Während Spritzen auf Gehwegen liegen und Anwohner ihre Kinder nicht mehr in den Park lassen, bleibt der versprochene Sicherheitsgipfel zur Drogenproblematik in Wien-Mariahilf aus.
Die Anrainer rund um die U6-Station Gumpendorferstraße in Wien-Mariahilf warten weiterhin vergeblich auf den seit Wochen angekündigten Sicherheitsgipfel zur wachsenden Drogenproblematik in ihrem Viertel. Obwohl Wiens Drogenkoordinator Ewald Lochner nach anhaltender Kritik ein Treffen zwischen Stadtvertretern und Polizei in Aussicht gestellt hatte, wurde bis heute kein konkreter Termin vereinbart – ein Umstand, der bei vielen Bewohnern den Eindruck politischer Handlungsunfähigkeit verstärkt.
Der Bezirksobmann der ÖVP Mariahilf, Gerhard Hammerer, kritisiert die ausbleibenden Fortschritte scharf: „Anstatt endlich wirksame Maßnahmen zu setzen, geht Lochner auf Tauchstation und versucht mit Ausreden abzulenken. Die Polizei ist im Dauereinsatz – doch die SPÖ-Neos-Stadtregierung verschließt die Augen vor der Realität.“ Laut Hammerer warte man bereits seit einem Jahr auf diesen Termin. Die SPÖ begründe die Verzögerung damit, dass sich die Mehrheit der zuständigen Dienststellen einer Teilnahme verweigere – für den Bezirkspolitiker „ein untragbarer Zustand“, der die Anrainer mit ihren Sorgen allein lasse.
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Eine Stellungnahme von Drogenkoordinator Lochner zu den Vorwürfen steht trotz Anfrage bislang aus.
Alltägliche Belastungen
Für die Anwohner verschärft sich die Situation derweil zusehends. Eine Bewohnerin berichtete von morgendlichen Begegnungen mit Drogenabhängigen, die sich auf offener Straße Spritzen setzen. „Wenn ich in der Früh aus dem Haus gehe, liegen gebrauchte Nadeln am Gehsteig – manchmal sogar vor dem Geschäft“, schildert sie ihre täglichen Erfahrungen.
Die Problematik belastet auch die lokale Wirtschaft. Ein Unternehmer aus der Gegend beklagt Umsatzeinbußen, da potenzielle Kunden das Gebiet mittlerweile meiden würden. „Viele kommen nicht mehr vorbei, weil sie Angst haben, was sie draußen sehen. Die Situation ist nicht mehr tragbar“, erläutert er. Besonders betroffen sind auch Familien: Eine Mutter berichtet, dass sie ihren Kindern den Besuch des nahegelegenen Fritz-Imhoff-Parks untersagt habe. „Da liegen Spritzen, blutige Tupfer, manchmal sogar leere Tablettenpackungen – das ist kein Ort mehr für Familien.“
Die angespannte Lage spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen der Suchthilfe Wien wider. Der jüngste Tätigkeitsbericht zeigt einen markanten Anstieg der Spritzentauschkontakte in der Drogenberatungseinrichtung Jedmayer – von 128.279 im Jahr 2020 auf 169.179 im Jahr 2024, was einer Steigerung von fast 32 Prozent entspricht.
Geforderte Maßnahmen
Hammerer interpretiert diese Entwicklung als deutliches Alarmsignal: „Diese Zahlen werden weiter nach oben gehen. Dieses Problem kann die Exekutive allein nicht lösen.“ Er kritisiert insbesondere die Konzentration der Suchthilfe auf einen einzigen Standort als überholtes Konzept und fordert ein entschlosseneres Vorgehen der Stadtregierung.
Neben dem ausständigen Sicherheitsgipfel steht auch die im Vorjahr versprochene Anrainerversammlung noch aus. Diese sollte eigentlich alle relevanten Akteure – Vertreter der Stadt, Polizei, Suchthilfe und die betroffene Bevölkerung – zusammenbringen, um gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten. Doch auch in dieser Hinsicht ist bislang keine Bewegung erkennbar.
Die ÖVP Mariahilf plädiert für ein umfassendes, stadtweites Konzept zur Suchthilfe. „Eine einzige Einrichtung, ein einzelnes Grätzel kann nicht die Drogenprobleme einer Zwei-Millionen-Stadt tragen“, betont Hammerer. Er fordert konkrete Maßnahmen wie Alkoholverbotszonen, einen permanenten Sicherheitsdienst der Wiener Linien in der U6-Station, regelmäßige Reinigung der Parkanlagen sowie eine ausgewogenere Verteilung der Suchthilfeeinrichtungen über das gesamte Stadtgebiet.
„Wenn die SPÖ-Neos-Stadtregierung weiter untätig bleibt, wird das Problem im Jedmayer-Grätzel nur noch größer. Die Menschen vor Ort verdienen endlich Lösungen“, resümiert der Bezirkspolitiker.
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