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Finanzmittel

Ärztemangel: Sturm auf Kassenstellen wegen großzügigem Bonus

(FOTO: iStock/SARINYAPINNGAM)
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Österreichs Gesundheitssystem steht vor einer Herausforderung. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat kürzlich 100 neue Kassenstellen ausgeschrieben und wurde nahezu überrannt: 300 Bewerbungen sind eingegangen, ein Großteil davon aus Mangelregionen. Nun stehen Gespräche über zusätzliche Finanzmittel mit dem Gesundheitsministerium an.

Die jüngst ausgeschriebenen 100 neuen Kassenarztstellen haben einen regen Zulauf erfahren. Über 300 Ärztinnen und Ärzte haben sich beworben, wobei 200 von ihnen in Fachbereichen oder Regionen mit akutem Ärztemangel tätig sind. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) beabsichtigt, keine qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber abzulehnen und ist bereits im Gespräch mit dem Gesundheitsministerium, um zusätzliche Finanzmittel zu erlangen.

300 Bewerbungen

Mitte Dezember wurden 100 zusätzliche Kassenarztstellen von der Gesundheitskasse ausgeschrieben. Von den insgesamt 300 Bewerbungen stammen 200 von Fachkräften, die in dringend benötigten Bereichen wie Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde oder Gynäkologie arbeiten wollen. Andreas Huss, Vizeobmann der ÖGK, betont die Notwendigkeit, alle geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zu akzeptieren, da der Bedarf evident ist.

Ärztemangel

Nach einer genauen Überprüfung der Bewerbungen stellt sich heraus, dass etwa 200 Ärztinnen und Ärzte für die ausgeschriebenen Stellen infrage kommen, wie Huss im „Ö1-Morgenjournal“ erklärte. Die restlichen 100 Bewerberinnen und Bewerber sind in Regionen tätig, in denen kein Ärztemangel herrscht.

Besonders gefragt sind Allgemeinmediziner und Kinderärzte, wobei die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen für diese Fachbereiche reserviert ist. Auch in Gynäkologie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde besteht in vielen Regionen ein Mangel an Kassenpraxen.

Nicht gleichmäßig verteilt

Huss bedauert jedoch, dass die Bewerbungen nicht gleichmäßig verteilt sind. Beispielsweise gibt es nur in fünf Bundesländern Bewerberinnen und Bewerber im Bereich der Kinderärzte und nur in vier im Bereich der Gynäkologie. Der ÖGK-Vizeobmann Huss stellt fest, dass einige Fachbereiche nicht flächendeckend vertreten sind.

Trotz der neuen Stellen wird der regionale Ärztemangel nicht vollständig behoben. Huss erklärt, dass bis zu 300 Planstellen in entlegeneren Regionen teilweise seit Jahren unbesetzt sind. Daher plant er Gespräche mit allen 200 in Frage kommenden Ärztinnen und Ärzten.

Um sicherzustellen, dass kein dringend benötigter Arzt abgelehnt wird, führt der ÖGK-Vize bereits Gespräche mit dem Gesundheitsministerium. Falls nach Abschluss der Auswahlprozesse noch Bewerbungen übrig bleiben, beabsichtigt er, die Regierung dazu zu bewegen, die Initiative zu erweitern. Huss äußert Optimismus bezüglich der Finanzierung und betont, dass der Bedarf zweifellos vorhanden ist.

Startbonus

Die Zuweisung der Stellen an die verschiedenen Bundesländer erfolgt gemäß dem Bevölkerungsschlüssel. Jede dieser neu geschaffenen Kassenarztstellen ist mit einem großzügigen Startbonus von bis zu 100.000 Euro ausgestattet, der für die Erstausstattung der Ordination verwendet werden kann. Eine Bedingung für die Inanspruchnahme dieses Bonus ist die Verpflichtung, die Kassenpraxis mindestens fünf Jahre lang zu betreiben.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.