Start Wien
Radikalisierung

Wiederkehr fordert ‚Time Out-Klassen‘ wegen Bombendrohungen an Schulen

(FOTO: PID/VOTAVA)
(FOTO: PID/VOTAVA)

Eine Serie von Bombendrohungen an sieben Schulen erschütterte gestern die österreichische Hauptstadt. Die Drohungen, die per E-Mail von einer selbsternannten „Terrorgruppe Corleone“ versendet wurden, behaupteten, im Auftrag des IS zu handeln. Sie kündigten eine „Säuberung an Wiener Schulen“ bis zum 10. November an. Die Polizei untersuchte umgehend die betroffenen Gebäude. Nun meldet sich Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr zu Wort.

Christoph Wiederkehr (NEOS), der Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat in Wien, bestätigte in einem Interview mit dem KURIER, dass die Wiener Schulen zunehmend mit Problemen wie Antisemitismus und Sympathie für den IS konfrontiert sind, insbesondere seit dem eskalierenden Nahost-Konflikt. „Und ja, es gibt ein Problem an Schulen mit radikalisierten Jugendlichen. Hier ist es dringend notwendig, gesamtstaatlich massiv dagegen vorzugehen“, sagte Wiederkehr.

Time Out-Klassen

Wiederkehr stellte einen neuen Ansatz zur Bekämpfung der Radikalisierung vor: Time Out-Klassen. In diesen speziellen Klassen würden auffällige Schüler für eine bestimmte Zeit aus ihrem normalen Klassenverband genommen und in einem separaten Umfeld pädagogisch betreut. „So kommen gewalttätige oder verhaltensauffällige Jugendliche in eigene Settings, wo man mit ihnen pädagogisch arbeitet, damit sie anerkennen und einsehen, dass sie sich auch an die Grundregeln halten müssen“, erklärte der Vizebürgermeister. Derzeit suspendieren Schulen in Wien etwa 800 Schüler pro Jahr, weil sie diese als verhaltensauffällig, gewalttätig oder radikalisiert einstufen.

Forderungen für die Zukunft

Neben den Time Out-Klassen hat die Stadt Wien weitere Maßnahmen ergriffen, um das Problem der Radikalisierung anzugehen. Dazu gehört die Einrichtung einer Hotline für Lehrer, die Radikalisierungstendenzen bei Schülern feststellen, sowie Investitionen in Präventionsprogramme.

Ethikunterricht

Darüber hinaus fordert Wiederkehr, dass der Ethikunterricht, der derzeit nur als Ersatz für den Religionsunterricht angeboten wird, zu einem verpflichtenden Fach für alle Schüler gemacht wird. „Meine Forderung an den Bildungsminister und die Bundesregierung ist allerdings, den Ethikunterricht nicht als Ersatz-Unterricht zu machen, sondern als verpflichtendes Fach für alle Kinder und Jugendlichen und hier auch schon früher zu beginnen, nämlich in der Volksschule“, betonte er.

Bombendrohungen an sieben Wiener Schulen lösen Großeinsatz aus

Im Dezember werden wir diese und weitere Maßnahmen gemeinsam mit der Lehrergewerkschaft bei einem Runden Tisch diskutieren, um Lösungen für die wachsenden Herausforderungen an Wiener Schulen zu finden.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.