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INTERVIEW

Arnes Talić: „Der Weg in die österreichische Bundesliga war nicht einfach“

schiedsrichter
FOTO: privat

Arnes Talić kam in Salzburg zur Welt, wo er neben seiner Arbeit bei einer Versicherung auch dem Schiedsrichtern nachgeht. Wurzeln hat der 23-Jährige in Bosnien-Herzegowina. Nach harter Arbeit schaffte er den Sprung in den Profibereich, wo er heute der erste Schiedsrichter mit bosnischer, bzw. generell nicht österreichischer Abstammung ist. Am 1. September heiratet dieser talentiertere Sportler seine Landsfrau Aldina in der bosnischen Gemeinde Bosanska Dubica.

KOSMO: Wann bist du, bzw. deine Familie nach Österreich gekommen?
Arnes Talić: Ich selbst bin in Salzburg geboren und aufgewachsen. Meine Großeltern, jedoch, kamen bereits in den 70er Jahren nach Salzburg, um hier als Gastarbeiter zu arbeiten. Meine Eltern beendeten in die Schule in Bosnien und zogen Ende der 80er Jahre nach Österreich nach.

Warum hast du dich entschieden, Schiedsrichter zu werden?
Bis zur U15 spielte ich selbst aktiv bei Red Bull Salzburg. Eine Verletzung beendete jedoch meine Karriere bei den Bullen, weshalb ich den Verein in Richtung SAK 1914 verließ. Ich kam schwer wieder in Form und nach langem Überlegen und Überzeugung durch meinen Vater, der ebenfalls SR ist, bewarb ich mich schließlich 2011 für den Schiedsrichterkurs.

Wie lange dauert die Ausbildung, welche Kurse, etc. muss man durchlaufen?
Die Ausbildung zum Schiedsrichter beginnt mit zwei intensiven Wochenenden, an denen die Teilnehmer zwei volle Tage die Einzelheiten der Regelkunde erlernen – auch mit Hilfe von Beispielen aus der Praxis. Allerdings ist das erst der Beginn eines umfassenden Ausbildungs- und Förderprogramms. Danach folgen zahlreiche weitere Kurse und Weiterbildungen, die einen dazu befähigen, immer höhere Ligen zu pfeifen.

In welcher Liga darf man anfangs pfeifen und wie lange braucht man, um Bundesligaschiedsrichter zu werden?
Mein erstes Spiel war am 10. April 2011 in Bergheim, da pfiff ich eine U12 Mannschaft. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Bezüglich der Dauer kann ich nur mich selbst als Beispiel nehmen. Ich habe 7 Jahre gebraucht um den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Natürlich war der Weg nicht einfach, man muss viel Zeit und Mühe aufbringen und viele Schulungen machen, damit der Wissensstand ausgebaut wird.

Was ist für dich das Schwerste beim Pfeifen? Bzw. welches war das schwerste Spiel, dass du jemals pfeifen musstest und warum?
Ich denke, dass die ersten Spiele als Schiedsrichter die schwierigsten sind, weil man das als Fußballer, wie ich, gar nicht gewohnt ist, das Spiel aus einer anderen Sicht zu sehen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die „andere“ Rolle und merkt, wie stark sich die Spieler- und Schiedsrichterperspektiven unterscheiden. Vor allem wenn es um knifflige Entscheidungen geht.

Wie gehst du mit Fehlentscheidungen um? Im Nachhinein bzw. während des Spieles?
Während des Spiels sollte man nicht lange über mögliche Fehlentscheidungen nachdenken, da man sich dadurch selbst aus der Ruhe bringt. Im Nachhinein analysiere ich selbstverständlich jedes Spiel und versuche herauszufinden, wie ich strittige Situationen in den kommenden Matches besser bewältigen kann.

Talic und seine Schiedsrichter-Kollegen
Talic und seine Schiedsrichter-Kollegen. (FOTO: privat)

Wurden Spieler jemals dir gegenüber handgreiflich?
Bisher hatte ich noch keine Probleme. Natürlich gibt es Situationen in denen Emotionen gezeigt werden, aber über die Kommunikation mit den Spielern, schaffe ich es immer wieder diese zu beruhigen. Als Schiedsrichter braucht man eine ruhige Hand und ein selbstbewusstes Auftreten. So kann man brenzligen Situationen am besten vorbeugen.

War deine Herkunft jemals von Vor- bzw. Nachteil für dich?
Nein, im Gegensatz sobald ich hörte, dass die Spieler auf Bosnisch schimpften versuche ich ihnen, natürlich auf Deutsch, zu erklären, dass wir hier auf den Fußball Platz sind und nicht in einem Wirtshaus.

Ist Schiedsrichter sein wirklich so ein „undankbarer“ Job?
Ich denke nicht, Schiedsrichter zu sein ist ein verantwortungsvoller Job und der Schiedsrichter ist sehr wichtig für ein Spiel.