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"TEAM VUČJAK"

Wien: Demonstranten fordern Auflösung des bosnischen Horror-Camps (VIDEO)

Demo
FOTO: Murtaza Elham

Vor dem Haus der Europäischen Union in Wien fand gestern eine Kundgebung statt, mit der man eine Auflösung des Flüchtlingscamps in Vučjak forderte.

Protestiert wurde gegen die unmenschlichen Bedingungen, die im Camp auf der einstigen Müllhalde herrschen. Die Demo mit 80 TeilnehmerInnen wurde von den Aktivisten Filis Bilgin und Georg Hochecker organisiert, nachdem der Bürgermeister von Bihać Šuhret Fazlić ankündigte (KOSMO berichtete), im Camp im Nordwesten Bosniens die Essens- und Trinkversorgung einzustellen. Die medizinische Versorgung ist so gut wie gar nicht mehr gegeben.

Kritik an EU-Mitglied Kroatien

Flüchtlingshelfer Arye Wachsmuth, der selber zehn Tage im Camp als Ehrenamtlicher tätig war, schilderte seine Erlebnisse und kritisierte dabei nicht nur die Zustände in Bosnien-Herzegowina selbst, sondern auch die „gravierenden Folgen der Push-Backs in Kroatien“. „Fast jeder hat bis zu 15 Mal versucht die Grenze zu überqueren, aber sie schaffen es nicht und werden illegal zurück nach Bosnien abgeschoben“, so Wachsmuth.

Organisatorin der Demonstration, Filis Bilgin. (FOTO: Murtaza Elham)

Wie KOSMO, als wir vor einem Monat im Horror-Camp waren, berichtete, kommen die meisten Flüchtlinge mit Verletzungen und Brüchen von der kroatischen Grenze zurück. „Wir klagen alle an, die diese Menschen töten“, so die Organisatorin Filis Bilgin.

Alma Zadić: „Unfassbare Schande“

Alma Zadić
Nationalratsabgeordnete der Grünen, Alma Zadić. (FOTO: Murtaza Elham)

Die grüne Nationalratsabgeordnete Alma Zadić, die selber aus Tuzla stammt (Bosnien-Herzegowina), dankte den beiden Organisatoren und dem Rapper Kid Pex, der gerade dabei ist Hilfstransporte nach Bosnien zu organisieren (heute letzte Spendenmöglichkeit). Sie selber bezahlte den Organisatoren auch noch einen zusätzlichen Kombi für den Transport. „Was in Vučjak passiert, ist eine unfassbare Schande“, so Zadić, die sich auch enttäuscht zeigte, dass in Österreich das Thema medial keine große Beachtung findet, obwohl das Camp ohne Wasser, Strom und Nahrung nur 515 Kilometer weit entfernt ist.

Genner: „Müllhalde ist Festung Europas“

Im Publikum war die bosnische Community nicht so groß vertreten, aber dafür mit einigen bekannten Gesichtern: unter anderem mit Kemal Smajić, Obmann der Bosnisch-herzegowinischen Kulturplattform, aber ebenso Renato Čiča vom Verein „We help“. Anwesend im Publikum war auch die grüne Nationalratsabgeordnete Faika El-Nagashi, aber auch die stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt Mireille Ngosso. Michael Genner von Asyl in Not sprach vom „Terror der Mächtigen“. „Die Müllhalde von Vučjak, wo die Machthaber Europas Hilffsuchende verkommen lassen, ist das neue Wahrzeichen der Festung Europas“, sagte Genner.

GALERIE (3 FOTOS)

Heute ab 17 bis 21 Uhr gibt es die letzte Möglichkeit, um Sachspenden für die Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina vorbeizubringen:

Verein Boem, Schwarzhorngasse 1/Ecke Bacherplatz (Eingang ums Eck)

Die aufrüttelnde Rede des Rappers Kid Pex kannst du dir hier anhören:

Aber auch Organisatorin Filis Bilgin hatte einiges zu sagen: