Selma Arapović, Klubobfrau der NEOS Wien, ist die Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der bevorstehenden Wien-Wahl. Im Gespräch mit KOSMO spricht sie über den Wahlkampf, politische Prioritäten, Zukunftspläne sowie über die Bedeutung der Beteiligung der BKS-Community am politischen und gesellschaftlichen Leben in Österreich.
War es überraschend für Sie, nach Christoph Wiederkehrs Berufung zum Bildungsminister zur Spitzenkandidatin der NEOS für die vorgezogene Wien-Wahl nominiert zu werden? Fühlen Sie sich für den verkürzten Wahlkampf gut vorbereitet?
Selma Arapović: Einerseits war es tatsächlich eine große Veränderung, da unser Wahlkampf und die Liste bereits fixiert waren – bei uns ist das normalerweise ein langer Prozess. Andererseits muss man in der Politik immer auf Veränderungen vorbereitet sein. Obwohl die Umstellung groß war, haben wir uns als Team sehr schnell gefunden und funktionieren hervorragend. Christoph Wiederkehr ist weiterhin Teil unseres Teams – er ist Landessprecher, also Teil des strategischen Kollektivs, und damit auch Teil unseres Wahlkampfteams, gemeinsam mit Bettina Emmerling und mir, die die ersten beiden Listenplätze einnehmen. Ich würde sagen, alles läuft gut – wir kennen uns gut, arbeiten seit Langem zusammen, und da wir als Partei und auch unser Klub eher klein sind, können Veränderungen sehr schnell umgesetzt werden, weil alle eingebunden sind.

Als Klubobfrau hatten Sie eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung der NEOS-Strategie. Werden Sie den politischen Kurs von Christoph Wiederkehr fortsetzen oder setzen Sie eigene Schwerpunkte? Gibt es zusätzliche Themenfelder, auf die Sie sich konzentrieren wollen?
Selma Arapović: Wir werden auf jeden Fall die Strategie weiterentwickeln, die mit Christoph Wiederkehr begonnen wurde – vor allem, da wir damals Teil der Wiener Regierungskoalition wurden. Natürlich werden wir im Laufe der Zeit neue strategische Ansätze entwickeln, aber wir haben eine sehr solide Grundlage, die wir voraussichtlich noch erweitern werden. Mein persönlicher Fokus liegt weiterhin auf Stadtentwicklung und Wohnen – das ist mein fachliches Gebiet. Darüber hinaus war Bildung für die NEOS immer ein zentrales Thema. Sicherheit wird ebenfalls zunehmend relevanter und muss ernsthaft angegangen werden. Auch Klimaschutz und Klimawandelanpassung – besonders im Sinne der Anpassungsfähigkeit der Stadt und der Schaffung urbaner Räume, in denen man auch in Zukunft gut leben kann – sind wichtige Themen. Dabei denken wir nicht nur an Menschen, sondern auch an den Erhalt der biologischen Vielfalt. Im Bereich der Wirtschaft ist es wichtig, darüber nachzudenken, wie wir Unternehmerinnen und Unternehmer zusätzlich unterstützen können.
Wo sehen Sie die NEOS in politisch turbulenten Zeiten? Trauen Sie Ihrer Partei ein stärkeres Abschneiden als 2020 zu?
Selma Arapović: Wir bei den NEOS bemühen uns, Politik zu machen, die nicht polarisiert, aber gleichzeitig auch nicht populistisch ist. Wir konzentrieren uns darauf, das Leben in Wien und ganz Österreich besser zu machen. Ich denke, unsere Stärke liegt darin, dass wir ruhig durch Krisenzeiten gehen und besonnen auf Herausforderungen reagieren. Die Menschen erkennen das – das sehen wir in den direkten Gesprächen auf der Straße im Wahlkampf. Wir bekommen viel Rückenwind. Daher bin ich überzeugt, dass wir ein mindestens ebenso gutes, wenn nicht sogar besseres Ergebnis als 2020 erreichen können.
„Es ist wichtig, ein aktiver Teil der Gesellschaft zu sein. Beteiligt euch – denn es geht auch um uns.“
Falls ihre Partei nach der Wahl wieder im Wiener Gemeinderat vertreten ist und es zu Koalitionsverhandlungen kommt: Mit welchen Parteien könnten Sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen?
Selma Arapović: In den vergangenen viereinhalb Jahren hatten wir eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der SPÖ. Viele Projekte, die damals angestoßen wurden, brauchen Zeit zur Entwicklung – unser Ziel ist es daher, wieder Teil einer Koalition zu werden, um diese Projekte abzuschließen und neue zu starten.
Wie stellen Sie sich Wien in zehn Jahren vor?
Selma Arapović: Vor zwei Wochen haben wir den sogenannten Wien-Plan vorgestellt, der die Entwicklungsziele der Stadt bis 2035 definiert. Darin haben wir drei Hauptziele formuliert – die sogenannten „3K-Ziele“: Klimawandelanpassung, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft. Unser Ziel ist es, dass Wien in zehn Jahren noch anpassungsfähiger ist – nicht nur gegenüber klimatischen, sondern auch gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen – und dass das Zusammenleben in der Stadt noch besser funktioniert.
Sie haben bosnische Wurzeln – spielt Ihre Herkunft im Wahlkampf eine Rolle? Begegnen Sie Vorurteilen oder sehen Sie das als Chance, neue Wählergruppen anzusprechen?
Selma Arapović: Ich bin in Bosnien und Herzegowina geboren und mit sechzehn Jahren nach Österreich gekommen. Meine Herkunft zeigt sich nicht nur in meinem Namen, sondern auch in meiner Sprache – das ist ein Teil von mir. Ich glaube nicht, dass meine Herkunft eine entscheidende Rolle in meiner politischen Arbeit spielt, denn die Themen, mit denen ich mich befasse, stammen aus meiner fachlichen Expertise als Architektin. Aber was mir sehr wichtig ist, ist die Rolle als Vorbild – ein „Role Model“ – durch das wir den Menschen zeigen können, dass Menschen mit unserer Herkunft auch in der Politik ihren Platz haben. Menschen vom Balkan sind in der österreichischen Wirtschaft gut integriert und leisten in vielen Bereichen einen wertvollen Beitrag – aber in der Politik sind wir noch immer unterrepräsentiert.
Haben Sie eine Botschaft, die Sie unserer BKS KOSMO-Community mit auf den Weg geben möchten?
Selma Arapović: Macht mit und mischt euch ein. (Mitmachen & Mitmischen.) Es ist wichtig, ein aktiver Teil der Gesellschaft zu sein. Beteiligt euch – denn es geht auch um uns. Unsere Community ist wirtschaftlich gut integriert und leistet viel für die Gesellschaft. Jetzt ist es an der Zeit, auch gesellschaftlich sichtbarer zu werden. Wer die Möglichkeit hat, sollte zur Wahl gehen und seine Stimme abgeben – aber auch darüber hinaus aktiv an der Gemeinschaft teilhaben.
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