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ENTSCHÄDIGUNG

Serbien zahlt 53.950 € an freigesprochenen bosnischen Kriegsangeklagten

(FOTOS: N1, iStockphoto)

Die serbischen Behörden bezahlten eine mehrstellige Entschädigungssumme an den zu Unrecht verurteilten bosnischen Polizisten Ilija Jurišić. Er wurde beschuldigt 1992 in Tuzla (Bosnien) einen Angriff auf einen sich zurückziehenden Konvoi der jugoslawischen Volksarmee angeordnet zu haben.

Mit einer Summe von 53.950 Euro entschädigt Serbien den ehemaligen bosnischen Polizisten Ilija Jurišić für seine Inhaftierung und die Rechtskosten. Er wurde vom Belgrader Gericht freigesprochen, einen Angriff auf jugoslawische Truppen der Volksarmee angeordnet zu haben, die im Mai 1992 aus der bosnischen Stadt Tuzla abzogen.

Jurišić verklagte Serbien auf Entschädigung
Im Juni 2017 verklagte Jurišić Serbien und forderte eine Entschädigung für die dreieinhalb Jahre, die er nach seiner Verhaftung in Belgrad wegen Kriegsverbrechen in Haft verbracht hatte. Das Berufungsgericht hatte im September 2019 eine Entschädigung in der Höhe von 53.950 Euro für „emotionales Leid durch unbegründeten Freiheitsentzug“ gewährt. Das Verteidigungsteam von Jurišić erhielt außerdem eine Entschädigung in Höhe von 91.000 Euro.

Für Jurišićs Frau ist die Entschädigung jedoch viel zu niedrig: „Das ist wenig Befriedigung für all die Folterungen, die Ilija erlebt hat, aber leider kann kein Geldbetrag seine Gesundheit wiederherstellen.“

Angriff auf den Konvoi der jugoslawischen Volksarmee
Jurišićs wurde 2007 auf dem Belgrader Flughafen Nikola Tesla festgenommen und beschuldigt, einen direkten Befehl zum Angriff auf den Konvoi der jugoslawischen Volksarmee erlassen zu haben. Damals war Jurišićs der leitender Beamte im operativen Hauptquartier des Sicherheitsdienstzentrums der Polizei in Tuzla.

Die Staatsanwälte behaupteten, die jugoslawische Volksarmee und bosnische Vertreter hätten sich darauf geeinigt, dass sich die Armee aus ihrer Kaserne Tuzla zurückziehen könne, ohne angegriffen zu werden. Doch die bosnische Seite brach den Deal und eröffnete das Feuer. Nach Angaben des Belgrader Gerichts wurden rund 50 sich zurückziehende Soldaten getötet.

Jurišićs wurde zunächst zu 12 Jahren Haft verurteilt und inhaftiert. Im April 2016 wurde er jedoch aufgrund fehlender Beweise im Berufungsverfahren freigesprochen. In einem Interview mit BIRN sagte der ehemalige Polizist: Was „mir [am Freispruch] am besten gefällt, ist, dass ich nun wieder mit reingewaschenem Namen vor meinen Mitbürgern und Nachbarn stehen kann“.

Die Meinungen darüber, ob die Höhe der Entschädigungssumme angemessen ist oder nicht, gehen unterdessen stark auseinander. Lest auf der nächsten Seite mehr dazu.