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GRENZGEWALT

Zadić will mit Außenminister über Gewalt gegen Flüchtlinge in Kroatien sprechen

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Alma Zadić mit Petar Rosandić von SOS Balkanroute und der bosnischen Ute Bock, Zehida Bihorac aus Velika Kladuša. Foto: Ben Owen-Browne

Die österreichische Justizministerin Alma Zadić hat gestern mehrere NGO’s und Flüchtlingshelfer zum Weltflüchtlingstag empfangen.

Dabei übergab ihr die Initiative SOS Balkanroute eine 1673 A4-Seiten lange Dokumentation mit über 500 Fällen von Gewalt gegen geflüchtete Menschen, die der kroatischen Polizei zugerechnet werden. Die Fälle sind sehr akribisch beschrieben und als spezieller Gast der Initiative war bei dem Meeting im Justizministerium auch Zehida Bihorac, eine bosnische Lehrerin die ehrenamtlich die letzten drei Jahre Geflüchteten im Kanton Una-Sana hilft.

In letzter Zeit wurde vermehrt – auch in internationalen Medien wie „The Guardian“ – über die Brutalität von Grenzpolizisten an der EU-Außengrenze berichtet. Die Vorwürfe gegen kroatische Grenzpolizisten sind erschreckend, begonnen vom Anschütten mit kochendem Wasser bis zum Übersprühen von Köpfen muslimischer Männer mit Kreuzen.

Bilaterale Gespräche mit Kroatien
Zadić zeigte sich schockiert von den Fotos und Videos, die die Aktivisten mitgebracht haben. Sie kündigte an, den österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg über den Erhalt und den Inhalt der Dokumentation zu informieren, die vom Border Violence Monitoring Network, einem Zusammenschluss von mehreren internationalen NGO’s, an SOS Balkanroute weitergeleitet wurde. Die Justizministerin kündigte ebenso an, dass sie den Kontakt zum kroatischen sowie zum bosnisch-herzegowinischen Kollegen suchen wird.

In einem Gespräch mit VertreterInnen der Initiativen SOS Balkanroute, Grenzenlose Hilfe Kremsmünster und dem Pfarrnetzwerk Asyl, zeigte sie sich sehr dankbar für die „wichtige Arbeit der Zivilgesellschaft“. Ebenso versprach sie, auf bilateraler und multilateraler Ebene Kontakte zu suchen, um auch wieder Hilfe im Kanton Una-Sana zu ermöglichen. Seit einigen Wochen wurde die Hilfe von unabhängigen NGO’s in diesem Kanton verboten.

„Dürfen nichtmal Essen verteilen“
„Wir dürfen nichtmal mehr Essen an die hungrigen Menschen verteilen. Wir werden verfolgt von der Polizei und die Stimmung ist sehr angeheizt. Es gibt in meiner Stadt Velika Kladuša keine humanitäre Organisation, die sich um die tausenden Menschen auf der Straße kümmert. Die Situation in offiziellen IOM-Camps ist fürchterlich“, sagte die Helferin Zehida Bihorac.

Rede im Palais Epstein
Über das Treffen im Justizministerium berichteten heute auch mehrere bosnisch-herzegowinische Medien, aber auch das größte kroatische Newsportal Index.hr. Das Treffen kam einen Tag zustande nachdem KOSMO bereits berichtet hat, dass Zehida Bihorac, die bosnische Ute Bock, im Palais Epstein gemeinsam mit den grünen Abgeordneten Faika El-Nagashi und Ewa Ernst-Dziedzic eine Pressekonferenz gab. Diese sorgte für eine große Medienresonanz, inklusive Berichte in der Zeit im Bild.