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Karfreitag

Warum ist Karfreitag kein Feiertag in Österreich?

(FOTO: iStock)

Mit dem nahenden Osterfest gerät eine Diskussion, die seit einigen Jahren die österreichische Gesellschaft prägt, erneut in den Fokus: Der Karfreitag, der in der christlichen Tradition einen Tag der Besinnung und des Gedenkens darstellt, ist für die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich kein gesetzlicher Feiertag mehr. Wer einen Gottesdienst besuchen möchte, ist nun darauf angewiesen, einen Urlaubstag zu nutzen.

Die Liste der gesetzlichen Feiertage ist eine Konstante im österreichischen Arbeitsleben. Diese Regelung wurde gründlich durch den historischen Generalkollektivvertrag im Jahr 1952 definiert und erst viele Jahrzehnte später, konkret im Jahr 2019, aufgrund eines Urteils des europäischen Gerichtshofs revidiert. Damals entschied die Regierung unter der Führung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), die Sonderregelung für den Karfreitag zu streichen, was er mit den Worten kommentierte, dass sich für „96 Prozent der Bevölkerung (…) gar nichts“ ändern würde.

Kompromisslösung: Persönlicher Feiertag

Als Reaktion auf die Abschaffung des Karfreitags als fixen Feiertag wurde der sogenannte persönliche Feiertag als Ausgleich eingeführt, der es allen Beschäftigten ermöglicht, einmal pro Urlaubsjahr einen Tag ihrer Wahl freizunehmen. Diese Regelung gilt ohne Ansehen der Gründe, sei es aus religiöser Überzeugung oder anderen persönlichen Anlässen. Der Anspruch muss allerdings drei Monate im Voraus angemeldet werden und kann vom Arbeitgeber nicht abgelehnt werden, selbst wenn die Arbeitskraft an diesem Tag eigentlich gebraucht würde.

Michael Chalupka, der Bischof der evangelischen Kirche, äußerte im ORF-Interview jedoch Unmut über diese Regelung, die er als unzureichende Beschönigung kritisiert: „Der persönliche Feiertag ist für ihn ‚ein Etikettenschwindel, es ist einfach ein Urlaubstag.'“ Ein Umdenken in der Politik sieht er bisher nicht, obwohl die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag für viele eine „schmerzliche Wunde“ sei.

Rechtsanspruch und Arbeitsleben

Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet der persönliche Feiertag immerhin einen kleinen Sieg: Denn wird an diesem Tag trotz vorheriger Anmeldung gearbeitet, steht ihnen das doppelte Gehalt zu – eine Regelung, die auch von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer bestätigt ist.

Karfreitag in der christlichen Tradition

Die christliche Tradition dieser Tag markiert den Auftakt zum sogenannten Triduum Sacrum, den heiligen drei Tagen, die das Osterfest einleiten. Die Kreuzigung Jesu steht im Zentrum der Gedenkakte. In der römisch-katholischen Kirche wird der Tag als strenger Fast- und Abstinenztag betrachtet, und auch in der evangelischen Tradition findet der Karfreitag in Stille und Besinnung statt. Während der Karfreitag regional unterschiedlich zelebriert wird, bleibt der Verzehr von Fisch an diesem Tag eine weit verbreitete Tradition.

Regionale Feierlichkeiten und landesweite Regelungen

Zu erwähnen sind auch die landesspezifischen Feiertage wie der Rupertitag in Salzburg am 24. September, die zwar keine gesetzlichen Feiertage sind, aber dennoch in den jeweiligen Regionen mit schulfrei für Kinder und geschlossenen Ämtern und Behörden begangen werden.

Der Dialog um eine angemessene Würdigung des Karfreitags im öffentlichen Leben mag vielleicht weitergehen, doch zumindest für dieses Jahr bleibt die Lage unverändert: Das Osterfest im christlichen Sinne beginnt für Viele mit einem regulären Arbeitstag.