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Bildungskrise

Wiener Deutschförderklassen überfüllt – Lehrkräfte unzufrieden

(FOTO: iStock/Drazen Zigic)
(FOTO: iStock/Drazen Zigic)

Die Herausforderungen im österreichischen Bildungssystem sind vielschichtig und komplex. Eine davon ist die sinkende Anzahl von Schülerinnen und Schülern, deren Muttersprache Deutsch ist oder die Deutsch auf einem ausreichenden Niveau sprechen. Hinzu kommt ein akuter Mangel an Lehrkräften.

Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, wurden in den letzten Jahren vermehrt Deutschförderklassen eingeführt. Diese richten sich vor allem an Kindergartenkinder und Schuleinsteiger in Wien, deren Deutschkenntnisse noch nicht ausreichend sind. Laut Theorie sollen diese Schüler, die als außerordentliche Schüler eingestuft werden, maximal zwei Jahre lang bis zu 20 Stunden pro Woche in eigenen Klassen in Deutsch gefördert werden.

Theorie und Praxis klaffen auseinander

In der Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Die Deutschförderklassen sind überfüllt, die Anzahl der Schüler pro Klasse ist zu hoch. Die Folge: Der Unterricht kann nicht auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder eingehen, die Qualität leidet.

Ein Gewerkschafter warnt vor den Konsequenzen dieser Entwicklung. Er sieht die Qualität des Unterrichts in Gefahr und fordert dringend Abhilfe. Doch nicht nur die Anzahl der Schüler im Vergleich zum Lehrermangel ist bedenklich. Auch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.

Denn viele Schulleitungen und Lehrkräfte missachten das aktuelle Deutschfördermodell, da es an Ressourcen mangelt und unzureichend umgesetzt wird, wie „Der Standard“ Ende Juni publizierte. Laut einer Studie der Universität Wien folgt ein Drittel der Schulleiter nicht den ministeriellen Vorgaben, da Lehrer und Ausstattung fehlen.

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Die Deutschförderklassen, eingeführt unter Schwarz-Blau, werden aus mehrfacher Richtung kritisiert, da sie deren Meinung nach nicht effektiv sind. Separat eingerichtete Klassen sollen eine umfassende Förderung bieten, doch zahlreiche Studien belegen das Gegenteil. Zusätzlich zeigt die Studie, dass Schulleiter bewusst Kinder in Vorschulklassen einschreiben, die eigentlich Deutschklassen besuchen sollten, und einige Kinder trotz ausreichender Deutschkenntnisse den Status als ordentliche Schüler verweigert wird, um Sprachförderressourcen zu erhalten.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.