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SPÖ plant Touristen-Abgabe: Kommt der „Kultureuro“?

SPÖ-Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. FOTO: Stadt Wien/David Bohmann
SPÖ-Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. FOTO: Stadt Wien/David Bohmann

In Wien sorgt die SPÖ-Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler für frischen Wind. Trotz möglichem Regierungswechsel bleibt sie dem Wiener Wahlkampf treu.

Die politische Landschaft der österreichischen Hauptstadt Wien erlebte im Herbst eine interessante Entwicklung, als die Möglichkeit eines Regierungswechsels der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Raum stand. Im Zuge ihrer Tätigkeit im SPÖ-Verhandlungsteam für Kunst und Kultur hatte sie bereits bedeutende Themen auf Bundesebene etabliert. Doch anstatt in die Bundesregierung zu wechseln, fokussiert sich Kaup-Hasler nun auf den Wiener Wahlkampf, hebt ihre Errungenschaften seit 2018 hervor und strebt eine weitere Amtszeit an.

Kulturminister

In der Zwischenzeit übernahm Parteichef Andreas Babler, der kulturpolitisch unerfahren ist, die Rolle des Kulturministers. Kaup-Hasler, eine erfahrene Dramaturgin und Festivalleiterin, die sich der Lokalpolitik verschrieben hat, unterstützt Babler nach Kräften. Sie betont die Bedeutung von Sachkenntnis in der Politik, sieht aber Offenheit und Lernfähigkeit als entscheidend an. „Ich bin mit ihm in sehr gutem Austausch. Meine Türe ist jederzeit offen für ihn,“ erklärt sie.

Kulturinitiativen in Wien

Die SPÖ plant für den 27. April eine Kampagne unter dem Motto „Es geht um Wien“, die Kaup-Hasler mit konkreten Initiativen füllt: von einem Zentrum für Kinderkultur bis hin zu mehr Raum für Kunst und kulturellen Austausch. Acht „Kulturankerzentren“ sollen als dezentrale kulturelle Nahversorger in den Wiener Bezirken fungieren, und die kulturelle Zwischennutzung der Semmelweis-Klinik wurde bis Ende 2026 verlängert.

Trotz dieser Fortschritte stellt sich die Frage, ob dies ausreicht, um mit dem schnellen Bevölkerungswachstum Wiens Schritt zu halten. Kaup-Hasler gibt zu, dass noch vieles im Werden ist und verweist auf den Wiener Stadtentwicklungsplan 2035 sowie die Kulturstrategie 2030 als Handlungsrahmen. Kritiker bemängeln jedoch das Fehlen eines Zeit- und Finanzplans, was Kaup-Hasler zurückweist. Sie betont den kontinuierlichen Dialog mit Künstlern und Interessensvertretungen und nennt Beispiele für Workshops und Round Tables.

Zukünftige Projekte

Ein weiteres zentrales Thema ist das Nordwestbahnhof-Areal, das nach der Errichtung von Wohnvierteln möglicherweise seine kulturelle Funktion verlieren könnte. Kaup-Hasler sieht jedoch Investitionen der Stadt als erheblich an und plant eine Eröffnung im Herbst 2027, trotz möglicher Baustellen in der Umgebung.

Projekte wie die Neugestaltung des „Bank Austria Parks“ und ein geplantes Musicaltheater im Wiener Prater, bei denen Kaup-Hasler keine aktive Rolle spielt, sieht sie mit gemischten Gefühlen. Sie wünscht sich mehr Kommunikation und äußert, dass die Erweiterung des Musicalangebots nicht als kulturpolitisch notwendig betrachtet wird, erkennt jedoch die wirtschaftliche Bedeutung für Wien an.

„Kultureuro“

Kaup-Hasler unterstützt die Idee eines „Kultureuros“, um von den steigenden Nächtigungszahlen im Tourismus zu profitieren. Sie warnt vor kulturellen Einschnitten in anderen Ländern und sieht in Wien eine Chance, eine neue Willkommenskultur zu etablieren, insbesondere mit Blick auf die Entwicklungen in der Wissenschaft.

Das Otto-Wagner-Areal, das bis 2030/31 zur neuen Heimat der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien werden soll, könnte ein kulturelles Zentrum werden. Kaup-Hasler beobachtet auch einen Zuzug von Künstlern aus Berlin und sieht darin eine Chance, trotz eines möglicherweise knapperen Kulturbudgets weiterhin innovative Ideen zu fördern.

Ein eigenes Kunst- und Kulturförderungsgesetz für Wien wird es nicht geben, da Kaup-Hasler überzeugt ist, dass die bestehenden Strukturen bereits ausreichend sind. „Das bringt nichts außer hohle Phrasen,“ erklärt sie und hebt die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Politik und Kulturverwaltung hervor.