische Organisation HOS in Kroatien; die Frage der kroatischen Ustascha und der Nazis. Es gibt so viele verführerische Ähnlichkeiten, dass man zumindest die Entwicklungen deuten kann, auch wenn man sie nicht vorhersehen kann.“

„Neulich habe ich gelesen, dass die Ukrainer vorhaben, alle russichen Bücher sowie alles aus der Zeit der UDSSR, also alles Russische, zu vernichten. Das sollten an die 100 Million Bücher sein. So etwas hatten wir auch in Kroatien, aber die Kroaten sind wesentlich weniger bibliophil als die Ukrainer, und so konnten wir nur an die 2-3 Millionen Bücher verbrennen“, meinte Dezulovic.

Eine gute und eine schlechte Nachricht

Dezulovic erzählte über seine Begegnung mit einem ukrainischen Ehepaar in Split. Als sie erfuhren, dass er Journalist ist, wollten sie seine Einschätzung wissen, wie der Krieg ausgehen wird.

„Ich sagte, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Die gute ist, dass die Ukraine obsiegen wird. Ich weiß nicht, wann das sein wird, aber der Sieg ist sicher. Es wird eine herrliche Militärparade in Kiew geben, Selenskij wird vermutlich den Nobelpreis für Frieden bekommen, der Westen wird hunderte und vielleicht tausende Milliarden an Aufbauhilfe in die Ukraine pumpen. Ihr werdet an diesem Tag sehr stolz und glücklich sein. Heilige Sch*, was ist dann die schlechte Nachricht, meinten sie. Die schlechte Nachricht ist alles, was am darauffolgenden Morgen und danach passieren wird. Eure gesamte Geschichte, euer ganzes Land und eure Leben werden von dem nationalistischen ukrainischen Kern übernommen werden, der den Krieg gewonnen haben wird“, führte Dezulovic aus und fügte mit Anspielung auf Kroatien hinzu:

„Eure Kinder werden in der Schule über einen sogenannten ukrainischen Heimatkrieg lernen, sie werden über den glorreichen Sieg der Ukraine belehrt werden, der rein und unbefleckt sei, weil die Ukrainer keinen einzigen Russen getötet und keine einzige Russin vergewaltigt hätten. Alles nur eitle Wonne und Sonnenschein. Kriegsveteranen werden sich alle Bereiche, vom Sport bis zur Kultur, unter die Nägel reißen, Kriegsprofiteure werden die Beute untereinander aufteilen, die tausenden Milliarden aus dem Westen werden für Wochenendhäuser, Villen, Familienfeiern, Luxusyachten und silikonverschönterte Liebhaberinnen eurer Regierenden verbraten werden“.

„In zwanzig bis dreißig Jahren werdet ihr, genauso wie wir in Kroatien, mit irgendeiner stupide Reality-Show berieselt werden, und du wirst dich zu deiner Frau umdrehen und sagen: ‚Kannst du dich an diesen Journalisten in Split erinnern, der uns das alles schon 2022 vorausgesagt hat? Wir hätten damals auf ihn hören sollen‘. Kurzum, gehe nicht in die Ukraine zurück. Mach dich in die Socken richtung Ausland, wenn du schon Familie in Spanien hast. Sonst wirst eines Tages an mich denken“, schloss Dezulovic.

Mit Blick in Zukunf meinte Dezulovic, dass die Russen das größter Oper dieses Krieges sein werden, genauso wie die Serben das größten Opfer der Jugoslawienkriege waren.