Ein jahrhundertealtes Ritual beginnt: Nach dem Tod von Papst Franziskus mit 89 Jahren setzt ein präzise choreografiertes Zeremoniell ein, das Tradition und persönliche Wünsche vereint.
Nach dem Tod von Papst Franziskus im Alter von 89 Jahren setzt nun ein jahrhundertealtes Zeremoniell ein. Der stellvertretende Staatssekretär informiert zunächst den Camerlengo (päpstlicher Kämmerer) – derzeit der irischstämmige Kardinal Kevin Farrell – über das Ableben des Kirchenoberhaupts. Diesem obliegt die offizielle Feststellung des Todes, die er im Beisein des Sekretärs und des Kanzlers des Apostolischen Palastes vornimmt. Während früher der Camerlengo dem Verstorbenen mit einem silbernen Hammer auf die Stirn schlug und ihn beim Namen rief, ist diese Prozedur heute nur noch ein Formalakt, da Ärzte den Tod bereits bestätigt haben. Anschließend erstellt der Kanzler ein offizielles Dokument über das Ableben des Papstes.
Der Camerlengo versiegelt umgehend die päpstlichen Privatgemächer und übernimmt die Kontrolle über die Lateranbasilika sowie die Sommerresidenz Castel Gandolfo. Die Todesnachricht wird an den Vikar von Rom weitergeleitet, der die Diözese informiert, sowie an den Vikar der Vatikanstadt, da der Papst auch Staatsoberhaupt ist. Als sichtbares Zeichen der Trauer wird der rechte Flügel des Bronzetors geschlossen, während die Glocken des Petersdoms den Tod verkünden.
⇢ Papst Franziskus ist am Ostermontag gestorben
Nach der offiziellen Identifizierung wird der Leichnam für die Aufbahrung vorbereitet. Die Ärzte kleiden den verstorbenen Papst in die traditionellen Gewänder: eine rote Kasel (liturgisches Obergewand) als Zeichen der Trauer, das Pallium (wollene Schulterbinde) mit schwarzen Kreuzen als Würdesymbol und eine weiße Mitra (Bischofsmütze). Drei Tage lang wird der Leichnam im Petersdom aufgebahrt, damit die Gläubigen Abschied nehmen können. Fotografien des Verstorbenen dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Camerlengo und erst nach der Einkleidung angefertigt werden.
Neuntägige Trauerzeit
Neun Tage lang zelebrieren die Kardinäle Trauermessen für den verstorbenen Papst. In der Sedisvakanz (Zeit des unbesetzten Heiligen Stuhls) – der Zeit zwischen Tod und Neuwahl – übernimmt das Kardinalskollegium die Leitung der Kirche und führt die laufenden Geschäfte weiter. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Zerstörung des „Fischerrings“, der einst als Siegel für apostolische Schreiben diente. Die Begräbnisfeierlichkeiten finden innerhalb von vier bis sechs Tagen statt. Der Trauergottesdienst im Petersdom wird in Anwesenheit des diplomatischen Korps abgehalten. Traditionell wird der Papst in einem dreifachen Sarg – aus Zypressenholz, Zink und Nussbaum – an dem von ihm testamentarisch bestimmten Ort beigesetzt, üblicherweise in der Krypta des Petersdoms.
Franziskus hat jedoch andere Wünsche geäußert: In einem Interview 2023 nannte er die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, eine seiner Lieblingskirchen, als gewünschte letzte Ruhestätte. Damit wird er der erste Papst seit einem Jahrhundert sein, der außerhalb des Vatikans beigesetzt wird. Zudem hat er verfügt, in einem einfacheren Sarg aus Holz und Zink bestattet zu werden. Nach der Beisetzung darf niemand die päpstlichen Gemächer bewohnen, bis ein Nachfolger gewählt ist. Lediglich Ordensschwestern, der Sekretär und weiteres Personal dürfen in ihren angestammten Räumen verbleiben.
Mit diesen Verfügungen bricht Franziskus bewusst mit langjährigen Traditionen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Benedikt XVI. (2022) und Johannes Paul II. (2005), die beide mit großem Zeremoniell im Petersdom aufgebahrt wurden, verzichtet er auf die Aufbahrung auf einem erhöhten Katafalk. Der Leichnam soll direkt im Sarg gezeigt werden – ein deutliches Zeichen seiner oft betonten Bescheidenheit und ein Bruch mit dem päpstlichen Prunk vergangener Zeiten.
Papstwahl im Konklave
Zwei bis drei Wochen nach der Beerdigung versammelt sich das Kardinalskollegium in der Sixtinischen Kapelle zum Konklave (päpstliche Wahlversammlung). Theoretisch könnte jeder getaufte männliche Katholik zum Papst gewählt werden, doch seit 700 Jahren stammt der Papst stets aus dem Kreis der Kardinäle. Wahlberechtigt sind nur Kardinäle unter 80 Jahren – etwa 120 Purpurträger geben ihre Stimme ab, indem sie den Namen ihres Kandidaten auf einen Zettel schreiben und diesen in einen Kelch auf dem Altar legen. Erhält kein Kandidat die erforderliche Zweidrittelmehrheit, folgt eine neue Abstimmungsrunde. Pro Tag können bis zu vier Wahlgänge stattfinden.
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