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Containerklassen

Syrischer Familiennachzug überlastet Schulsystem – Monatlich 350 Kinder zusätzlich

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Wiener Eltern und Anrainer stehen auf den Barrikaden: Der Elternverein der Mittelschule Kagran stemmt sich mit vehemente Entschlossenheit gegen die Errichtung von Containerklassen. Die besagten neun provisorischen Unterrichtsräume sollen nahezu 400 neue Schüler aufnehmen und fügen sich in ein Wiener Bild widerwilliger Stadtteilinitiativen ein, die sich auch in Floridsdorf, Liesing, Simmering und Favoriten formieren.

Die Ursache: eine kontinuierliche Zuwanderungswelle von Kindern und Jugendlichen aus Syrien, die monatlich 14 neue Klassen in Wien nötig macht. Ein Dilemma, das eine Stadt im Spagat zwischen Integration und Kapazitätsengpass zeigt.

Christoph Wiederkehr, Wiens Bildungsverantwortlicher, bleibt indes standfest. Mit klarer Ansage im Profil-Interview – „Die Standorte sind fix und alternativlos“ – deutet er an, dass eine Erhöhung der Schüleranzahl pro Klasse die einzige Alternative wäre. Ein Szenario, das bereits in manchen Wiener Volksschulen Realität ist. Hier sehen sich Lehrkräfte mit bis zu 29 Kindern pro Klasse konfrontiert, eine Zahl, die selbst erfahrene Pädagogen erstaunt.

Kinder ohne Schulerfahrung

In Österreich herrscht Schulpflicht, und die hinzukommenden syrischen Kinder – manche ohne jegliche Schulerfahrung – müssen schnell in das bestehende System integriert werden. Ein Vorhaben, das nicht ohne Hürden ist und mitunter die Schaffung separater Deutschförderklassen und die Einführung von Pilotprojekten für überalterte Schüler umfasst.

Diese Kinder müssen erst das Lernen lernen und die lateinische Schrift. Wiederkehr hat sich für eine langsamere Heranführung dieser Kinder an den regulären Unterricht eingesetzt, doch stößt er dabei an die Grenzen des strengen österreichischen Schulrechts.

Suche nach Alternativen

Die Wiener Bildungspolitik sieht sich mit einem Balanceakt konfrontiert: zwischen der Notwendigkeit, dem Anstieg der Schülerzahlen gerecht zu werden, und der Verantwortung, eine qualitätsvolle Bildung zu gewährleisten. Der Einsatz von Containerklassen ist nur ein Weg, um dem entgegenzutreten. Doch erntet dieser Vorstoß nicht nur Gegenwind, sondern legt auch die tiefgreifenden Spannungen offen, die Wiens Schulsystem gerade durchläuft.

In die Komplexität der Bildungsherausforderung eintauchend, offenbart sich ein vielschichtiges Bild: Überfüllte Klassenräume stehen im Kontrast zu einer integrativen Schulpädagogik, die jeden Schüler erreichen will – eine Herausforderung, die Wien mit Innovationsgeist und Entschlossenheit begegnen muss.