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Eigenverantwortung

33 Prozent der österreichischen Obdachlosen sind unter 30

(FOTO: iStock/Ralf Geithe)
(FOTO: iStock/Ralf Geithe)

Der 25. Geburtstag ist für viele junge Menschen in Österreich kein Grund zum Feiern. Stattdessen steht er für den Übergang in die Eigenverantwortung, oft ohne ausreichende Vorbereitung oder Unterstützung. Ein Drittel der 20.000 obdach- und wohnungslosen Menschen in Österreich ist zwischen 18 und 30 Jahre alt – eine alarmierende Zahl, die auf eine verborgene Krise hinweist.

Viele junge Menschen in Österreich kommen nach ihrem 25. Lebensjahr in die Situation, dass sie von zuhause ausziehen müssen. Eigenverantwortung steht von da an auf der Tagesordnung. Doch einige dieser jungen Menschen, die als Care Leaver bezeichnet werden, geraten in prekäre Wohnsituationen oder sogar auf die Straße.

Rechtsanspruch auf Unterstützung

Hilfsorganisationen wie die Heilsarmee fordern daher einen Rechtsanspruch auf Unterstützung für Care Leaver und die Möglichkeit, die Betreuung nach Unterbrechungen bis zum 24. Lebensjahr wieder aufzunehmen. Sie betonen, dass junge Menschen spezielle Bedürfnisse haben, die in den bisherigen Unterstützungsangeboten nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Andreas Gampert von der Diakonie bringt es auf den Punkt: „Wenn wir junge Menschen in Krisensituationen nicht verlieren und ihnen einen Weg aus der Wohnungslosigkeit bieten wollen, müssen wir sie dort abholen, wo sie stehen und nicht versuchen, sie in Angebote zu pressen, die für sie nicht geeignet sind.“

Beendigung von Obdachlosigkeit

Im Vergleich zu anderen Großstädten schneidet Wien in der Wohnungslosenhilfe nicht schlecht ab. Elisabeth Hammer, Geschäftsführerin des neunerhaus, sieht sogar noch größeres Potenzial: „Wien hätte das Potenzial, Vorreiter in Europa zur Beendigung von Obdach- und Wohnungslosigkeit zu werden.“

Die Stadt Wien hat bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um junge Erwachsene in prekären Situationen zu unterstützen, darunter spezifische Unterbringungsplätze, ein eigenes Tageszentrum und Gesundheits- und Beratungsangebote.

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Trotz dieser Bemühungen bleibt die Obdachlosigkeit ein drängendes Problem. Die EU-Kommission hat sich in der Erklärung von Lissabon das Ziel gesetzt, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden. Doch aus dem Wiener Rathaus heißt es realistisch: „Dieses Ziel ist erstrebenswert, aber nicht realistisch.“

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.